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Auslaufen KIM-Verordnung: Strenge Kriterien bleiben

Mehr Chancen für Immobilienkäufer – Raiffeisen Immobilien sieht trotzdem mögliche Belebung am Markt
Lorenz Selinger
Lorenz Selinger
Auslaufen KIM-Verordnung: Strenge Kriterien bleiben
© Michael Meindl

Mit dem Auslaufen der Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-Verordnung) per 30. Juni 2025 endet eine Phase besonders strenger Vergaberichtlinien für Wohnbaukredite. Banken gewinnen damit wieder mehr Flexibilität bei der Beurteilung der Kreditwürdigkeit – eine Chance für potenzielle Käufer. Besonders betroffen waren bisher junge Haushalte, Familien mit geringerem Eigenkapital und ältere Personen mit komplexen Einkommenssituationen.

Eine aktuelle Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag von Raiffeisen Immobilien zeigt: Der Traum vom Eigenheim ist in Österreich dennoch ungebrochen. Zwei Drittel der Befragten (67 %) wünschen sich ein Einfamilienhaus, weitere 22 % eine Eigentumswohnung. Gleichzeitig waren die Hürden für eine Finanzierung zuletzt hoch – insbesondere durch das Zusammentreffen gestiegener Zinsen mit den strengen KIM-Vorgaben, die fixe Eigenmittelquoten, Schuldendienstgrenzen und Maximal-Laufzeiten vorschrieben.

Mehr Flexibilität

Laut der Raiffeisen Immobilien Umfrage halten 59 % der Österreicher folglich eine Erbschaft für die derzeit realistischste Option zur Immobilienfinanzierung. Erst danach folgen Hypothekarkredite (42 %) und geförderte Landesdarlehen (39 %).

„Viele Menschen gehen also davon aus, dass die Schaffung von Eigentum ohne familiäre Unterstützung kaum mehr möglich ist. Das Auslaufen der KIM-Verordnung könnte daher zumindest ein wichtiger psychologischer Impuls für den Markt sein – es könnte wieder mehr Kundinnen und Kunden ermutigen, sich um eine Eigenheimfinanzierung zu bemühen.“
—Peter Weinberger, Sprecher von Raiffeisen Immobilien Österreich
„Junge Familien und Erstkäufer:innen könnten wieder realistischere Chancen auf ein Eigenheim bekommen. Voraussetzung ist jedoch eine angepasste Regulierung, die Flexibilität und individuelle Kreditbeurteilung ermöglicht, statt pauschal bürokratische Hürden aufzubauen.“
—Peter Mayr, Co-Sprecher von Raiffeisen Immobilien Österreich 

¹ Österreichisches Gallup Institut, April 2025; Computer Assisted Web Interviews, N = 1000, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung von 25–65 Jahren

Strenge Kriterien dürften bleiben

Daran könnte es hapern, denn die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat in einem Rundschreiben im Juni weiterhin strenge Vergabekriterien empfohlen. Diese sind zwar rechtlich nicht bindend, bei Auffälligkeiten darf die Behörde aber dennoch prüfen. Auch nach Auslaufen der KIM-Verordnung kommen also neuerlich bürokratische Hürden auf Banken und ihren Kunden zu.

„Zur Unzeit, denn viele Haushalte und Unternehmen stehen derzeit durch hohe Kosten ohnehin unter großem Druck“.
—Peter Weinberger 

Ein Zurück zur Vergabepraxis vor der KIM-Verordnung wird es demnach wohl nicht geben, auch weil sich die Zinssituation geändert hat.

„Eine neuerliche bürokratische Regelung braucht es nicht. Im eigenen Interesse und im Interesse ihrer Kund:innen werden Banken die Balance zwischen Ermöglichung und nachhaltiger Finanzplanung ohnehin wahren. Eine ausgewogene Kombination aus Fördermitteln, fairer Kreditbeurteilung und gesicherter Rückzahlungsfähigkeit ist der Schlüssel zu einem gesunden Immobilienmarkt.“
—Peter Mayr

Individuelle Beratung wichtiger denn je

In der derzeitigen Situation können geförderte Darlehen der Bundesländer – etwa Wohnbauförderungen oder Jungfamilienkredite – gerade für Erstkäufer ein entscheidender Hebel sein, um Startkapital zu mobilisieren, auch dort, wo Erbschaft oder familiäre Unterstützung keine Option sind.

„Zur Bank des Vertrauens zu gehen, um die persönlichen Finanzierungsspielräume und mögliche Förderungen berechnen zu lassen, ist aktuell wichtiger denn je".
—Peter Weinberger & Peter Mayr