3.000 Wohnungen um 6 Millionen Euro. Wer würde da nicht zuschlagen? Das ist wahrlich ein guter Deal! Wo gibt es um 2.000 Euro (im Schnitt) eine ganze Wohnung? Nimmt man als durchschnittliche Wohnungsgröße 30 Quadratmeter an, kommt man auf einen Quadratmeterpreis von 66,67 Euro, bei 50 Quadratmetern auf 40 Euro pro Quadratmeter und bei 75 Quadratmetern auf 26,67 Euro pro Quadratmeter. Dass dieser Deal Kritiker auf den Platz ruft, ist nicht verwunderlich. Denn die auf Käuferseite handelnden Personen sind keine Unbekannten. Neuer starker Mann in der „Gemeinnützige Wohnbauvereinigung der Gewerkschaft öffentlicher Dienst“ ist der wirtschaftliche Eigentümer des Hauptgesellschafters „Gesellschaft zur Förderung des Wohnbaus GmbH“ Christian Hosp. Im Hintergrund soll Heumarkt-Investor Michael Tojner die Fäden ziehen. Hosp war unter anderem Aufsichtsrat der zum Tojner-Konzern gehörenden ETV Montana Tech Holding GmbH und GEP Beteiligungs Invest GmbH. Was das Gerücht nährt, ist auch die Tatsache, dass in Tojners Firmenreich bereits gemeinnützige Wohnbaugesellschaften aufgegangen sind. Etwa die Wohnbaugesellschaften Buntes Wohnen (ihre Tochter hat 2008 das Wiener Heumarkt-Areal gekauft) und Riedenhof. Beide Gesellschaften hatten zuvor den Status der Gemeinnützigkeit verloren. Die „Gemeinnützige Wohnbauvereinigung der Gewerkschaft öffentlicher Dienst“ gehörte einst der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), geriet in Turbulenzen und wurde 2003 an eine Gruppe privater Investoren um den aktuellen Aufsichtsratschef Stefan Gregorich verkauft, die nunmehr an Hosp die „Gesellschaft zur Förderung des Wohnbaus GmbH“ verkauften. Doch wer glaubte, der Deal könne diskret über die Bühne gehen, irrte sich gewaltig. Nicht nur der Österreichische Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) protestierte gegen den Verkauf. Aus Sicht des Verbandes sei der Kauf unzulässig, da die bei einem Verkauf eines gemeinnützigen Bauträgers notwendige Bewilligung fehle. Zuständig dafür: Noch-Wohnbaustadtrat aber Bald-Wien-Bürgermeister Michael Ludwig. dieser hätte den Verkauf verhindern können, leitete aber ein Verfahren auf Aberkennung der Gemeinnützigkeit ein. Wird der Status der Gemeinnützigkeit aufgehoben, droht Hosp eine Nachzahlung von rund 70 Millionen Euro. dafür hat Hosp dann allerdings freie Hand. Hosp dürfte die 70 Millionen Euro – im Fall der Fälle – verschmerzen können. Denn die Rendite passt auf jeden Fall. Die am 30.09.2016 im Handelsregister hinterlegte Bilanz zum 31.12.2015 weist für das Jahr 2015 Mieteinnahmen in der Höhe von über 16.742.248,78 Euro und Ausgaben für Betriebskosten in der Höhe von 3.305.555,70 Euro aus. Bleiben Netto-Mieterlöse von 13.436.693 Euro. Bleibt es bei der Gemeinnützigkeit, beträgt die Rendite: 223,94 Prozent. Fällt die Gemeinnützigkeit und müssen 70 Millionen Euro nachgeschossen werden, beträgt die Rendite immerhin noch stolze 17,68 Prozent. Das nenne ich einen Deal. Aber, Herr Stadtrat: Warum lassen Sie es zu, dass ein Privatinvestor eine Wohnung um 2.000 Euro kaufen kann – verweigern aber den Mietern in Gemeindebauten diese Möglichkeit? Ich glaube, so mancher Mieter würde bei diesen Konditionen nur allzu gerne zuschlagen.