Sie haben hier in Kienberg ein ambitioniertes Projekt gestartet. Sie wollen lang leerstehenden Ruinen neues Leben einhauchen?
Teresa Outhwaite: Wir befinden uns in der Nähe von Gaming und dem Ortskern von Kienberg. Ich möchte das familiäre Erbe für die nächste Generation erhalten. Kurz zur Geschichte des Areals. Vermutlich als Hammerschmiede errichtet, wurde die Gießerei zunächst durch Andreas Töpper 1832 als Gasröhrenfabrik zu seiner heutigen Form erweitert.
Durch industrielle Entwicklungen sowie veränderte Nachfragen und Besitzstrukturen entwickelten sich unterschiedliche Nutzungsschwerpunkte.
Das Industriegebäude war Walzwerk, Gasröhrenfabrik und Tempergießerei. Die Töppersche Gasröhrenfabrik wurde in die benachbarte „Josef Heiser, vormals J. Winter’s Sohn Achs- und Eisenwarenfabrik“ integriert. Es wurden Wagenachsen für Kutschen und schließlich Einzelteile für Stahlflaschen hergestellt. Später wurde das Heiser-Werk, zuletzt in Besitz der Familie Reitlinger, von der Firma Worthington Industries übernommen, die bis heute am Standort Kienberg Stahlflaschen produziert. Historische Gebäude, wie das Hammerherrenhaus, ehemalige Arbeiterwohnhäuser und der ehemalige Weghammer sowie die Stauteiche entlang der Liegenschaften, durch deren Wasserkraft unter anderem der Hammer der Gießerei angetrieben wurde, blieben in Besitz meiner Familie. Seit 2019 bin ich Eigentümerin.
Die Herausforderung ist nicht nur der aktuelle Zustand der Gebäude, sondern auch, dass Gebäude der Gießerei und das Hammerherrenhaus seit 1961 unter Denkmalschutz stehen.
Mit DenkMalNeo habe ich hier einen profunden Partner gefunden. Die Sanierungsarbeiten im Hammerherrenhaus sind bereits gestartet. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, wurde eine bauhistorische Untersuchung sowie archäologische Grabungen notwendig. Im Vorfeld des Gesamtprojekts wurde auch eine Kontaminationsprüfung für das Gelände vorgenommen. Für das gesamte Projekt arbeiten wir an einem nachhaltigen Energiekonzept.
Die gesamte Anlage besteht aus ursprünglich zwei Weghämmern mit den dazugehörigen Gebäuden. Das erste Projekt, das ich hier realisierte, war die Sanierung eines bestehenden Hauses, in dem ich fünf Ferienappartements eingerichtet habe. Zwei der Appartements sind barrierefrei und befinden sich im Erdgeschoss, drei weitere im Obergeschoss mit einer Wendeltreppe. Für Kinder haben wir oben zusätzliche Betten, die bei Bedarf auch von Erwachsenen genutzt werden können.
Ich sehe schon, dass Sie ein gewisses Augenmerk auf Komfort und Luxus legen.
Absolut. Das zweite Projekt "Haushammer" wird noch im Frühjahr eröffnet und bietet zwei Luxus-Ferienappartements mit eigenen Saunen und einer Dachterrasse. Auch ein Innenhof mit Grillmöglichkeit ist vorgesehen.
Und wie sieht es mit dem weiteren Ausbau aus?
Beim Hammerherrenhaus als drittes Projekt haben wir die Baugenehmigung erhalten und sind bereits mitten in den Sanierungsarbeiten für den Ausbau. Das ganze Gebäude wird ab Frühjahr 2026 für Übernachtungs- und Seminarzwecke angemietet werden können.
Das größte Projekt, die Revitalisierung der Gießerei, soll ein Boutique-Hotel und Spa umfassen. Es gibt Pläne für Gemeinschaftsräume, einen Spa-Bereich über zwei Stockwerke und einen Außenpool. Die Idee ist, moderne Wellness-Angebote mit dem historischen Charakter des Ortes zu verbinden. Dahin ist noch ein Weg zu gehen.
Was war die Motivation für dieses große Vorhaben?
2019 habe ich den Forst Kienberg übernommen und beschlossen, die alten Gebäude aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Hier hat sich über 40 Jahre lang nicht viel getan, der Fokus lag auf der Fabrik, nicht auf den Gebäuden. Für mich war es wichtig, dass die Gebäude erhalten bleiben und einer neuen Nutzung zugeführt werden, sodass sie in einem besseren Zustand an die nächste Generation weitergegeben werden können.
Was verbinden Sie mit der Geschichte dieser Gebäude?
Es handelt sich um ehemalige Industriegebäude der Andreas-Töpper-Fabrik. Bis zum Verkauf in den 1990er Jahren war alles im Privatbesitz meiner Familie. Damals wurden die Gebäude nicht weiter gepflegt, doch für mich war es eine Herzensangelegenheit, sie zu erhalten und nicht einfach zu verkaufen. Es gibt eine tiefgehende Familiengeschichte, die eng mit dem Besitz verknüpft ist – insbesondere die Enteignung und Flucht meiner Familie 1938. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Familie hart dafür gekämpft, den Besitz zurückzubekommen. Das Erbe weiterzuführen, war mir daher sehr wichtig.
Hatten Sie bestimmte Zielgruppen oder Marktanalysen im Kopf?
Für mich geht es darum, etwas Einzigartiges zu schaffen, das auch internationale Gäste anspricht. Es soll nicht nur ein typisches Hotel sein, sondern ein Boutique-Hotel, das die Menschen allein wegen des Konzepts und des Gebäudes anzieht. Die Vision ist, dass man wegen des Projekts in die Region kommt – ein Erlebnis, das es in dieser Form in Österreich kaum gibt.
Wie steht es mit der Bausubstanz? Diese Gebäude standen lange leer, das muss doch eine Herausforderung sein.
In der Tat. Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz, das heißt, die äußere und innere Substanz darf nur sehr vorsichtig angepasst werden. Vor allem der Wellness-Bereich stellt bautechnisch eine Herausforderung dar, da dort hoher Dampfdruck und Luftfeuchtigkeit auftreten. Solche Anforderungen erfordern innovative und kostspielige Lösungen, um Schäden an der historischen Substanz zu vermeiden.
Sind Sie in der Umsetzung schon weit fortgeschritten?
Ich freue mich über das, was wir bereits erreichen konnten. Die Eröffnung des Haushammers in diesem Frühjahr und des Hammerherrenhauses in 2026 sind wichtige Etappenziele.
Beim aufwändigsten Projekt, der Gießerei, befinden wir uns derzeit in einer Vorentwurfsstudie. Diese Studie ist notwendig, da das Projekt stark kostengetrieben ist. Natürlich kann man vieles umsetzen – am Ende ist es jedoch eine Frage des Budgets. Als Eigentümerin muss ich darauf achten, dass sich die Investition langfristig amortisiert.
Es geht nun darum, die benötigte Zimmeranzahl zu bestimmen, den erforderlichen Umsatz zu kalkulieren und den Aufwand in ein sinnvolles Verhältnis zu setzen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie der Aufwand reduziert werden kann, ohne den Denkmalschutz zu stark zu beeinträchtigen.
Dieser Prozess ist iterativ und erfordert Zeit. Wir haben uns bis Herbst das Ziel gesetzt, eine Lösung zu finden, die für alle Beteiligten tragbar ist, ohne die Vision zu verlieren.
Welchen Stellenwert hat der Spa-Bereich in Ihrem Konzept?
Der Spa-Bereich ist ein zentrales Element. Der einzigartige Charakter dieses Spa-Erlebnisses in einer ehemaligen Gießerei ist der USP des Projekts. Ich bin überzeugt, dass Menschen auch aus dem Ausland kommen werden, um so ein außergewöhnliches Spa zu erleben.
Gibt es Förderungen oder Unterstützung vom Denkmalamt?
Ja, die Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt ist sehr positiv. Es gibt viele Projekte in Österreich, bei denen nichts geschieht, weil niemand bereit ist, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen. Hier erfahren wir eine gute Kooperation, auch in finanzieller Hinsicht.
Sie sprachen von Nachhaltigkeit. Gibt es Pläne, erneuerbare Energien in das Projekt zu integrieren?
Wir erarbeiten ein ganzheitliches Energiekonzept und untersuchen alle Optionen wie Photovoltaik, Geothermie, auch die Möglichkeit das vorhandenen Wassers zu nutzen. Unser Hackschnitzel-Heizwerk versorgt bereits die umliegenden Gebäude. Das Hammerherrenhaus wird mit einer Luftwärmepumpe ausgestattet. Und schlussendlich ist die Nutzung des Bestands, der Erhalt der schönen Bauwerke, an sich eine sehr nachhaltige Sache.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit Ihren Architekten und Denkmalpflegern aus?
Die Kooperation funktioniert sehr gut. DenkMalNeo, PKF und BWM sind unsere Partner. DenkMalNeo, die auch Baumeister sind, übernehmen die Arbeit mit der historischen Substanz, während BWM ihre Stärken im Bereich Architektur und Interior-Design einbringen. Auch ich selbst möchte im Interior-Design aktiv mitgestalten, da ich einen Hintergrund im Design habe.