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Altes digital neu beleben

Kultur bildet. Museen haftet der Ruf an, verstaubt und rückständig zu sein. Das Frankfurter Städel Museum hat den Sprung in die moderne Welt schon geschafft und ist damit nicht nur für andere Kunstaussteller ein hippes Vorbild.
Lisa Grüner

Kultur bildet. Museen haftet der Ruf an, verstaubt und rückständig zu sein. Das Frankfurter Städel Museum hat den Sprung in die moderne Welt schon geschafft und ist damit nicht nur für andere Kunstaussteller ein hippes Vorbild.

1815 von Johann Friedrich Städel als bürgerliche Stiftung gegründet, ist das Städel Museum heute die älteste Museumsstiftung in ganz Deutschland. Alt ist auch die Kunstsammlung, die das Museum beherbergt  – sie bietet den Besuchern 700 Jahre europäische Kunstgeschichte von der Renaissance über die Moderne zur Gegenwart. Zu den populärsten Ausstellungsstücken zählen Werke von Albrecht Dürer, Claude Monet oder Pablo Picasso. Chantal Eschenfelder ist seit 2007 die Leiterin des Bereichs Bildung & Vermittlung des Kunstmuseums. In den zehn Jahren ihrer Tätigkeit hat sie viele Veränderungen im Museum miterlebt und selbst angeregt.

Raum und Zeit verbessern

Da war zum Beispiel die Vergrößerung des Städels, die 2012 vor allem der Gegenwartskunst in den neu entstandenen Gartenhallen noch mehr Präsenz bieten konnte. Von Beginn an war jedoch schon klar, dass die Erweiterung nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich angepasst werden sollte. „Der nächste Schritt folgte ganz logisch: die Digitalisierung“, meint Eschenfelder. „Unsere Inhalte sollten ihren Weg aus den physischen Grenzen des Museums heraus zu den Leuten finden.“ Das ging schneller als gedacht. Zuerst brachte man die eigene digitale Infrastruktur auf Vordermann – die Website wurde gänzlich neugestaltet und man bot den Museumsbesuchern erstmals WLAN im gesamten Gebäude an. „Das reichte uns aber nicht“, wie Eschenfelder betont. Bald wurde eine digitale Sammlung der Werke online zur Verfügung gestellt. „Der Museumsbesuch beginnt schon im Zuhause der Besucher, die dann informierter zu uns kommen.“ Nie vergessen hat Chantal Eschenfelder, die früher als Museumspädagogin tätig war, die ganz Kleinen. Kinder haben zuhause Spaß mit „Imagoras. Die Rückkehr der Bilder“, einem Spiel für Kinder ab acht Jahren. „Wir wollen mit unseren digitalen Inhalten einen echten Mehrwert bieten. Unser Bildungsauftrag wird damit in den digitalen Raum erweitert.“ Immer mehr Menschen würden ihre Informationen aus dem Internet ziehen, weshalb man sich für diesen Weg entschieden hätte.

Der Kreis schließt sich

Was zuhause beginnt, endet wieder zuhause. Die Eindrücke aus dem Museum gilt es nach dem Besuch zu verarbeiten: hier helfen zum Beispiel sogenannte Digitorials, in denen unter anderem man interessante Bilder nochmals ansehen kann. Angst, dass bei der Vielfalt an digitalen Angeboten niemand mehr in das eigentliche Museum kommt, hatte Chantal Eschenfelder nie: „Der Besuch im Museum steht nicht an erster Stelle. Wir wollen, dass sich die User mit unseren Inhalten auseinandersetzen. Wenn jemand nicht in Deutschland wohnt, kann ihn das aber durchaus zu uns nach Frankfurt bringen.“ Das Städel Museum geht trotz seiner langen Geschichte also mit den Trends der Zeit. Andere Museen oder Privatausseller sollten den Schritt in die Digitalisierung einfach wagen – „Es ist gar nicht so schwer.“