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Baukrise drückte Gewinn bei Wienerberger massiv nach unten

Ergebnis nach Steuern schrumpfte gegenüber Vorjahresperiode von 223,5 auf 0,5 Mio. Euro - Starke Kürzungen im Werksnetz, Russland-Geschäft verkauft - Erholung in Europa frühestens 2025
Patrick Baldia
Baukrise drückte Gewinn bei Wienerberger massiv nach unten
© ImmoFokus

Der börsennotierte Baustoffriese Wienerberger hat heuer im ersten Halbjahr die Immobilien- und Baukrise heftig zu spüren bekommen und unter dem Strich kaum noch Gewinne erzielt. Das Ergebnis nach Steuern brach gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr von 223,5 auf 0,5 Mio. Euro ein, wie aus dem aktuellen Halbjahresbericht hervorgeht. Der Umsatz blieb stabil bei 2,2 Mrd. Euro.

"Heuer ist ein schwieriges Jahr, vor allem in Neubausegment", resümierte Konzernchef Heimo Scheuch am Mittwoch in der Früh in einer Telefonkonferenz mit Analysten. In Deutschland und Frankreich seien die Märkte regelrecht eingebrochen.

Wienerberger habe darauf rasch mit "optimierten Kostenstrukturen" und, wo erforderlich, mit weiteren Restrukturierungsmaßnahmen reagiert. Das laufende, auf Ertragswachstum und Effizienzsteigerung ausgerichtete "Selbsthilfeprogramm", das im Vorjahr einen Ergebnisbeitrag von 46 Mio. Euro geliefert habe, werde ebenfalls fortgesetzt, teilte das Unternehmen mit.

"Wir haben heuer sehr stark in das Werksnetz eingegriffen, haben die Kosten weil die Nachfrage natürlich gerade im Neubau - nicht nur in Österreich, sondern vor allem in Deutschland im Benelux und in Frankreich sehr stark rückläufig war, und auch in Nordamerika", präzisierte Scheuch im Ö1-"Mittagsjournal des ORF-Radios. "Somit mussten wir Kapazitäten senken, Menschen freistellen und hier einzelne Abschreibungen vornehmen", fügte er hinzu. Unter dem Strich beschäftigte Wienerberger im Berichtszeitraum 20.485 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vorjahresperiode: 19.195).

Bei diesen "außerordentlichen, einmaligen Effekten" sei "auch ein sehr großer Effekt aus dem Verkauf des russischen Geschäfts, das wir heuer gemacht haben, drinnen". Das Ergebnis der Wienerberger wäre - das herausgerechnet - "durchaus um 150 Millionen besser".

Das Niveau der Verkaufserlöse bezeichnete der weltgrößte Ziegelhersteller als "solide Halbjahresperformance vor dem Hintergrund globaler politischer Unsicherheiten, die aufgrund der in mehreren wichtigen Ländern 2024 anstehenden Wahlen die Investitionsneigung bremsen".

Während der Wohnungsneubau schwächelt, entwickelten sich die Segmente Renovierung und Infrastruktur (Wasser- und Energiemanagement) den Angaben zufolge relativ stabil beziehungsweise gut. "Der Wohnungsneubau trug zum ersten Mal weniger als 50 Prozent zum Konzernumsatz bei", berichtete der CEO.

Die Zinssätze würden langsamer sinken als von Wienerberger erwartet. Das dämpfe auch die Kreditnachfrage. Die Neubautätigkeit sei schwach. Vor allem die Nachfrage nach Einfamilienhäusern bleibt hinter den Erwartungen von Wienerberger zurück.

Angesichts des herausfordernden Umfelds fährt der Konzern ein massives Sparprogramm - Kapazitäten werden, wo nötig, gekürzt, Anlagen stillgelegt. So sei es etwa auch im deutschen Dachbereich zu Einschnitten gekommen, in geringerem Ausmaß auch in Frankreich. Das Unternehmen setzt laut Eigenangaben "weiterhin auf effektives Kostenmanagement".

Ins erste Halbjahr fiel auch der Abschluss der Übernahme des französischen Dachspezialisten Terreal, der Produkte für die Dachreparatur und -sanierung anbietet. Dabei handle es sich um "die größte Akquisition der Unternehmensgeschichte", betonte Scheuch. Die Integration von Terreal in die Gruppe sei in vollem Gange.

Auf den Gewinn gedrückt habe heuer bisher vor allem der Einbruch der Neubautätigkeit in Nordamerika und Westeuropa. "Die Märkte sind steil nach unten gegangen, vor allem in Deutschland", erklärte Scheuch. Deutliche Rückgänge im Wohnbau gebe es aber auch in Frankreich und in Österreich. "Das ist es, was wir jetzt zu verdauen haben, auf diesen Märkten", erklärte der CEO. Den Rückgang in Kanada und auf dem US-Markt bezeichnete Scheuch als "temporär".

In Osteuropa, wo der Nachfragerückgang früher eingesetzt habe, ortet der Konzernchef für den Rest des Jahres weitere Erholungstendenzen. "Den Tiefpunkt in Osteuropa haben wir nun gesehen, jetzt bewegen wir uns aus diesen niedrigen Zahlen heraus", so Scheuch. "Im zweiten Quartal haben wir erste positive Impulse gesehen, vor allem in Osteuropa", bekräftigte Finanzvorstand Gerhard Hanke.

In Westeuropa - auf den für Wienerberger wichtigen Märkten Österreich, Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden - dürfte das noch etwas länger dauern - laut Scheuch "bis ins Jahr 2025 hinein". "Es wird noch sechs Monate dauern, beginnend mit den Niederlanden", so der CEO. In Deutschland soll es noch länger nicht so weit sein. Aber auch die früher einsetzende Erholung der anderen Märkte werde "noch nicht das Niveau von 2021 erreichen".

2025 sollen sich laut Konzernchef eine "komplette" Markterholung und Kosteneinsparungen zeigen, erst 2026 dann wieder die gewohnten Marktniveaus - mit einem operativen EBITDA von voraussichtlich mehr als 1,2 Mrd. Euro. (apa)