Die EU bezieht rund 40 Prozent ihrer Erdgaslieferungen aus Russland. Zwar sind die Lieferungen trotz der Sanktionen und Spannungen nach der russischen Invasion in die Ukraine noch stabil geblieben. Die Preise sind aber wegen der Furcht vor Lieferausfällen in die Rekordhöhen geschossen. Es wird befürchtet, dass Russland seine Lieferungen drosseln könnte oder EU-Sanktionen auf die russischen Energieexporte abzielen könnten.
Laut Auswertung der Statistik Austria werden 22 Prozent des Energieverbrauchs in Österreich mit Gas gedeckt. Etwa 80 Prozent der benötigten Menge an fossilem Gas wird aus Russland importiert, zehn Prozent stammen aus dem Inland. Die größten Abnehmer sind in der Industrie: Papierindustrie, Chemie- und Petrochemieindustrie sowie Eisen- und Stahlerzeugung. Etwa 20 Prozent des Gases werden zum Heizen in Haushalten genutzt. 23 Prozent der Heizungen in Österreich sind Gasheizungen.
Sollten die Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland weiter verschärft werden und es zu einem Handelsstopp für russisches Erdgas kommen, wäre Österreich nicht in der Lage, das russische Gas durch Importe aus anderen Quellen zu ersetzen, es wäre auch eine "Anpassung der Nachfrage notwendig", sagt der Ökonom Kurt Kratena vom Centre of Economic Scenario Analysis and Research (CESAR) in Wien. Außerdem wäre Österreich aufgrund der geografischen Lage darauf angewiesen, dass andere EU-Länder, die zusätzliche Gasmengen über Pipelines oder in Form von LNG (verflüssigtes Erdgas) importieren können, einen Teil dieser Mengen an Österreich weiter liefern. Die EU könnte die entfallenden Importmengen aus Russland (1.700 Terawattstunden) durch nicht genutzte Kapazitäten anderer Lieferanten über Pipelines (650 TWh) und über LNG (1.100 TWh) ersetzen. Das würde aber Investitionen in die LNG-Infrastruktur erfordern und wäre mit einem signifikanten Gaspreisanstieg verbunden.
Bis 2030 will Österreich seinen Strombedarf übers Jahr gerechnet ja zu 100 Prozent aus Erneuerbarer Erzeugung decken. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten rechnerisch alle zwei Minuten eine PV-Anlage, alle drei Tage ein Windrad, alle zwei Monate ein mittleres Wasserkraftwerk und täglich 15 Kilometer Stromleitungen in Betrieb gehen, so Wiener-Netze-Geschäftsführer Thomas Maderbacher diese Wohe bei einem Online-Pressegespräch des Forum Versorgungssicherheit.
Bis zum Jahr 2030 seien für den Erneuerbaren-Ausbau in Österreich "tausende Genehmigungsverfahren" abzuwickeln, so Maderbacher - nicht alle nach dem Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVP-G), weil das nur bei Großprojekten greift. Bis 2030 sollten eigentlich zusätzlich rund 1.200 Windräder errichtet werden (derzeit 700), zwei Millionen neue PV-Anlagen sowie fünf große Wasserkraftwerke. Bei der Netzinfrastruktur gehe es um 200 neue oder verstärkte Umspannwerke, 12.000 Trafostationen und 40.000 km Transport- und Verteilleitungen, "einmal rund um die Welt".
Wir schreiben das Jahr 2022. Ich bin mir nicht sicher, ob dies allen bewusst ist.