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Bauträger-Initiative warnt vor Wohnkosten-Explosion

Initiative "Mehr leistbaren Wohnraum schaffen" fordert beschleunigte Bauverfahren gegen Wohnungsnot - Experte Amann appelliert für mehr geförderten Wohnraum
Patrick Baldia
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© AdobeStock | Die Initiative "Mehr leistbaren Wohnraum schaffen" präsentierte am Donnerstag ihren Fünf-Punkte-Plan gegen die Wohnungsnot

Sechs Bauträger warnen vor einer dramatischen Situation am heimischen Wohnungsmarkt. Die Gründe dafür seien insbesondere hohe Baukosten, teure Grundstückspreise und komplizierte, langwierige Bauverfahren. Die neu gegründete Initiative "Mehr leistbaren Wohnraum schaffen" forderte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien beschleunigte Verfahren und einfachere Regelungen. Laut Wohnbauexperte Wolfgang Amann braucht es "dringend mehr geförderten Wohnbau in Österreich".

Gab es im Jahr 2021 laut Angaben der Bauträger-Initiative noch 77.100 bewilligte Wohnungen in Österreich, ging dieser Wert binnen eines Jahres um fast 20 Prozent auf 62.600 zurück. Das sei der geringste Wert seit 10 Jahren. "Unsere Studien haben ergeben, dass sich der Trend 2023 fortsetzen wird. Aktuell gehen wir von 51.400 bewilligten Wohnungen und somit einem Rückgang von 33,3 Prozent gegenüber 2021 aus", schlug Experte Amann Alarm. Demgegenüber stehe ein deutlich höherer Bedarf, insbesondere in Ballungszentren wie Wien. Als ein Grund dafür wurde die zunehmende Migration, allen voran durch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, genannt.

Die Initiative "Mehr leistbaren Wohnraum schaffen" präsentierte am Donnerstag ihren Fünf-Punkte-Plan gegen die Wohnungsnot. So sollte leistbarer Wohnraum in Zukunft wie große Infrastruktur- oder Energieprojekte als öffentliches Interesse klassifiziert werden: "Leistbares Wohnen stellt ein öffentliches Interesse dar - und ist daher schützenswert. Hier müssen die Verfahren beschleunigt und der Normen-Dschungel deutlich abgebaut werden", verlangte Thomas Drozda, Vorstandsdirektor des Bauträgers ARWAG.

Drozda betonte, es sei im Eigeninteresse der Politik, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Leistbarkeit ist für ihn in Relation zum Nettoeinkommen zu sehen: "Die Energiepreise sind im Vergleich zur Miete sehr stark gestiegen. Viele Menschen können sich das Wohnen nicht mehr leisten. Die Schuld werden sie nicht bei der Opposition suchen."

Die Initiative regt zudem eine Neugestaltung der Einspruchsrechte für Anrainer an: "Die Timeline ist ein massives Thema: Die Verfahren dauern immer länger und die Rechtssicherheit ist erst am Schluss gegeben", betonte Wolfgang Wahlmüller, stv. Generaldirektor des Österreichischen Siedlungswerks (ÖSW). Heute gebe es drei Instanzen bei Bewilligungsverfahren. Würde es in zweiter oder dritter Instanz zu einem Baustopp kommen, sei dies mit erheblichen Kosten verbunden.

Auch im Fall einer Genehmigung können lange Verfahren zu höheren Kosten führen. Die Material- und Refinanzierungskosten sind zuletzt stark gestiegen. "Das sind Kosten, die in die Miete einfliessen und die schlussendlich die Bewohner bezahlen", ergänzte der Obmann der Siedlungs-Genossenschaft Altmannsdorf-Hetzendorf, Heribert Thurner. Baurechtliche und Umweltschutz-Verfahren sollten z.B. gleichzeitig stattfinden, um schneller abgeschlossen zu sein. Naturschutz solle aber nicht gegen den Wohnbau stehen: "Wir wollen zusammenarbeiten. Keiner möchte in einer ungesunden Natur leben", unterstrich Siegfried Igler, Obmann "Neues Leben".

Wohnbauexperte Wolfgang Amann appellierte an die Politik, für mehr leistbare Wohnungen auch den Leerstand anzugehen: "Es muss mehr Anreize geben, damit mehr Menschen ihre Anlageobjekte vermieten." In einigen Bundesländern gebe es bereits Initiativen, die den Leerstand teurer machten. Amann verlangt aber auch entschärfte Mietregelungen für Privatvermieter, beispielsweise geringere Mieterschutzansprüche als bei institutionellen Vermietern. (apa)