Nach Informationen des "Handelsblatt" und des "Spiegel" suchen der insolvente Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof und sein Eigentümer, der österreichische Immobilienmilliardär Rene Benko, nach Mitteln, um Sicherheiten der deutschen Bundesregierung für ein Rettungsdarlehen zu bedienen. Dabei werde unter anderem der Verkauf der belgischen Warenhauskette Inno geprüft, die Benkos Signa-Gruppe 2019 übernommen hatte.
Laut einem Insider verspricht sich das angeschlagene Unternehmen von dem Verkauf der belgischen Warenhaustochter einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Zudem sollen Warenbestände aus den zu schließenden Filialen verkauft und der Ertrag dem Bund zugeschrieben werden, wie der "Spiegel" schreibt. Außerdem soll ein Gutachten über den Wert der Marke Galeria befinden - auch diese ist als Sicherheit für die Kredite des Bundes hinterlegt. Geld werde dabei auch von Benko kommen müssen, weil Galerias Kassa zu knapp bemessen sei.
Laut Dokumenten, die dem "Spiegel" vorliegen, dürften die Einsparungen beim Personal des insolventen Warenhauskonzerns offenbar größer ausfallen als gedacht. So sollen nicht nur Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen, deren Filialen schließen, sondern auch viele Beschäftigte in den übrig bleibenden Häusern, in denen die Einzelhandelsflächen verkleinert werden.
Laut dem sogenannten Interessenausgleich zwischen Betriebsrat und Management, der dem "Spiegel" vorliegt, sollen an den kleineren Standorten mit bis zu 20 Mio. Euro Umsatz im Jahr ein Großteil der Funktionen der Wareneinräumer und Verkäufer zusammengelegt werden. Diese sollen die Kundinnen und Kunden künftig gemeinsam bedienen. Wegen der Flächenverkleinerung und der Kürzung des Sortiments bestehe in den "Fortführungsfilialen" spätestens ab 30. Juni 2023 ein "Personalüberhang, der abgebaut werden soll", wie es in den Unterlagen heißt. Für den nötigen Umbau des Unternehmens veranschlagt Galeria drei Jahre.
Galeria befindet sich zurzeit in einem Insolvenzverfahren mit Eigenverwaltung. Der deutsche Staat war dem Warenhauskonzern mehrfach finanziell beigesprungen. Insgesamt hat der deutsche Wirtschaftsstabilisierungsfonds fast 700 Mio. Euro gegen die Folgen der Corona-Pandemie beigesteuert. Nur für 180 Mio. Euro ließ sich die deutsche Bundesregierung Sicherheiten geben, einen Großteil der Finanzspritzen muss sie abschreiben. (apa)