Wer sind die Gewinner/Verlierer der Digitalisierung in der Immobilienbranche? Disruption – weiterhin der Megatrend 2018? Oder ist der Hype vorbei?
Wer gewinnt und verliert, daran hat sich in den letzten 50 Jahren nichts geändert. Die Gewinner sind alle, die sich anpassen und weiterentwickeln. Wer das nicht tut, verliert. Wer glaubt, dass sein Geschäftsmodell in 5-10 Jahren immer noch auf die gleiche Weise funktioniert, gibt sich einer Illusion hin. Der Chefingenieur der britischen Post meinte einst zum Erfinder des Telefons, Graham Bell: „Die Amerikaner brauchen vielleicht das Telefon, wir aber nicht. Wir haben sehr viele Eilboten.“ Das sollten wir uns stets vor Augen halten, bevor wir leichtfertig eine neue Idee oder ein noch nicht etabliertes Produkt ablehnen. Was sich nun durch die Digitalisierung verändert ist die Geschwindigkeit mit der sich der Markt auf neue Gegebenheiten einstellen muss. Das Telefon brauchte einige Jahrzehnte um sich als massentaugliches Kommunikationsmittel zu etablieren. Aber es war in jedem Fall disruptiv. Der Hype um Disruption wird nicht abbrechen. Wir werden uns aber an die Geschwindigkeit, mit der sie uns erfasst, anpassen müssen.
Steuern wir auf die nächste Immobilienblase zu?
Ich möchte hier grundsätzlich dem Motto unserer Unternehmensgruppe treu bleiben. Als Data Mining Experten liefern wir die Daten und die Immobilienprofis am Markt sagen uns dann, ob die Immobilienblase kommt. Wenn Sie mich als aufmerksamen Beobachter der Branche fragen, sehe ich kaum konkrete Anzeichen für eine nahende Immobilienblase im Allgemeinen. Allerdings werden gewisse Segmente des Marktes wohl auf härtere Bedingungen stoßen.
Wie wird sich der demografische Wandel auf die Immobilienwirtschaft auswirken?
In erster Linie ganz klar auf die Immobilie selbst. Wenn Menschen immer älter werden und immer mehr ältere Personen Immobilien nutzen, müssen diese auch entsprechend an die Bedürfnisse angepasst werden. Wenn man an die lange Nutzungsdauer von Immobilien denkt, ist es besonders spannend wie Bestandsimmobilien in einem wirtschaftlich vernünftigen Modell an diese Anforderungen angepasst werden können.
Ihre Pläne und Ziele für Ihr Unternehmen 2018?
Innovation! Dafür haben wir nun einen eigenen Bereich eingeführt. Dieser erstreckt sich neben der eigentlichen Produktentwicklung über die Grenzen unserer eigenen Thematik hinaus und befasst sich mit neuen Ideen, Business Modellen und Technologien. So können wir Anknüpfungspunkte zur digitalisierten Immobilienbranche herstellen um diese dann in unsere Produkte einfließen lassen.
Wie werden sich die Rahmenbedingungen für die österreichische Immobilienwirtschaft durch die politische Landschaft verändern?
Das ist für mich noch etwas schwer abschätzbar. Die neue Regierung legt einen merkbar differenzierten Stil zu ihrer Vorgängerregierung an den Tag. Es mag eine Verschnaufpause in Hinblick auf das Thema Bestellerprinzip geben, da dieses stark von der SPÖ vorangetrieben wurde, aber man darf nicht davon ausgehen, dass dieses vom Tisch ist. Dahinter verbirgt sich zu viel populistisches Potential. Spannend wird vor allem ob die aktuelle Regierung tatsächlich eine nennenswerte Reform des Mietrechts schafft.