Die Aufträge am deutschen Bau sind im ersten Halbjahr eingebrochen und unterstreichen damit die Krise der Branche. Die Bestellungen sanken binnen Jahresfrist - um steigende Baupreise bereinigt - real um 12,8 Prozent und nominal um 2,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Die Umsätze fielen inflationsbereinigt um 5,5 Prozent, legten aber nominal um 5,5 Prozent zu.
"Der Nachfrageeinbruch im Wohnungsbau setzt sich immer weiter fort", sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). "Seit über einem Jahr sehen wir Monat für Monat markant sinkende Baugenehmigungszahlen und Auftragseingänge."
Pakleppa bekräftigte, dass die Regierung dringend gegensteuern und für Investitionsanreize sorgen müsse. Nur so könne verhindert werden, dass die schwache Nachfrage nicht zum Abbau von Jobs führe. "Wir haben in den letzten zehn Jahren im Angesicht der Baubedarfe im Wohnungsbau, bei der Infrastruktur, bei der Klima- und Energiewende 200.000 Arbeitsplätze geschaffen", betonte der Lobbyist. "Die Bauunternehmen brauchen jetzt die Aufträge für die geschaffenen Kapazitäten."
"Der Wohnungsbau befindet sich weiter im freien Fall", sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. "Wenn nicht bald gegengesteuert wird, entwickelt sich die Wohnungsfrage zum sozialen Sprengstoff." Denn erst brächen die Baugenehmigungen und die Aufträge ein, dann fehlten die dringend benötigten Wohnungen. "Der Wohnraummangel wird bittere Realität." Dies führe zu steigenden Miet- und Kaufpreisen, die sich keiner mehr leisten könne, warnte Müller.
Die deutsche Bauministerin Klara Geywitz will im September ein Hilfspaket für die kriselnde Baubranche vorstellen. In rund einem Monat treffen sich Bau und Politik zu einem Wohnungsgipfel. (apa)