Steigende Materialpreise, Lieferkettenprobleme und Fachkräftemangel in Folge der Corona-Lockdowns und des Ukraine-Kriegs haben Unternehmen im vergangenen Jahr zugesetzt. Die Zahl der Firmenpleiten ist laut Angaben des Gläubigerschutzverbandes Creditreform um knapp 60 Prozent auf 4.913 Verfahren angestiegen. Grund zur Panik sei das aber nicht. In den Zahlen schlage sich auch ein Aufholeffekt nach den historisch niedrigen Insolvenzzahlen während der Pandemie zu Buche.
"Das österreichische Insolvenzgeschehen kehrt zur Normalität zurück", schreibt der Verband in einer Aussendung am Mittwoch. "Nach dem Auslaufen der Corona-Hilfsmaßnahmen war mit einer Rückkehr auf das Vorpandemieniveau zu rechnen", sagte der Geschäftsführer Gerald Weinhofer.
Viele Unternehmen hätten vor der Pandemie schon Probleme gehabt. Das sei vor allem in der stark gestiegenen Zahl an vermögenslosen Abweisungen zu erkennen. Diese hat sich nahezu verdoppelt, im Vorjahr stieg die Zahl der mangels Vermögen abgewiesenen Verfahren um 95,5 Prozent auf 1.951 an.
Dennoch seien die Corona-Lockdowns, gefolgt vom Ukraine-Krieg und der hohen Inflation "für viele Unternehmen zu viel an Polykrisen" gewesen, so Weinhofer. Die meisten Insolvenzen gab es im Handel (862), bei unternehmensbezogenen Dienstleistungen (841) und im Bauwesen (805).
Auch für das kommende Jahr könne keine Entwarnung für das Insolvenz-Geschehen gegeben werden. "Steigende Energiekosten und Mieten sowie die hohen Kollektivvertragsabschlüsse gepaart mit einer erwarteten Rezession bilden ein gefährliches toxisches Umfeld", so Weinhofer. Er rechnet für 2023 mit rund 6.000 Firmeninsolvenzen.
Bei den Privatinsolvenzen ging es im Vorjahr ebenfalls nach oben. 2022 stieg die Zahl um 18,6 Prozent auf 9.079 Verfahren an. Das Vorpandemieniveau sei damit aber noch nicht erreicht. Der Trend für heuer zeige stark nach oben. "Trotz guter Arbeitsmarktlage und staatlicher Hilfen führt die allgemeine Teuerungswelle zur Zahlungsunfähigkeit bei immer mehr Österreicherinnen und Österreichern. 2023 wird es zu einer weiteren Verschärfung kommen", so Weinhofer.
Noch würden staatliche Zuschüsse Viele stützen, im neuen Jahr würden jedoch höhere Stromrechnungen und Mieten schlagend. Hinzu kämen steigende Preise für Lebensmittel und Kredite. "Es müssten schon massive staatliche Eingriffe durch Ausgleichszahlungen und Preiskontrollen erfolgen, wollte man das Überschreiten der Schwelle von 10.000 Privatinsolvenzen gegen Ende des Jahres vermeiden", sagte Weinhofer. (apa)