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Am Bau wird's jetzt noch grüner

Kommentar von Reinhard Krémer
Reinhard Krémer

Wer jemals die Gelegenheit hatte, die Bauqualität in den Vereinigten Staaten von Amerika mit den alles andere als wärmeisolierenden Fenstern zu begutachten, kann sich als g´standener Österreicher und Mitglied einer Nation, wo der Energiespargedanke quasi schon mit der Muttermilch übertragen wird, nur wundern – und achselzuckend zur Kenntnis nehmen, dass im Land des vermeintlichen Technologieführers Unmengen von Strom einfach sinnlos für Heizen und Kühlen vergeudet werden.

Nicht viel anders ist es in Japan mit seinen reispapierdünnen Wänden. Isolieren ist hier so gut wie nicht bekannt. In beiden Ländern gibt es durchaus Ansätze, mit Ressourcen sinnvoll umzugehen, doch ist die Energielobby dabei der größte Hemmschuh. Immerhin hat sie es schon in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts geschafft, das einst erstklassige Bahnsystem der USA komplett auszudünnen, um stattdessen spritfressenden Barocklimousinen freie Bahn zu verschaffen. Sie hat das Land fest im Griff. Mit deutlich gefallenen Ölpreisen fehlt nun auch der Anreiz, Energie zu sparen und „Alternative“ zu forcieren.

Konträr ist die Situation auf dem „alten Kontinent“: Hier vergeht fast kein Monat, in dem man nicht neue Erfolge bei der Nutzung erneuerbarer Energien vermeldet. Wind- und Solarenergie werden in 15 Jahren ein Drittel des Strombedarfs in Europa decken, alle erneuerbaren Energien zusammen sogar die Hälfte, meinen zum Beispiel die Experten des deutschen Thinktanks Agora. Der Siegeszug der „Erneuerbaren“ sei nicht aufzuhalten und es werde die Schere etwa durch ein Steigen der CO2-Preise aufgehen - und auch weil die Gas- und Kohletechnologien nicht mehr weiter verbessert werden könnten, sondern schon am oberen Limit seien, ist man bei Agora überzeugt.

Immerhin: Die Alpenrepublik, ein Zwerg im internationalen Konzert, ist hier bereits jetzt dicht an diesem Wert und spielt ganz vorne mit: Österreich errang schon 2013 beim Anteil erneuerbarer Energie mit 32,6 Prozent Platz vier im Ranking aller EU-Staaten.

Die „grüne Welle“ hat längst auch die Bauindustrie erfasst: Hier setzt man auch bei größeren Projekten wie dem Wohnbau auf die „Alternativen“. In Wien wird gleich ein ganzes Stadtviertel mit umweltfreundlichem High-Tech-Einsatz hochgezogen. Im Vordergrund steht dabei die größtmögliche CO2 Einsparung – und wenn dabei die Brieftasche geschont wird, macht´s auch nix. Die EU fördert diesen Trend; Zertifizierungen, wie UBM-Boss Karl Bier erklärt, werden immer wichtiger.

Weil es am Bau generell in allen Bereichen grüner wird, hat heuer die Gesellschaft für Ökologie und Abfallwirtschaft, die auch Schutz­verband gegen Umweltkriminalität ist, einen spektakulären Vergleich gegen den deutschen Bauriesen Hochtief erzielt. Dort meinte man, mineralische Abfälle vom Ausbau der Ostautobahn zwischen Flughafen und Fischamend ungesichert zwischen B9 und Flughafen ablagern zu können. Eigentlich wäre dafür aber zumindest eine dichte Fläche samt Sickerwassererfassung sowie eine entsprechende behördliche Bewilligung notwendig gewesen; beides fehlte. Der Verband ging vor Gericht, wo sich die Parteien verglichen. Im Wiederholungsfall droht dem deutschen Bauunternehmen nun eine empfindliche Beugestrafe. Recht muss auch in einem kleinen Land Recht bleiben.