Wie optimistisch, wie pessimistisch gehen Sie in das neue Jahr?
Mit verhaltenem Optimismus in der Hoffnung die Talsohle (bald) erreicht zu haben und dann – insbesondere durch Zinssenkungen der EZB – wieder in eine Aufschwungphase übergehen zu können.
Hat sich Ihre Einschätzung in den vergangenen sechs Monaten verändert? Wenn ja, in welche Richtung und was waren Ihre Gründe für den Stimmungswandel?
Von der Katastrophenstimmung sind wir in eine nüchterne Betrachtung übergegangen. Die Einschätzung hat sich leicht positiv entwickelt, weil trotz aller schwierigen Begleitumstände im gewerblichen Bereich sowohl bei den Nutzern als auch bei den Investoren nach wie vor (oder besser: wieder) eine positive Bewegung absehen lässt.
Was sind Ihres Erachtens die größten Herausforderungen im kommenden Jahr?
Neben der Bewältigung der schon „normal“ gewordenen Herausforderungen der hohen Finanzierungskosten und der nach wie vor hohen Inflation sowie der Erfüllung der Kriterien Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft oder ESG stehen wir in der gewerblichen Projektentwicklung insbesondere vor der Herausforderung, die raschen Änderungen in dem Nutzerverhalten und den Anforderungen der Mieter zu antizipieren und unsere Projekte auf die immer schneller drehenden Anforderungen anzupassen. Während bedingt durch die Verknappung des Angebotes aufgrund des Rückganges der Produktion von Neuflächen bei Gewerbeimmobilien neue Chancen für moderne Büroflächen (im Kontext mit einer Symbiose zwischen Arbeiten, Freizeit und Konsumverhalten) erwachsen, führt die nach wie vor hohe Inflation und die Erhöhung der Fixkosten für die Unternehmen u.a. durch die hohen Lohnabschlüsse zu einem wachsenden Kostendruck bei den Gestehungskosten und damit bei den Mieten. Hier entsprechende Lösungen zu erarbeiten um Kosten und damit die Belastung der Mieter im vertretbaren Rahmen zu halten wird eine der größten Herausforderungen sein.
Welche Auswirkungen haben die Großpleiten der vergangenen Monate auf die Immobilienbranche? Wie hoch ist der Imageschaden?
Leider stehen wir in der Branche immer unter „Generalverdacht“, wenn es unerfreuliche Entwicklungen gibt. Der Imageschaden ist für uns alle hoch, weil immer nur die negativen Schlagzeilen getrommelt werden (only bad news are good news), jedoch keiner die enormen Risiken, langen Laufzeiten bedingt durch lange Behördenverfahren und unmittelbare Abhängigkeit der Entwickler von allen Marktbewegungen sehen will und würdigt. Die Insovenz Signa dürfte insgesamt (außer Imageschaden) den österreichischen Markt nicht sehr stark treffen (wenige laufende Projekte und – angeblich – gut abgesicherte Banken); die Verzögerungen und damit Probleme im Wohnbereich werden dazu führen, dass insbesondere bei dieser Assetklasse die Probleme noch lange nachwirken werden bevor wieder Normalität eintritt.
Ihre Pläne und Ziele für Ihr Unternehmen 2024?
Weiterhin kontinuierlich unser Hauptprojekt (TwentyOne) verfolgen und in Partnerschaft mit allen Beteiligten umsetzen und das Schiff mit Umsicht und Vorsicht durch die derzeitigen Turbulenzen steuern. Neue Projekte werden aktuell von uns nicht verfolgt, bis sich die gesamte Situation wieder nahhaltig beruhigt hat.