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Auf Stagnation folgt Abschwung

Österreichs Wirtschaftsleistung sank laut WIFO-Schnellschätzung im II. Quartal 2023, nachdem sie zuvor seit Mitte 2022 stagniert hatte. Für das III. Quartal deuten Frühindikatoren auf einen erneuten BIP-Rückgang hin. "Der Mangel an Nachfrage ist mittlerweile das wichtigste Produktionshindernis", so der Autor des aktuellen Konjunkturberichtes Christian Glocker.
Michael Neubauer

Die Weltwirtschaft wuchs im I. Quartal 2023 zwar etwas stärker als zuvor, das Bild ist jedoch sehr heterogen. Einer deutlichen Expansion in den Schwellenländern steht eine im Durchschnitt schwache Entwicklung in den Industrieländern gegenüber. Österreichs Wirtschaft trat Mitte 2022 in eine Stagnationsphase ein, die bis zum I. Quartal dieses Jahres anhielt. Mit einem Rückgang der Wirtschaftsaktivität im II. Quartal 2023 hat sich die Lage nun verschlechtert. Vorlaufindikatoren gingen zuletzt ausgehend von einem bereits niedrigen Niveau weiter zurück. Das Schrumpfen der Wirtschaft dürfte daher anhalten. Neben den kurzfristigen sind auch die mittelfristigen Aussichten trüb, zumal mit einem erheblichen Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit zu rechnen ist, der die Exportwirtschaft belasten wird. Die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom Juli zeigen eine neuerliche Verschlechterung der unternehmerischen Konjunktureinschätzungen. Die Lagebeurteilungen fielen abermals skeptischer aus als im Vormonat und lagen erstmals seit März 2021 im pessimistischen Bereich. In der Sachgütererzeugung dämpfen vor allem die stark rückläufigen Auftragsbestände die Erwartungen.

Der Preisauftrieb hat sich zuletzt weiter abgeschwächt, bleibt jedoch kräftig. Die seit längerem beobachtete Verlangsamung der Erzeugerpreisinflation sowie der Rückgang der Energiepreise zeigen sich nun deutlicher in den Verbraucherpreisen. Letztere lagen im Juni allerdings immer noch um 8,0 Prozent über dem Vorjahresniveau (laut VPI; Schnellschätzung für Juli +7,0 Prozent). Die Konjunkturschwäche schlägt sich mittlerweile verstärkt auf dem Arbeitsmarkt nieder. Die Arbeitslosigkeit stieg zuletzt weiter an, während die Zahl der offenen Stellen abnahm und der Beschäftigungsaufbau weitgehend zum Stillstand gekommen ist. Im Juli 2023 lag die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten nach vorläufiger Schätzung nur mehr um 29.000 über dem Vorjahresniveau (+0,7 Prozent), nach +45.000 im Juni. Ende Juli waren um rund 15.000 Personen mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr (+6,3 Prozent). Die Arbeitslosenquote (nationale Definition) dürfte damit bei 5,9% gelegen sein (+0,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr). (apa)