In der ersten Förderrunde gingen rund 100.000 Anträge ein, davon 90 Prozent für kleine Photovoltaik (PV)-Anlagen bis 20 Kilowattpeak und 10 Prozent für größere gewerbliche Anlagen. Durch das Vorziehen weiterer Mittel aus dem Klima- und Energiefonds konnten alle Förderanträge von Privatpersonen in der ersten Runde genehmigt werden. Gleichzeitig wurden auch alle offenen Anträge aus dem Vorjahr, die neu eingereicht wurden, genehmigt. Damit wurden in der ersten Runde 323 Mio. Euro an Förderungen zugesagt. Die ersten Zusagen sollen noch heute verschickt werden. Insgesamt stehen heuer 600 Mio. Euro an Fördermitteln zur Verfügung, drei weitere Förderrunden sind noch für 2023 geplant.
Die hohe Nachfrage führe teilweise zu einer Überlastung des Fördersystems. Gewessler schlug daher erneut vor, stattdessen die Mehrwertsteuer auf kleine Photovoltaikanlagen abzuschaffen. Für Privatpersonen wäre dann kein Antrag mehr notwendig. Entsprechende Gespräche mit dem Finanzminister würden derzeit geführt. Das ÖVP-geführte Finanzministerium hatte sich in der Vergangenheit skeptisch zu dem Vorschlag geäußert. Die Begründung: Die Mehrwertsteuersenkung käme nur den Produzenten zugute und würde nicht an die Konsumentinnen weitergegeben.
Ein weiteres Problem stelle die heimische Netzinfrastruktur dar, die auf die hohe Nachfrage nicht vorbereitet ist. "Die Unternehmen melden vor allem große Herausforderungen im Bereich des Netzanschlusses von Anlagen", sagte Photovoltaik-Austria-Geschäftsführerin Vera Immitzer bei der Pressekonferenz. "Unternehmen klagen über lange Wartezeiten, fehlende Einspeisemöglichkeiten und unklare Bedingungen." Aufwändige Genehmigungsverfahren für PV-Anlagen in den Bundesländern und der Bedarf am Fachpersonal stellten die PV-Branche vor weitere Herausforderungen.
"Die hohe Nachfrage erfordert zur Planungssicherheit in der Photovoltaik-Branche langfristig verlässliche und stabile Richtlinien und Regeln", sagte Branchenvertreter Markus König. "Einer der nächsten Schritte wo Handlungsbedarf besteht, ist nun der Netzzugang. Viele unserer geplanten PV-Großprojekte scheitern an fehlenden Zusagen seitens der Netzbetreiber." Hier brauche es dringend Verbesserungen, um den Solarstrom-Ausbau weiter voranzutreiben.
Der Umweltdachverband begrüßte die Ergebnisse der ersten Förderrunde. Gleichzeitig forderte der Verband, die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen so anzupassen, dass "das volle Potenzial von Photovoltaikanlagen auf Dächern ausgeschöpft werden kann". Um die rasant fortschreitende Flächenversiegelung einzudämmen, sollten Anlagen auf bereits bebauten Flächen gegenüber Freiflächen bevorzugt werden, so Umweltdachverband-Präsident Franz Maier.
Aus Niederösterreich und Oberösterreich kamen am Donnerstag kritische Stimmen. "Wer auf erneuerbare Energie umsattelt, braucht Planungssicherheit, die aber durch das bestehende Fördersystem nach dem Call-Prinzip nach wie vor nicht gegeben ist. Daher muss das 'Gewessler-Callsystem' sofort auf eine einfache Förderung umgestellt werden, die kontinuierlich beantragt werden kann", forderten Oberösterreichs Landesrat Markus Achleitner und Niederösterreichs LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (beide ÖVP) in einer gemeinsamen Aussendung.
Die Oppositionspartei Neos wies unterdessen auf den Fachkräftemangel im Energiebereich hin und forderte Gegenmaßnahmen. "Wenn es niemanden gibt, der mir zeitnah die Anlage auf mein Dach montiert, wird mir auch eine Förderzusage mein Haus nicht mit Energie versorgen", sagte Neos-Energiesprecherin Karin Doppelbauer laut Aussendung. (apa)