Angesichts des Konjunkturabschwungs in der Baubranche und der sich verschärfenden Klimakrise wollen Branchenvertreter, Gewerkschaft und die Umweltorganisation Global 2000 die thermische Gebäudesanierung ankurbeln. Gelingen soll das mit einem 5-Punkte-Programm, vorgesehen sind darin etwa eine Erhöhung der Sanierungsförderung, eine Erleichterung bei der Finanzierung und ein Sanierungsplan für öffentliche Gebäude.
Die Politik habe erkannt, dass etwas getan werden müsse, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), Josef Muchitsch, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz, und begrüßte die Sanierungsinitiative zum Heizungstausch im kürzlich vorgestellten Erneuerbaren-Wärme-Paket der Regierung. Das sei aber noch nicht genug, um Energie einzusparen müsse zusätzlich auch die thermische Sanierung der Gebäude vorangetrieben werden. Die günstigste und die sauberste Energie sei schließlich jene, die nicht verbraucht wird.
Beim Erneuerbaren-Wärme-Paket werde vor allem über den Heizkesseltausch geredet, dabei sei die thermische Gebäudesanierung genau so wichtig, sagte Johannes Wahlmüller von Global 2000. Beim Heizungstausch in einem unsanierten Haus bestehe etwa die Gefahr einer überdimensionierten Heizung, die das Energiesparen wieder erschwere. Das Einsparpotenzial bei schlechtsanierten Häusern liege bei bis zu 80 Prozent.
In den vergangenen Jahren sei viel neu gebaut worden, und Material und Arbeitskräfte seien dort gebunden gewesen. Nun gebe es eine konjunkturelle Delle im Neubau, die frei gewordenen Kapazitäten könnten in der thermischen Sanierung genutzt werden, erklärte Robert Schmid vom Fachverband Stein- und keramische Industrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Das geschehe aber nicht: "Es ist unglaublich welche Reduktion im Absatz von Dämmstoffen in Europa passiert", so der Branchensprecher. Vor diesem Hintergrund würden Investitionen in die Sanierung von Gebäuden der Konjunkturabschwächung entgegen wirken, die Erreichung der Klimaziele vorantreiben und Arbeitsplätze sichern.
Ein Problem sei dabei die Finanzierung: Die Förderungen für die thermische Sanierung seien zu niedrig, außerdem seien die durch die KIM-Verordnung verschärften Kriterien für die Vergabe von Krediten eine Hürde. Weiters würden Anreize für die Gebäudesanierung fehlen, schließlich würden staatliche Hilfsmaßnahmen im Gießkannen-Prinzip vor hohen Energie- und CO2-Preisen schützen.
Das 5-Punkte-Programm der Baupakt-Partner Bauwirtschaft, Gewerkschaft und Global 2000 beinhaltet deshalb eine Verdoppelung der Sanierungsförderung: Die thermische Sanierung eines Gebäudes koste oft zwischen 65.000 und 100.000 Euro, der Förderanteil liege aktuell aber nur bei 14.000 Euro. Um den "Dschungel" aus Bundes-, Landes- und Gemeindesanierungsförderungen transparenter zu machen, wünschen sich die Baupakt-Partner eine zentrale Anlaufstelle, die berät, die mögliche Förderhöhe im Voraus berechnet und Förderungsanträge abwickelt. Außerdem müsse eine eigene Sanierungsbank gegründet werden, die Sanierungskredite vergibt. Eine weitere Forderung betrifft die Erhöhung und Zweckwidmung der Wohnbauförderung. Schließlich leiste die Sanierung öffentlicher Gebäude einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele, hier sei ein Sanierungsplan notwendig. (apa)