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Bauboom: 88 Prozent von Bauunternehmen von Diebstählen betroffen

Der anhaltende Bauboom, Niedrigzinssätze und der Rohstoffmangel sind Faktoren für steigende Baustellendiebstähle. Das haben Untersuchungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) und des Bundeskriminalamts gezeigt.
Amelie Miller
Baustelle
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"Mittlerweile entwickelt sich die Schadenssumme in Richtung 20 Millionen Euro", meinte KFV-Experte Armin Kaltenegger in einem Mediengespräch am Donnerstag. Eine Befragung im Juni 2021 ergab, dass rund 88 Prozent der Branchenbetriebe betroffen waren.

Im Vergleich zu früher wurde zwar weniger oft eingebrochen, jedoch stiegen die Schadenssummen, was auf die steigenden Rohstoffpreise und die immer häufigere Entwendung von teureren Maschinen zurückzuführen war. Wurde im Jahr 2013 noch eine Schadenssumme von zehn Millionen Euro verzeichnet, stieg diese 2017 auf einen Höchstwert von 18,5 Millionen Euro an. Preissteigerungen am internationalen Markt sowie Krisen seien mitverantwortliche Faktoren. "Wir werden große Unterbrechungen von Lieferketten aufgrund der Ukrainekrise haben", konstatierte Kaltenegger.

Eine Befragung des KFV von 101 Baufirmen und 49 Baumaschinenverleihern vom Juni 2021 ergab, dass rund 88 Prozent der Befragten von Diebstählen betroffen waren. Tendenziell wurden immer hochwertigere Güter, darunter auch Fahrzeuge und Bagger, entwendet - daher auch höhere Schadenssummen bei einem Rückgang an gemeldeten Fällen. "Vor Corona waren es 3.500 Anzeigen, mittlerweile sind diese auf knapp 3.000 zurückgegangen", so Peter Seidl, Chefinspektor vom Bundeskriminalamt. Pro Tag seien es durchschnittlich fünf bis sieben Delikte, wobei montags die Zahl der gemeldeten Fälle am höchsten war.

Grund dafür sei eine unzureichende Absicherung von Baustellen. So wurden bei 117 beobachteten Baustellen zwar ein Schild mit "Betreten verboten" als Sicherungsmaßnahme montiert, welches die Täter aber, so wie lose Absperrbänder, nicht an den Diebstählen hindern konnte. Ein Drittel der Befragten sehe zudem aufgrund einer gering vermuteten Schadenssumme und erfolglosen Fahndungen nach Tätern von einer Anzeige ab. Hinzu kommt, dass sobald ein Diebstahl bei der Versicherung gemeldet und die Summe ausbezahlt wurde der Fall für die Baufirma als abgeschlossen gilt.

Laut Bundeskriminalamt sei eine Liste mit Individualnummern sämtlicher Wertgegenstände, die verlässliche Versperrung von Containern und Schränken für wertvolle Materialien sowie die Einrichtung von Sicherheitskameras und Alarmanlagen als Abschreckung und Hilfe für darauffolgende Ermittlungen nach einem Diebstahl ratsam. Je nach Wert von Rohstoffen, Baumaterialien und Baumaschinen erfolgen die Diebstähle gezielt. "Aktuell ist es vor allem Holz und Buntmetall wie Kupfer", meinte Seidl. Kontrollinspektor Klaus Autischer bemängelte die Aufklärungsquote von zehn Prozent. "Uns wäre wichtig, dass auch Kleindiebstähle angezeigt werden", appellierte Autischer.

Auch ein hoher logistischer Aufwand bei Diebstählen von Baggern oder Paletten mit Holz oder Sand schreckte Täter nicht ab. Zwischen Mitte 2018 und Anfang 2020 baute eine siebenköpfige Tätergruppierung in den Stauraum eines Kleinbusses eine Seilwinde ein, um damit schwere Maschinen und gesamte Paletten mit Material einladen zu können. Der Schaden belief sich dabei auf 250.000 Euro. Bei einem weiteren Fall wurde eine Estrich-Maschine von einer Baustelle in Österreich zwei Tage später vor einem Hotel in Kiew gefunden. Fahrzeuge wurden trotz steigender Tendenz nur in Einzelfällen gestohlen. Bei 80 Prozent der Fälle sind Kleingeräte beteiligt, bei 40 Prozent Kupfer und andere Wertstoffe wie Holz. (apa)