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Basel IV" stellt Hotelbranche vor neue Herausforderungen

Für Hotel-Finanzierungen müssen Banken künftig höhere Eigenmittel hinterlegen, was Finanzierungskosten und Zinsaufschläge erhöht.
Michael Neubauer
Basel IV" stellt Hotelbranche vor neue Herausforderungen
© Hotel Investments AG

 Dies hat die unangenehme Folge, dass das derzeit sinkende Zinsniveau zumindest teilweise kompensiert wird. Es bleibt abzuwarten, ob die Europäische Zentralbank (EZB) mit weiteren Zinssenkungen gegensteuert, die sich positiv auf den 3-Monats-Euribor auswirken könnten“

Mit Jahresbeginn 2025 sind die neuen EU-Vorgaben für Banken („Basel IV“) in Kraft getreten. Diese verschärften Richtlinien haben insbesondere Auswirkungen auf Immobilienfinanzierungen, deren Rückzahlung überwiegend aus den generierten Cashflows erfolgt - darunter insbesondere auch Hotels.

Hotels sind mit ihren Geschäftsmodellen traditionell stark auf Fremdfinanzierungen angewiesen. Die neuen Regelungen könnten nun dazu führen, dass Banken strengere Bonitätsprüfungen vornehmen, höhere Eigenkapitalanforderungen stellen oder höhere Risikozuschläge ansetzen. Die Folgen sind weitreichend:

Erschwerter Zugang zu Finanzierungen: Banken könnten sich aufgrund der strengeren Anforderungen bei der Kreditvergabe an Hotels zurückhaltender zeigen. Dies betrifft sowohl Neubauprojekte als auch notwendige Modernisierungen und Renovierungen.

Höhere Finanzierungskosten: Höhere Zinsen oder restriktivere Kreditbedingungen reduzieren die Rentabilität von Investitionen.

Beeinträchtigung von Qualitätsverbesserungen und Instandhaltungen: Hotels, die stark auf Fremdkapital angewiesen sind, könnten durch erschwerte Finanzierungsbedingungen ausgebremst werden.

Wettbewerbsnachteil für kleinere Betreiber

Während größere Hotelbetriebe möglicherweise alternative Finanzierungsmöglichkeiten haben, geraten kleine, familiengeführte Hotels zunehmend unter Druck.

„Für Hotel-Finanzierungen müssen Banken künftig höhere Eigenmittel hinterlegen, was Finanzierungskosten und Zinsaufschläge erhöht. Dies hat die unangenehme Folge, dass das derzeit sinkende Zinsniveau zumindest teilweise kompensiert wird. Es bleibt abzuwarten, ob die Europäische Zentralbank (EZB) mit weiteren Zinssenkungen gegensteuert, die sich positiv auf den 3-Monats-Euribor auswirken könnten“, erklärt Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung.

Ein weiteres Problem: Einige Banken haben die neuen Vorgaben noch nicht vollständig implementiert. Manche Institute haben seit Jahresbeginn entweder noch keine Finanzierungsangebote unter den neuen Bedingungen erstellt oder die Vorgaben noch nicht eingearbeitet. Dies birgt das Risiko, dass bereits abgeschlossene Kreditverträge nachträglich verändert werden müssen - was das Vertrauen der Hoteliers in ihre Finanzierungspartner belasten könnte.

Strategien für Hoteliers:

Die neuen Vorschriften erfordern eine vorausschauende Planungs- und Finanzierungsstrategie. Um sich auf die veränderten Kreditbedingungen einzustellen, sollten Hoteliers prüfen, inwiefern alternative Finanzierungsmodelle - etwa durch institutionelle Investoren oder Beteiligungen - eine sinnvolle Ergänzung sein könnten.

Zudem gewinnt Profit Management zunehmend an Bedeutung. Es reicht nicht mehr aus, lediglich die Ertragsseite zu optimieren; auch die Kostenstruktur und internen Prozesse müssen effizient gestaltet werden. Ein umfassendes Profit Management umfasst daher:

Detaillierte Analyse der Ertrags- und Kostenstrukturen: Dies beinhaltet sowohl die Zimmererlöse als auch Einnahmen aus Bereichen wie Gastronomie, Wellness und anderen Dienstleistungen.

Einsatz relevanter Kennzahlen: Kennzahlen wie ProPOR (Profit per Occupied Room) und ProPAR (Profit per Available Room) ergänzen klassische Umsatzkennzahlen und bieten Einblicke in die tatsächliche Profitabilität des Betriebs.

Datenbasierte Entscheidungsfindung: Durch die Analyse von Daten können operative und strategische Prozesse effizient gesteuert und optimiert werden.

Durch die Implementierung eines ganzheitlichen Profit Managements können Hoteliers ihre wirtschaftliche Basis nachhaltig stärken und gleichzeitig Mehrwert für ihre Gäste schaffen.

"Die Hotelbranche steht also vor großen Herausforderungen mit direkten Auswirkungen auf die Entwicklung neuer Projekte. Unternehmer und Investoren sind gut beraten, ihre Performance- und Finanzierungsstrategien anzupassen und mit Banken in Dialog zu treten, um sich die bestmöglichen Konditionen zu sichern", fasst Thomas Reisenzahn die Folgen der neuen Situation zusammen.