Sie haben in Italien und Spanien neue Niederlassungen eröffnet und dann kam Corona …
Die Investitionen waren natürlich schon seit Jänner 2019 im Laufen, die Niederlassungen haben wir im Februar 2020 eröffnet. Und dann kamen die neuen Mitarbeiter ins Office, um dann Lockdown-bedingt gleich ins Home-Office zu gehen. Eigentlich ein Fall für das Guinnessbuch der Rekorde für die kürzeste Büronutzung … Spaß beiseite, die Arbeit im Home-Office hat gut geklappt und war nur temporär, seit Ende Mai/Anfang Juni sind wir im Vollbetrieb.
Wie gestaltet sich der Markt derzeit in Italien?
Recht gut, aufgrund der COVID-19-Pandemie kam viel Bewegung in den Markt und das hat uns die Akquisition erleichtert, denn der Italiener spricht derzeit gerne mit jemandem, der ausländische Kunden bringt. Jedenfalls freuen wir uns über einige schöne Mandate.
Und in Spanien?
In Spanien ist eine leichte Depression durch Corona spürbar, die Menschen sind durch viele Kleinigkeiten des Alltags verunsichert. Doch auch hier sind wir im Vollbetrieb, wenngleich sich alles etwas langsamer gestaltet und länger dauert.
Würde es mit einem internationalen Investitionspartner nicht schneller gehen?
Schnell ist nicht immer gut. Ich habe mein Konzept, das ich verfolge und agiere nur aus eigener Kraft. Mit dem Vorteil, dass alles so läuft, wie ich es will, alle Zügel in der Hand und die Letztentscheidung habe. Wachstum kann nur gesund sein kann, wenn es langsam und bedacht vor sich geht. Da ich an das glaube, was ich tue, will ich mir in der Strategie nicht dreinreden lassen. Und es hat sich gezeigt, dass es für mich der richtige Weg ist.
Wie entwickelt sich das Neugeschäft in Österreich?
Es hat sich nicht viel verändert, es ist nur alles langsamer geworden. Am Ende des Tages wird es vermutlich ein Jahr wie das vorhergehende, wir planen mit einem Investitionsvolumen von 500 Millionen Euro.
Wird es einen Ausverkauf von Stadthotels geben?
Die Entscheidung liegt letzten Endes bei den Kreditgebern. Jedenfalls braucht man sich bei innerstädtischen Lagen keine Sorgen um die Nachnutzung machen, unabhängig davon ob Wohnen oder Büro. Generell geht der Trend wieder zu kleineren Büros.
Wie geht es dem Fachmarktbereich?
Überraschenderweise ist der Fachmarktbereich relativ unberührt von der Krise. Daumen mal Pi kann man sagen, alles was auf der grünen Wiese ist, hat den Riesenvorteil, dass man mit dem Auto hinfahren, parken und einkaufen kann. Auch hier wird der Trend weg von Menschenmengen gehen.
Wird in der Anlage jetzt mehr auf Sicherheit, genauer gesagt Immobilien gesetzt?
Eindeutig. Institutionelle Investoren haben ihre Strategie angepasst und setzen auf weniger Risiko, private Käufer bringen mehr Eigenkapital ein und ziehen dafür finanzielle Mittel von anderen Anlageformen ab. Dadurch steigt die Nachfrage am Zinshausmarkt dynamisch und es ist ein sehr gutes Zinshausjahr zu erwarten.
Wie entwickeln sich derzeit die Zinshäuser in Wien?
Seit März haben sich hochwertig sanierte und gut vermietete Häuser um zehn Prozent verteuert. Vor allem, weil sich Investoren nicht um Sanierungen etc. kümmern wollen. Das zeigt sich auch bei den Einstiegspreisen, passt alles, so werden für Häuser in Top-Qualität und bester Lage Spitzenpreise bezahlt. Im besonderen Fokus stehen die Bezirke eins bis neun, wobei Häuser in Szenevierteln alles toppen. Außerhalb des Gürtels sind die Preise deutlich niedriger. Die Rendite beim Zinshausinvestment ist dabei fast völlig in den Hintergrund gerückt, momentan will man vielmehr das Geld in einen sicheren Hafen bringen.
Wie entwickelt sich der Markt bei den Landzinshäusern?
Außerhalb Wiens besteht die größte Nachfrage in Oberösterreich und der Steiermark, wobei sich das Interesse eher auf die Landeshauptstädte fokussiert. Lokale Investoren hingegen greifen auch außerhalb von Linz und Graz zu. Diese „Landzinshäuser“ bringen aufgrund der absolut niedrigen Preise mehr Rendite, in Wels beispielsweise sind das immerhin zwischen drei und vier Prozent.
Und in Deutschland?
Die Berliner Niederlassung von Arnold Immobilien verzeichnet eine ähnliche Situation wie in Österreich: Berlin und andere Landeshauptstädte boomen. Sekundärstädte locken mit günstigen Renditen und Preisen.
Wie interessant ist Österreich für internationale Investoren?
Derzeit wird auch von internationalen Investoren das heimische Zinshaus stark nachgefragt. Aufgrund des strengen Mietrechtsgesetzes kommt eher der Neubau in Frage, berichten die Arnold Immobilien-Niederlassungen aus Berlin, Bratislava, Prag und Budapest. Das größte Interesse verzeichnen derzeit die neuen Niederlassungen in Mailand und Madrid, wo die Corona-Pandemie die größten Eruptionen hervorgerufen hat. Das zeigt, dass in unsicheren Zeiten der Immobilienstandort Österreich ganz besonders punkten kann.