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50/50-Chance für eine weitere Zinserhöhung

David Page, Head of Macro Research bei AXA IM, zur gestrigen Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed).
Michael Neubauer
PAGE, David
PAGE, David
© AXA IM

In aller Kürze: Der Fed-Vorsitzende war bemüht, die Signalwirkung der Projektionen herunterzuspielen.

Wir sind der Ansicht, dass die Fed auf dem Höhepunkt ihrer Anhebungen angekommen ist. Jedoch hat sich das Risiko weiterer Zinserhöhungen in den kommenden Sitzungen leicht erhöht. Wir gehen weiterhin von drei Zinssenkungen ab der Mitte des nächsten Jahres aus.

So wie wir das beurteilen, hat die Fed ihre Einschätzung zur wirtschaftlichen Dynamik deutlich angehoben. Diese hat nämlich die Abschwächung des Arbeitsmarktes zuletzt reduziert. Es wird nun erwartet, dass eine straffere Geldpolitik für einen längeren Zeitraum notwendig ist, um die Inflationsaussichten nicht schlechter werden zu lassen. Ob die Fed dies mit den aktuellen restriktiven Maßnahmen längerfristig aufrechterhält oder die Geldpolitik weiter anzieht, wird von den vorliegenden Daten abhängen.

Die BIP-Prognose der Fed für das Ende dieses Jahres ist wesentlich optimistischer als unsere eigene, sodass wir die Risiken für die Konjunktur kurzfristig eher nach unten gerichtet sehen. Sollte sich dies bestätigen, werden diejenigen, die in den kommenden Sitzungen höhere Zinssätze für notwendig erachten, ihre Haltung wahrscheinlich überdenken. So sollte der Leitzins bis zum Jahresende bei 5,50 Prozent verbleiben.

Wir halten an unserer Prognose fest, dass die Fed die Zinssätze bis zum Ende des kommenden Jahres wieder auf 4,75 Prozent senken wird. Auch wenn sie dieses Mal die Zinsen erhöht hat.

Der Fed-Vorsitzende hat die Zinsprognosen für das kommende Jahr gerechtfertigt, ohne dabei ein klares Bekenntnis abzugeben – und die Finanzmärkte spiegeln das wider. Die kurzfristige Marktpreisbildung für die Federal Funds Rate zum Jahresende ist seit diesem Morgen nur um zwei Basispunkte gestiegen. Das deutet auf eine 50/50-Chance für eine weitere Zinserhöhung hin – im Prinzip ein Münzwurf.