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Aufruhr

Viele Projektentwickler laufen gegen die neue Widmungskategorie „geförderter Wohnbau“ Sturm. Doch nicht alle sehen die Entwicklung negativ.
Michael Neubauer

Gestern wurde im Wiener Landtag die Bauordnungsnovelle beschlossen. Während die Rot-grüne Koalition in Wien die Novelle – vor allem die neue Widmungskategorie „geförderter Wohnbau“ – abfeiert, laufen viele Projektentwickler Sturm. Die Widmungskategorie „Geförderter Wohnbau“ ist bedenklicher Angriff auf das Privateigentum und ungeeignet, den Anforderungen einer stark wachsenden Stadt nachzukommen, meint etwa Martin Prunbauer, Präsident des Österreichischen Haus- und Grundbesitzerbundes. Erwin Hübl, Geschäftsführer von Hübl & Partner Immobilien sieht darin nichts anderes als einen Schlag gegen freifinanzierten Wohnbau. „Hier sind Übergangsfristen dringend notwendig. Die Regelung wird in ihrer derzeitigen Form hunderttausende Quadratmeter Boden - der sich bereits in Bauträgerhand befindet - entwerten. Und damit die Errichtung tausender leistbarer Wohnungen unmöglich machen. Ohne die Bauleistung von uns gewerblichen Bauträgern wird sich die Krise auf dem Wohnungsmarkt nicht lösen lassen.“

Ganz anders sieht es Winfried Kallinger, geschäftsführender Gesellschafter der Kallinger Projekte, der der neuen Widmungskategorie „Geförderter Wohnbau“ durchaus etwas abgewinnen kann. „Wohnen muss für Junge und weniger Begüterte einfach wieder bezahlbar werden.“ Die Explosion der Grundstückspreise in den letzten zehn Jahren habe dies immer schwieriger werden lassen.

Die Schaffung der Widmungskategorie „Geförderter Wohnbau“ sei deshalb aus seiner Sicht längst überfällig. Preissteigerungen von 47 bis 67% bei Bauland in den Flächenbezirken seien inakzeptabel. „Die Umwidmung von Grünland in Bauland ist ein hoheitlicher öffentlich-rechtlicher Akt, entsprechend ist das öffentliche Interesse zu würdigen, nicht nur die Renditeerwartung eines Grundstückseigentümers“, betont Kallinger. Das öffentliche Interesse liege nun einmal darin, leistbare Wohnungen für jeden Einkommenssektor zu schaffen. Kallinger unterstützt die Initiative der Wiener Rathauskoalition, denn „die Zukunft städtischer Wohnbaupolitik kann nicht darin liegen, Wohnbau dem teuren Einheitsbrei des Anleger-Vorsorgewohnbaues zu überlassen.“ Er ist überzeugt, dass sich durch die neue Widmungskategorie eine Win-Win-Situation für die Stadt, die Immobilienwirtschaft und vor allem für die Wohnungssuchenden ergibt.

Die Zukunft wird es weisen, ob mit der Widmungskategorie „geförderter Wohnbau“ tatsächlich der Wohnungsneubau angekurbelt werden kann. Ich bin skeptisch und die Branche gespalten.