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Auftragsmangel im deutschen Wohnungsbau weit verbreitet

Ifo: "Ende der Krise nicht in Sicht" - Mehr als jeder zweite Betrieb klagt über fehlende Orders - Viele Stornos
Michael Neubauer
Baustelle
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© CORINNA sPItzBARTh

Im Wohnungsbau in Deutschland klagt trotz der Aussicht auf sinkende Zinsen mehr als jedes zweite Unternehmen über fehlende Aufträge. 55,2 Prozent berichteten im April von Auftragsmangel, nach 56,2 Prozent im März, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner Umfrage mitteilte. "Die Wohnungsbauer suchen nach Hoffnungssignalen", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Ein Ende der Krise ist jedoch nicht in Sicht."

Auch die vielen Stornierungen bleiben den Angaben zufolge ein großes Problem. Im April meldeten 17,6 Prozent der Betriebe stornierte Projekte, nach 19,6 Prozent im März. Das Geschäftsklima im Wohnungsbau hellte sich zwar deutlich auf, bleibt aber weiterhin tief im negativen Bereich. Die Erwartungen sind demnach noch weit von Optimismus entfernt. "Aufgrund fehlender Aufträge reduzieren viele Unternehmen ihre Preise", sagte Wohlrabe.

Im Tiefbau - wozu unter anderem der staatlich dominierte Straßenbau gehört - berichteten 22 Prozent von einem Auftragsmangel. Die Unternehmen sind dort auch wesentlich zufriedener mit den laufenden Geschäften. "Der Ausblick auf die kommenden Monate ist im Tiefbau von Skepsis geprägt, aber nicht so stark wie im Hochbau", sagte Wohlrabe.

Der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen für neue Wohnungen hatte sich zuletzt fortgesetzt. Ihre Zahl sank im Februar um 18,3 Prozent zum Vorjahresmonat auf 18.200, wie das Statistische Bundesamt herausfand. Teure Materialien und gestiegene Finanzierungskosten schrecken viele potenzielle Häuslebauer und Investoren ab. Die deutsche Bundesregierung hat sich ursprünglich das Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen gesetzt, um dem wachsenden Bedarf vor allem in den Großstädten zu begegnen. Sie dürfte es Experten zufolge aber auch 2024 deutlich verfehlen.

Viele Experten hoffen auf frische Impulse durch die erwartete Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hat signalisiert, ihren Leitzins im Juni erstmals zu senken. Derzeit liegt er auf dem Rekordwert von 4,5 Prozent. In der zweiten Jahreshälfte könnten weitere Schritte folgen. Sinkende Zinsen machen Baukredite günstiger. (apa)