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Begutachtung volkstümlicher Bauwerke

Die Seele des Objekts erforschen. Volkstümliche Architektur vereint örtliche Ansprüche mit lokal vorhandenen Baumaterialien und zeigt regionalen Charakter und Tradition. Die Gebäude dieses Architekturstils reifen mit der Zeit und müssen in ihrem ökologischen, historischen, technologischen und kulturellen Zusammenhang betrachtet werden.
Rory Cullen

Die Seele des Objekts erforschen. Volkstümliche Architektur vereint örtliche Ansprüche mit lokal vorhandenen Baumaterialien und zeigt regionalen Charakter und Tradition. Die Gebäude dieses Architekturstils reifen mit der Zeit und müssen in ihrem ökologischen, historischen, technologischen und kulturellen Zusammenhang betrachtet werden.

Seit seiner Gründung erwirbt der National Trust Ländereien und Bauten. Mittlerweile betreut er eine Vielzahl an Objekten verschiedenster Funktionen und Bauweisen, welche die Geschichte und Entwicklung des jeweiligen Standortes repräsentieren sollen. Als Basis für die Erhaltung volkstümlicher Gebäude hat der National Trust zwei Konservierungsgrundsätze erarbeitet. Diese entstanden in internen Arbeitsgruppen und umfassen die gesamte Bandbreite der Konservierungsaktivitäten des Trusts – also sowohl diese des kulturellen Erbes als auch die des Naturerbes. Für das Projekt „Begutachtung volkstümlicher Bauwerke“ (BVB) sind die Konservierungsgrundsätze Signifikanz und Verantwortlichkeit von entscheidender Bedeutung.

Signifikanz

Im Besitz des National Trusts finden sich Orte großer Komplexität und Wichtigkeit. Ihre Bedeutung umfasst den kulturellen, natürlichen, materiellen und immateriellen Wert des Gebäudes. Die Objekte haben zumeist nationale sowie internationale Widmungen und bringen den Charakter jedes Standorts erst richtig hervor. Aus all diesen Aspekten ergibt sich die „Seele“ des Objektes. Dessen Signifikanz und damit auch dessen Relevanz, muss regelmäßig neu evaluiert werden, um neuen Werten und Erkenntnissen gerecht zu werden. Denn: Für den National Trust ist es wichtig, das Wissen zu erweitern und vorgefasste Meinungen immer wieder zu hinterfragen. Begutachtungsergebnisse mit hohem Informationsgehalt führen zu Managemententscheidungen, welche den Erhalt der Signifikanz für kommende Generationen garantieren können.

Verantwortlichkeit

Unser Vermächtnis für die Zukunft wird durch die Aufzeichnung der aktuellen Aktivitäten genauso gewährleistet wie durch die Orte und Objekte, die der National Trust durch seine Arbeit erhält und weitergibt. Die betrieblichen Erinnerungen und deren öffentliche Zugänglichkeit gewährleistet, dass die heutige Generation – Kollegen, Unterstützer und die gesamte österreichische Bevölkerung – sich über die volkstümlichen Gebäude informieren und damit auseinandersetzen können. Durch das Teilen des Wissens und der Entscheidungen des National Trusts, wird dieser transparenter und nachvollziehbarer. Für mögliche Interessenten wird es damit leichter, die Konservierung eines Gebäudes zu verstehen und möglicherweise im eigenen Bestand umzusetzen.

Projekt „BVB“

Der Trust unternahm zwischen der Mitte der 1980er und der 1990er Jahre eine umfassende Bestandsaufnahme aller volkstümlichen Objekte in seiner Obhut. Mark Newman, einer der Regionalarchäologen des National Trusts, evaluierte die Information der „BVB“ und schätzte den Gesamtwert des Bestands damals auf 8,6 Millionen Pfund. Newmans Bericht identifizierte 8.813 „BVB“-Dokumente in den Geschäftsstellen des Trusts. Diese Dokumente befanden sich in unterschiedlichen Archivierungsphasen, von einigen waren Sicherheitskopien angelegt worden, von anderen nicht. Es gab kein standardisiertes Verfahren zur Ablage, zur sicheren Aufbewahrung oder für den Zugriff auf diese Dokumente. Der Trust hatte bis zu diesem Zeitpunkt massiv in das Sammeln von Daten, jedoch nur minimal in die Datenspeicherung investiert, woraus der Bedarf für das Projekt „BVB“ erst entstand.

Aufbauend auf erfolgreiche Pilotprojekte sollte die „BVB“ den Bestand der restlichen Regionen einscannen. Die digitalisierten „BVB“ wurden dann zentral unter einem einheitlichen Ablagesystem gespeichert. Früher eingescannte „BVB“ werden in das PDF-Format konvertiert und konform der Standardkonvention umbenannt. Außerhalb der Tragweite dieses Projektes werden die Dateien dem Güterstand (Property System) und den Aufzeichnungen der historischen Bauten und Monumente (HBSMR) beigefügt.

Projektplan

Das Projekt scannte die restlichen „BVB“ der übrigen Regionen ein. Die digitalisierten „BVB“ sind jetzt zentral unter einem einheitlichen Ablagesystem gespeichert. Trotz des erfreulichen Outputs des Projekts wurde das Budget von 60.000 Pfund nicht erschöpft.

Output

Das Ergebnis des Projektes umfasst 6.600 Begutachtungen volkstümlicher Bauwerke, die den Mitarbeitern des Trusts zur Verfügung stehen und für zukünftige Generationen bewahrt werden. Der Abschluss dieses Projektes bedeutet, dass der National Trust

  • ursprünglich angesammeltes Wissen bewahrt
  • einen Datensatz signifikanten Ausmaßes des vom Trust verwalteten Eigentums kuratiert, gemäß den Konservierungsgrundsätzen und dem „Schauen auf das, was wir haben“-Element der Unternehmensstrategie
  • das Risiko, eine Begutachtung zu wiederholen zu reduzieren und damit unnötige Ausgaben und Zeitverlust zu verhindern
  • den Hauptnutzern von Programmen wie beispielsweise dem „Let Estate“, Daten zur Verfügung stellen, die ihre Effizienz und Wirtschaftlichkeit erhöhen
  • eine Quelle von Managementinformationen zum aktuellen und zukünftigen Gebrauch durch Bausachverständige, Landschaftsgestalter und Bearbeiter des historischen Erbes zur Verfügung stellen
  • einen einheitlichen Satz digitalisierter und standardisierter „BVB“ besitzen.

Gewonnene Erkenntnisse

  • Die Wichtigkeit von Pilot-Scan-Projekten vor Beginn des Hauptprojektes
  • Die Relevanz von Revisionskontrollen und Versionskontrollen von Tabellen
  • Freiwilligenmanagement: Dieses Projekt war für Freiwillige mit unregelmäßigen und geringen Wochenstunden zu kompliziert. Es erforderte großen Einsatz der Freiwilligen über einen kurzen Zeitraum.
  • Es wäre für den Projektmanager vorteilhaft gewesen, jede Region/Zentrum zu besuchen und die Begutachtungen vor dem Einscannen zu überprüfen. Dies wäre nicht nur der Überprüfung der Einheitlichkeit dienlich gewesen, sondern hätte auch zur Identifizierung eventueller Probleme vor dem Auftreten, z.B. der Art des Bindens oder der Duplikation von Dateien (Originale und Fotokopien), beigetragen.
  • Unbekannte Kosten und Zeitdauer

Die vorher unbekannte Anzahl der endgültigen Begutachtungen erschwerte die Budgetierung des Scan-Prozesses.

Aufgaben nach Projektende

  • Förderung der Archivierung der Papierexemplare der „BVB“-Gutachten in Wansdyke (nach Regionen) und Löschen der elektronischen Kopien von Festplatten
  • Verknüpfung von Ressourcen über unterschiedliche Datenbanken – in diesem Fall die Verknüpfung der Gutachten mit dem Güterstand (Property System) des National Trusts und den Aufzeichnungen der historischen Bauten und Monumente (HBSMR)
  • Identifizierung und Abschätzung zukünftiger Scan-Projekte
  • Kommunikation zur Einführung und Bekanntmachung der Ressource.