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Advicum Insolvenz-Analyse: Transformationsmanagement im Überlebenskampf unerlässlich

"Erfolgreiche Restrukturierungen funktionieren nicht wie Pflaster kleben", Daniel Knuchel Advicum Consulting
Michael Neubauer
Advicum Insolvenz-Analyse: Transformationsmanagement im Überlebenskampf unerlässlich
© Advicum

In Phasen des Abwärtstrends ist die natürliche Marktbereinigung eine logische Konsequenz und tritt in der Wirtschaft typischerweise alle 7 bis 10 Jahre immer wiederkehrend auf. „Weniger widerstandsfähige Unternehmen und risikobehaftete Investoren scheiden, beeinflusst durch verschiedenste Faktoren, aus dem Markt oder gehen durch Übernahmen in anderen Unternehmen auf. Das betrifft Traditionsmarken wie Newcomer-Unternehmer gleichermaßen“, ist Daniel Knuchel, Equity Partner von Advicum Consulting, überzeugt.

„Erfolgreiche Restrukturierungen funktionieren nicht wie Pflaster kleben. Damit Unternehmen gestärkt aus wirtschaftlichen Schieflagen hervorgehen können, braucht es ein Transformationskonzept mit gezielten Restrukturierungsstrategien, die auf allen Ebenen des Unternehmens mitgestaltet und mitgetragen werden. Es ist fünf vor 12, um entschlossen zu handeln. Viele angeschlagene Unternehmen werden aber den Überlebenskampf nicht durchstehen“, so der Restrukturierungsexperte weiter.

Höchststand der Insolvenzen seit der Finanzkrise 2009

Basierend auf aktuellen wirtschaftlichen Analysen wird bis Jahresende mit einem Anstieg der Insolvenzen von 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gerechnet. Mit über 7.000 geschätzten Firmenpleiten im heurigen Jahr ist das der höchste Stand seit der Finanzkrise 2009.

Hauptursachen sind die anhaltend hohe Inflation, schwierige Finanzierungsbedingungen und ein schwaches Wirtschaftswachstum. Betroffen sind neben dem Handel, dem Finanzdienstleistungssektor und der Hotellerie und Gastronomie vor allem auch die Bau- und Immobilienbranche.

Spekulationen und Schulden in der Immobilienbranche fordern ihren Tribut – auch 2025

Die wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre haben die Immobilienwirtschaft besonders hart getroffen. „Viele Immobilien-Unternehmen, die auf schnelle Gewinne spekulierten, ohne ausreichende finanzielle Rücklagen, sehen sich nun mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert: steigende Zinsen, sinkende Immobilienpreise, hohe Baukosten und Bauverzögerungen. Ohne gezielte Restrukturierungsmaßnahmen wird es für diese Unternehmen immer schwieriger, ihre Schulden zu bedienen, was die Insolvenzzahlen bis ins nächste Jahr weiter steigen lässt“, erklärt Knuchel.

Parallel zu „frischem Geld“, das aktuell nur teuer zu beschaffen ist, verhandeln die Immobilienunternehmen mit ihren Finanzierern sogenannte „Haircuts“ und Stillhalteabkommen (standstill agreement). Dies hat zwei wesentliche Effekte: eine Reduktion der Schulden und eine zeitlich befristete Entspannung der Liquidität. Diese Vereinbarungen werden vor allem im großvolumigen Bereich getroffen und verhindern oder verzögern die Überschuldung bzw. die Insolvenz der Unternehmen. Ein interessanter Nebeneffekt dieser Vereinbarungen ist, dass die Finanzierer nicht selbst in die Verwertung der Immobilien eingreifen müssen. „Der Markt braucht Zeit, um den Wertverfall der Immobilien zu verdauen“, meint Knuchel. Eine Erfahrung, die bereits 2008 gemacht wurde.

Aber auch der Finanzdienstleistungssektor und andere Branchen sind stark betroffen: Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz verzeichnen seit Jahresbeginn sogar die meisten Firmenpleiten mit 578 Fällen (+19,7 Prozent). Knapp dahinter liegt die Bauwirtschaft mit 577 Insolvenzen (+27,4 Prozent). Die Beherbergungs- und Gastronomiebranche verzeichnete 401 Insolvenzen (+14,6 Prozent). „Diese drei Branchen dominieren seit vielen Jahren die Insolvenzstatistik und machen fast die Hälfte aller Insolvenzfälle in Österreich aus. Angesichts des hohen Preisniveaus in Österreich, insbesondere bei Energiekosten, leiden diese energieintensiven Branchen besonders stark“, so Knuchel.

Wege aus der Schieflage: Restrukturierungsstrategien für den Turnaround

Advicum Consulting empfiehlt Unternehmen in wirtschaftlichen Schieflagen folgende Schritte zur Unternehmenssanierung zu ergreifen:

• Bestellung eines Chief Restructuring Officer (CRO): Ein CRO bringt externe Expertise und taktische Fähigkeiten in das Unternehmen, um schnell und zielgerichtet Maßnahmen zu ergreifen. Er sorgt dafür, dass Entscheidungen effizient getroffen und alle Beteiligten in den Restrukturierungsprozess eingebunden werden.

• Ganzheitliche Transformation: Erfolgreiche Restrukturierung basiert auf der Berücksichtigung von Mitarbeitern, Organisation und Technik. Mit dem "plan-do-check-act"-Ansatz werden klare Ziele definiert, Maßnahmen umgesetzt und der Fortschritt kontinuierlich überprüft.

• Frühzeitige und transparente Kommunikation: Um die Unterstützung der Mitarbeiter zu gewinnen, ist es wichtig, sie frühzeitig über die geplanten Veränderungen zu informieren und aktiv in den Prozess einzubinden. Das fördert die Akzeptanz und Motivation, die für eine erfolgreiche Transformation notwendig sind.

• Veränderungsbereitschaft schaffen: Um notwendige Anpassungen durchzusetzen, muss ein Umfeld geschaffen werden, das Offenheit für Veränderungen fördert. Dies ermöglicht, alte Strukturen aufzubrechen und neue Prozesse erfolgreich zu implementieren.

• Strukturiertes Vorgehen: Eine klare Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen sind entscheidend. Der Fokus liegt darauf, Fortschritte zu sichern und regelmäßig kleine Erfolge zu feiern, um die Motivation und das Engagement aller Beteiligten aufrechtzuerhalten.

Transformationsmanagement mit Experten

Angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums und der anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen wird wenig Besserung in den kommenden Monaten und eines der insolvenzreichsten Jahre der jüngeren Vergangenheit prognostiziert. „Einmal in Schieflage, ist es für das bestehende Management häufig nicht mehr möglich, die Situation selbstständig zu bereinigen“, warnt Daniel Knuchel.