News

Ab ins Büro auf hoher See

Leinen los. Mit dem Coboat lassen Gerald Schömbs und seine drei Mitgründer den ersten schwimmenden Coworking Space der Welt vom Stapel.
Ursula Rischanek
Ursula Rischanek

Leinen los. Mit dem Coboat lassen Gerald Schömbs und seine drei Mitgründer den ersten schwimmenden Coworking Space der Welt vom Stapel.

Arbeiten an Bord eines Segelschiffes mit Blick auf das blaue Meer und einen weißen Sandstrand – digitale Nomaden, die nicht mehr als ein Notebook und einen Internetanschluss brauchen, müssen dafür nicht mehr bei einer Reederei anheuern, sondern nur noch ganz einfach ein Ticket auf dem Coboat buchen und schon wird ihr Traum wahr. „Wir bieten mit dem Coboat den ersten schwimmenden Coworking Space der Welt auf einem Katamaran, der um die Welt segelt“, sagt Gerald Schömbs, der gemeinsam mit Karsten Knorr, Tommy Westlin und James Abbott das Projekt realisiert hat. Die vier Unternehmer – Schömbs hat eine PR-Agentur in Berlin, Knorr und Westlin gehören Unternehmen in Australien beziehungsweise Finnland, Abbott betreibt mit dem Kohub auf Koh Lantha in Thailand bereits einen Coworking Space – haben dabei erfolgreich gezeigt, wie man an einem Projekt arbeiten kann, ohne gemeinsam an einem Tisch zu sitzen. „Wir arbeiten seit Mai virtuell zusammen“, sagt Schömbs, der nur Karsten Knorr von früher persönlich kannte. Genutzt wurden vor allem geschlossene Facebook Gruppen sowie der Facebook Messenger, Google Docs und Skype für Videokonferenzen. Erst Anfang November sind die vier zum ersten Mal an ein und demselben Ort gewesen. Ihren eigenen Unternehmen bleiben die vier teilweise treu. „Wir sind „Remote Worker“, können also viele unserer Projekte von überall aus betreiben. Manche mehr, manche weniger, so ist Abbott z.B. noch voll im Kohub eingespannt, während ich mich aus Schröder+Schömbs PR operationell herausgezogen habe“, erzählt Schömbs. “Coboat“ is a coworking space on a catamaran that travels the world. Digital nomads, founders or freelancers are able to book one of the 20 available spots by week. The ticket includes a accommodation, catering and high-speed internet. Additionally, Coboat enables inspiration and knowledge exchange, as well as numerous possibilities to experience the world right on the water.

Büro und Wohnung

Seit Anfang November ist jetzt der rund 25 Meter lange Katamaran, in dessen Fertigstellung Schömbs und Co. rund 850.000 Euro investierten, Büro und Wohnung zugleich. Und das nicht nur für die vier, sondern für bis zu 20 Gäste. An Bord gibt es abgesehen von den Kajüten für jeweils zwei Personen einen großen Salon und das Achterdeck, dazu eine Trampolin- und Lounge Area und als oberste Etage ein Sonnendeck. Den vier Unternehmern ist aber auch Nachhaltigkeit ein Anliegen. „Wir sind das größte Segelboot der Welt mit Elektroantrieb und Energiegewinnung aus Sonnen- und Windenergie“, erklärt Schömbs. „Internet ist über eine breitbandige Satellitenverbindung, wie man es beispielsweise von Kreuzfahrtschiffen oder auch aus Flugzeugen kennt, sichergestellt. Stromversorgung erfolgt eben über Solar- und Windkraft. Wir haben unsere eigene Wasseraufbereitungsanlage, wir machen also aus dem Meerwasser, auf dem wir fahren, Trinkwasser und wir probieren, uns natürlich von dem zu ernähren, was das Meer bietet, indem wir selber fischen.“ Die Arbeitsbereiche sind mit Stehpulten, höhenverstellbaren Tischen, eher Lounge-artigen Bereichen und Gruppenarbeitsplätzen ausgestattet, Satellitenverbindung und Mobilfunkinternet sorgen rund um die Uhr für schnellen Empfang. Bis zu 20 Fans mobiler Arbeit, die Erholung und Job verbinden wollen, können an Bord untergebracht werden. Dafür, dass auch echtes Coworking stattfindet, wird ebenfalls gesorgt. „Wir werden so genannte Skill Sessions veranstalten, in denen Leute ihre Projekte präsentieren können, um Feedback zu bekommen“, sagt Schömbs.

Weltweiter Trend

Mit dem Coworking springen Schömbs, Weltlin, Knorr und Abbott auf einen Trend auf, der aus dem Silicon Valley kommend die Arbeitswelt zunehmend verändert. Immer mehr Menschen, etwa aus kreativen Berufen, kleinere Startups oder eben digitale Nomaden, ziehen nach dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ das Arbeiten in gemeinsamen Büros, in Coworking Spaces, vor. Diese stellen Arbeitsplätze sowie die entsprechende Infrastruktur vom Netzwerk über Drucker, Scanner, Telefon und Beamer bis zu Besprechungsräumen zur Verfügung. Allerdings: Es geht dabei nicht nur darum, Arbeitsplätze anzubieten, das gibt es in den klassischen Gemeinschaftsbüros auch, sondern ganz besonders um die aktive Vernetzung der Mieter. Die ersten drei Monate wird der Katamaran die Meere im südostasiatischen Raum besegeln. Im Februar, März und April 2016 geht es dann in Richtung der Malediven und Seychellen. „Zum Sommer hin wollen wir ins östliche, zum Spätsommer ins westliche Mittelmeer, um dann im November die Atlantiküberquerung zu machen. Weihnachten und Silvester 2016 können wir in der Karibik feiern“, berichtet Schömbs. “Coboat“ is a coworking space on a catamaran that travels the world. Picture shows a Nautitech 82 Catamaran which will be refitted to become the Coboat in December 2015 „Man kann sich seine eigene Koje über unsere Webseite buchen. Mindestdauer ist eine Woche, sonst macht das Ganze keinen Sinn – und Kosten sind 140 Euro pro Nacht inklusive der Unterkunft, inklusive der gesamten Infrastruktur an Bord plus Verpflegung. Und wir bieten auch – das ist, glaube ich, das Interessante für Leute, die wirklich mal was erleben wollen im Leben – wir bieten ein Weltumsegler-Package an, wo Leute sich für ein gesamtes Jahr auf das Schiff einbuchen können.“ Mehr als 2500 Coworking Spaces gibt es mittlerweile weltweit – einige davon auch in Österreich. Als „Mutter aller Coworking Spaces“ in Wien und darüber hinaus bezeichnet sich etwa die Schraubenfabrik, die 2002 besiedelt wurde und mittlerweile mit dem Rochuspark einen Ableger hat. Andere, wie das Impact Hub Vienna, Sektor 5 oder Loffice, haben sich mittlerweile in das Coworking-Spaces-Angebot der Bundeshauptstadt eingereiht. Aber auch in Graz, Linz, Salzburg, Feldkirch, Dornbirn und Lochau finden Coworker ein entsprechendes Angebot. Allerdings: „So schön wie auf einem Segelboot ist es nirgends“, sagt Schömbs.