Gegen den geplanten Ausbau des Messepark Dornbirn, Vorarlbergs größtem Einkaufszentrum, regt sich massiver Widerstand. Das Einkaufszentrum soll um über 100 Mio. Euro erweitert und modernisiert werden. Kritiker sehen eine Gefährdung der Wirtschaft der Gemeinde-Ortszentren und fürchten mehr Verkehr. Am Montag wird sich der Raumplanungsbeirat mit der Causa befassen, seiner Empfehlung folgt die Landesregierung üblicherweise, eine Verpflichtung besteht jedoch nicht.
Der Messepark wurde 1987 am Stadtrand an der heutigen Autobahnabfahrt Dornbirn-West eröffnet. Die genehmigten 19.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sollen nun auf maximal 22.200 Quadratmeter steigen. Davon sollen höchstens 5.000 für den Lebensmittelhandel verfügbar sein. Es werde keinen weiteren Bodenverbrauch und eine Verbesserung der Verkehrssituation geben, versprach Eigentümervertreter Guntram Drexel bei der Projektpräsentation. 2018 waren Ausbaupläne nach emotionaler Debatte gescheitert, nun will man Kritiker mit einem Verkehrskonzept überzeugen, ebenso mit einem Verzicht der Handelswidmung auf ebenfalls im Eigentum der Eignerfamilie stehenden Grundstücken im Umfeld des Messeparks. Darüber hinaus schaffe man 300 neue Arbeitsplätze.
Die 47 Stellungnahmen im Auflageverfahren zur Erweiterung fielen großteils negativ aus. Bürgermeister, Wirtschaftsgemeinschaften und Händler aus den umliegenden Gemeinden fürchteten einen weiteren Kaufkraftabfluss sowie mehr Verkehr durch das auch bei Schweizer Kunden sehr beliebten Einkaufszentrum. Die Sparte Handel in der Wirtschaftskammer befürwortete zwar eine Modernisierung, will aber keine Billiganbieter und keine weiteren Lebensmittelhandelsflächen. Positiv hervor hoben einige Stellungnahmen die Schaffung neuer Arbeitsplätze, dass man mit einem Ausbau dem Online-Handel sowie anderen Einkaufszentren im Bodenseeraum etwas entgegensetzen könne sowie die Chance auf eine Verbesserung des Verkehrskonzepts im Raum Dornbirn-West, etwa für Radfahrer. Schon im Vorfeld hatte die Landesregierung Ende August zu einem Informationsaustausch zum Verfahrensstand geladen.
Die Abstimmung im Raumplanungsbeirat wird nun mit Spannung erwartet. Das 13-köpfige Gremium steht unter Vorsitz des zuständigen Regierungsmitglieds Marco Tittler (ÖVP). Es besteht aus Vertretern der Landtagsparteien, der Wirtschafts-, Arbeiter-, Architekten- und Landwirtschaftskammer sowie Fachleuten aus Raumplanung, Ökologie und Mobilität. Naturschutzanwältin Katharina Lins äußerte gegenüber der APA im Vorfeld Bedenken hinsichtlich einer Schwächung der Ortskerne und will am Montag in der Sitzung vor allem Transparenz bei der zu erwartenden Verkehrsbelastung einfordern. Auch wenn das Unternehmen im eigenen Umfeld für ein gutes Verkehrskonzept sorgen könne, so habe es doch großräumig keinen Einfluss auf die Verkehrsentwicklung, so Lins. Ein Gutachten zum Verkehr im Großraum sei bisher nicht vorgelegt worden.
Kritisch äußerten sich auch bereits Gemeindepolitikerinnen der Grünen aus Lustenau, Lauterach, Wolfurt und Dornbirn. Für die Pläne würden keineswegs nur Flächen der Eigentümer verbaut, vielmehr auch rund 5.800 Quadratmeter an öffentlichen Flächen. Die Bürgermeister der Gemeinden um den Kummenberg (Götzis, Altach, Koblach, Mäder) appellierten in einer Aussendung an die Mitglieder des Beirats gegen den Ausbau zu stimmen.
2022 lag der Umsatz des Messepark bei rund 195 Mio. Euro. Mit einer Flächenproduktivität von knapp 10.300 Euro pro Quadratmeter gehört der Messepark zu den diesbezüglich besten Einkaufszentren Österreichs. Pro Tag kaufen durchschnittlich 17.600 Besucher in 65 Fachgeschäften, Gastronomie- oder Dienstleistungsbetrieben ein. Es sind rund 900 Mitarbeiter beschäftigt.