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An der Cloud führt kein Weg vorbei

Digitalisierung: „Es ist eine Frage des Wollens“, meint Christian Ofner, reamis red ag, im Gespräch mit dem ImmoFokus.
Michael Neubauer

Digitalisierung: „Es ist eine Frage des Wollens“, meint Christian Ofner, reamis red ag, im Gespräch mit dem ImmoFokus.

Wie trägt reamis dazu bei, dass die Digitalisierung auch in der Immobilienbranche ankommt?

Christian Ofner: Wir beschäftigen uns schon seit Jahren mit der Digitalisierung von Immobiliendaten. Unser Unternehmen nennt sich nicht zufällig reamis red. Wobei das RED für Real Estate Digital steht. Kurz gesagt: Unsere Software bringt alle Immobiliendaten an einem Ort zusammen. reamis integriert Module für Finanzen, Reports, Assets, Dashboards, Analysen, Strategieplanung und Datenimport. Damit erhält der Assetmanager eine 360°-Sicht auf das Immobilienportfolio. Komplexe Fragestellungen erhalten damit einfache, aussagekräftige und belastbareAussagen. Somit bleibt mehr Zeit, sich um die Performance zu kümmern.

Klingt einfach …

(lacht) … auf den ersten Blick. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Nicht immer sind alle Immobilien eines Portfolios unter einer Verwaltung. In der Regel haben diese Verwaltungen auch unterschiedliche ERP-Systeme. Die Datenbeschaffung und deren Qualität ist in diesem Fall die größte Herausforderung. Das ist der erste Mehrwert. Auf Knopfdruck weiß ich als Immobilieneigentümer meinen Ist-Stand. Der zweite ist die Hoheit über die eigenen Immobiliendaten. Der dritte Mehrwert ist Transparenz. Kennzahlen die auch wirklich was hergeben.

Wir realisieren eine Transparenz, die in einem Verkaufsprozess von Vorteil sein kann. Eine lückenlose gut aufbereitete Objektdokumentation, die alle Stücke spielt, setzt jeden Verkäufer in eine ganz andere Verhandlungsposition. Sascha Nevoral von 6B47 hat das ganz charmant umschrieben: „In reamis sehe ich die Geburtsurkunde meiner Immobilie. Ein Portal, alles im Blick – und dann habe ich noch Profis, die mich und die Immobilie verstehen.“

Das Thema Digitalisierung hat die Immobilienwirtschaft schon lange erreicht. Momentan herrscht ein regelrechter Hype. Aber das Ende dieser Modeerscheinung ist noch nicht absehbar.

Digitalisierung eine Modeerscheinung? Mode geht vorbei …

Sagen wir so: Wir beschäftigen uns schon seit vielen Jahren damit. Die Immobilienwirtschaft hat sich bislang in einem ruhigen Fahrwasser befunden. Doch die Welt dreht sich weiter. Wir selbst operieren von einer Kleinstadt im Kanton Zug in der Schweiz aus. Das ist nicht nur eine Kleinstadt, in der 128 Nationen zusammenleben, sondern auch die erste Stadt, in der man seine Steuerschulden und Kanalgebühren, seine Wasserabgaben mit Bitcoins bezahlen kann.

Kann ich Sie auch mit Bitcoins bezahlen?

Nein (lacht), das nicht. Wir haben, glaube ich, etwas, was uns und unser Produkt am Markt vom Mitbewerb deutlich unterscheidet. Das Stichwort heißt: Mehrwertberechnung. Wir gehen nicht hin und sagen: „Die Lösung kostet Preis X“. Unser Honorar ist ein Prozentsatz vom – durch unser Produkt generierten – Mehrwert. Das ist nicht üblich. Unüblich ist auch, dass wir unsere Projekte zu einem Fixpreis anbieten. Jeder hat schon IT-Projekte erlebt, bei denen die Beratertage oft ins Uferlose gehen. Das gibt es bei uns nicht.

… und wie reagieren Ihre Kunden darauf? Es kann unter Umständen dann ja auch deutlich mehr kosten …

Gemischt. Was mich aber besonders stolz macht, ist die Tatsache, dass wir in all den Jahren noch nie einen Kunden verloren haben oder ein Projekt rückabwickeln mussten.

[caption id="attachment_10175" align="alignright" width="441"]ofner-christian-j-reamis-_-007 © cityfoto[/caption]

Ist das auch ein Generationenproblem?

Nein. Ein Generationenproblem ist das sicher nicht. Es ist in erster Linie eine Frage des Wollens.

Wie lang dauert es, diesen Prozess im Unternehmen zu implementieren?

Unsere Mitarbeiter haben alle eine duale Ausbildung. Das heißt sie sind nicht nur Wirtschaftsinformatiker. Alle kommen aus dem Immobilienbereich. Das macht die Sache natürlich einfacher. Es gibt Hersteller, die schöne Grafiken können, aber die Immobilie nicht verstehen. Wir verstehen die Immobilien – daher dauert bei uns ein Projekt von der Auftragsvergabe bis zum Live-Betrieb im Durchschnitt rund drei Monate. Das ist eine relativ kurze Implementierungszeit. Auch damit heben wir uns vom Markt ab.

Wir sind ein junges Unternehmen und mittlerweile in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland tätig. Die Wurzeln reichen aber weit zurück. Mein heutiger Chef war vor einigen Jahren auf der Suche nach einer Lösung für eine große Stiftung. Der ist IT-affin, hat den ganzen Markt durchforstet und sich auch amerikanische Firmen angesehen. In Schaffhausen ist er auf eine Lösung gestoßen und war sofort „verliebt“. Er hat auch für sich festgestellt, dass da exzellente Techniker mit einem gutem Know-how am Werk sind. Allein es gab keinen Vertrieb, kein Marketing. Da hat er sich entschlossen, die Aktien der Firma zu kaufen – und so haben wir heute eine smarte Kombination: Know-how, exzellente Technik und smarte Oberflächen. Ich bin ein Designfreak. Wir achten auf Userbilty. Das heißt, wir legen großen Wert darauf, dass unsere Lösung bedienerfreundlich, einfach und smart ist.

Gibt es eine App zu Ihrer Weblösung bzw. falls nicht: Ist eine App in der Pipeline?

Nein, es ist eine reinrassige Weblösung. Wir zählen sehr viele Banken und Versicherungen zu unseren Kunden, die alle nicht so happy sind über Apps, weil sie darin nach wie vor Sicherheitslücken sehen.

Apropos Datensicherheit. Wo werden die Daten gespeichert?

Sie sprechen hier ein wichtiges Thema an. Die Datensicherheit genießt absolute Priorität. Der Großteil der Daten liegt bei uns in der Schweiz, in einem von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht zertifizierten Unternehmen. Es ist ein Rechenzentrum, in dem auch namhafte Banken, darunter zum Beispiel die Deutsche Börse, und Versicherungen ihre Daten gespeichert haben. Wir sind dort in guten Händen. Wir haben aber auch Kunden, die darauf bestanden haben, dass die Daten in einer Deutschen Serverfarm liegen. Wir legen großen Wert auf „Private“ Cloud. Wir und der Kunde wissen genau, wo die Daten liegen.

Wo sehen sie die Digitalisierung der Immobilienbranche in fünf Jahren? Wo geht der Trend hin?

Es ist unbestritten und ich bin auch überzeugt: Der Weg führt an der Cloud nicht mehr vorbei. Man hat sich lange gesträubt. Aber sowohl Datenverfügbarkeit als auch -sicherheit sind Themen, die mittlerweile geklärt sind. Die namhaften und bekannten Softwarehersteller haben auch noch Pionierarbeit zu leisten. Für jede Aufgabe eine eigene Software zu verwenden, ist Schnee von gestern. Daten in fünf verschiedenen Programmen zu pflegen, ist passé. Die stehen noch vor großen Herausforderungen.