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Ausfallrate heimischer Firmen nähert sich wieder Normalniveau an

Durch den Wegfall der staatlichen Hilfsmaßnahmen im Zuge der Pandemie kommt es nicht zum Platzen einer "Corona-Blase". Zu diesem Schluss kommt TU-Professor Walter Schwaiger.
Amelie Miller
Corona-Hilfen
Corona-Hilfen
© AdobeStock

Er hat sich die Thematik in einer "Statistical Default Study" für den Gläubigerschutzverband Creditreform angeschaut. "Der disruptive Schock ist ausgeblieben", so Schwaiger. Viel hänge nun davon ab, ob Polykrisen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft und auf die Unternehmen abgefedert werden können.

Mit dem (vorläufigen) Anstieg der Konjunktur wird sich auch die Ausfallrate langsam wieder dem "Normalniveau" von 1,2 Prozent anpassen. Für das laufende Jahr 2022 rechnet Schwaiger damit, dass das Ausfallrisiko auf 1,6 Prozent steigen wird. Dieses setzt sich aus dem Normalniveau von 1,2 Prozent und der "Corona-Blase" von 0,4 Prozent zusammen. In absoluten Zahlen bedeute das, dass rund 5.700 Unternehmen stark insolvenzgefährdet seien. Österreich kehre somit auf das Vorpandemie-Niveau zurück.

Die zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie von staatlicher Seite gesetzten außerordentlichen Stützungsmaßnahmen haben der Studie zufolge Wirkung gezeigt. Die Ausfallraten der Jahre 2020 und 2021 sind mit 0,76 Prozent und 0,81 Prozent auf historische Tiefststände gesunken. Entsprechend sind die Firmeninsolvenzen um rund 40 Prozent zurückgegangen. So wenige Insolvenzen gab es zuletzt vor 30 Jahren. Diese Tiefstände geben allerdings ein verzerrtes Bild des künftigen Ausfallrisikos, zumal in den folgenden Jahren derartige Stützungsmaßnahmen nicht mehr vorgesehen sind.

Die beiden Vorjahre war eine Ausfallrate von 1,88 Prozent und 1,21 Prozent erwartet worden. Wird von diesen Raten die jeweils tatsächlich realisierte Ausfallrate von 0,76 und 0,81 Prozent abgezogen, dann ergibt sich die durch außerordentliche Stützungsmaßnahmen entstandene "Covid-19-Blase" von 1,12 Prozent für 2020 und 0,40 Prozent für 2021.

Die starke Reduktion dieser Covid-19-Blase um 0,72 Prozentpunkte ergibt sich durch die weitgehende Fortführung von staatlichen Hilfspaketen bzw. der konjunkturellen Verbesserung im Jahr 2021. Damit wurde die realisierte Ausfallrate niedrig gehalten bzw. die erwartete Ausfallrate reduziert.

Bei Fortbestand der konjunkturellen Verbesserung ist nun zu erwarten, dass sich die gewaltige, im Jahr 2020 entstandene und im Jahre 2021 um rund zwei Drittel geschrumpfte Covid-19-Blase ohne disruptive Einbrüche im Unternehmenssektor auflösen wird. "Die Covid-19-Blase ist somit entgegen ursprünglicher Befürchtungen nicht spontan geplatzt, sondern wurde durch die fortgeführten Stützungsmaßnahmen und die konjunkturelle Erholung einigermaßen gemäßigt zu zwei Drittel abgebaut", teilte Creditreform am Mittwoch mit.

Allerdings sind mittlerweile neue wirtschaftliche Gewitterwolken aufgezogen. Es herrschen Unsicherheit wegen des Unkrainekriegs und der Energieversorgung. Lieferengpässe, ein Arbeitskräftemangel, galoppierende Teuerung, Sorge vor weiteren pandemischen Problemen sowie Long-Covid-Fällen und eine Zinserhöhung stehen an. "Diese Wolken dürften sich in einem erneuten deutlichen Konjunkturrückgang bemerkbar machen und künftige Ausfallraten wieder stark ansteigen lassen", so die Creditreform.

Betrachtet man die jährlichen Ausfallraten im Vergleich zur Veränderung des realen BIP, zeigt sich in den vergangenen zwölf Jahren eine gleichförmige Entwicklung um eine Ausfallrate von rund 1,4 Prozent. 2020 und 2021 stellten aber eine "Riesenausnahme" dar. Die im Corona-Krisenjahr 2020 realisierte Ausfallrate von 0,76 Prozent ist nicht nur viel niedriger als die Ausfallrate von 1,15 Prozent im wirtschaftlich noch normalen Jahr 2019. Grund dafür waren die erwähnten außerordentlichen Stützungsmaßnahmen.

Schwaiger, Leiter des Forschungsbereichs "Finanzwirtschaft und Controlling" am Institut für Managementwissenschaften (IMW) an der TU Wien hat anhand der Creditreform-Daten Ausfälle der heimischen Unternehmen in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 analysiert. Das Ziel bestand darin, die Auswirkungen der Beendigung der außerordentlichen Stützungsmaßnahmen und damit das aktuelle Ausfallrisiko der österreichischen Unternehmen zu bestimmen. (apa)