Die Mitgesellschafter der Signa Holding wollen Firmengründer Rene Benko offenbar entmachten. Das berichten "Handelsblatt" und "Spiegel" laut Vorabmeldungen. In einem persönlichen Schreiben fordern sie laut "Handelsblatt" Benko auf, sich aus der Führung der Signa-Gruppe zurückzuziehen und seine Stimmrechte an einen Treuhänder zu übergeben. Der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz soll Signa-Generalbevollmächtigter werden.
Unterzeichner des Schreibens sind laut Zeitung der österreichische Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner, Fressnapf-Gründer Torsten Toeller, Lindt & Sprüngli-Verwaltungsratspräsident Ernst Tanner, Kaffeeunternehmer Arthur Eugster und die Unternehmerin Julia Dora Koranyi-Arduini. Signa reagierte auf eine schriftliche APA-Anfrage vorerst nicht.
Der Abschwung am Immobilienmarkt trifft die Signa Holding hart. Der Verlust der Holding im Vorjahr belief sich auf rund 505 Mio. Euro, berichtete zuletzt das Nachrichtenmagazin "News" unter Verweis auf den noch nicht veröffentlichten Jahresabschluss 2022. Die Verbindlichkeiten stiegen laut Magazinbericht von 634 Mio. Euro auf 1,996 Mrd. Euro. Der Sportartikel-Händler Signa Sports United musste kürzlich Insolvenz anmelden.
Laut "Spiegel" wurden sich die Signa-Holding-Gesellschafter bei einem Video-Call einig, dass Benko sich zurückziehen muss. Ansonsten solle er laut Magazin-Bericht kein weiteres Geld der Gesellschafter erhalten, um die Existenz seiner Gruppe sichern zu können, beschloss die Runde. Benko hat auf dem Papier keine operative Funktion, ist aber Vorsitzender des Beirats der Signa Holding. Geschäftsführer der Signa Holding sind Marcus Mühlberger und Christoph Stadlhuber. Mitglieder des Beirats sind unter anderem Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), Wüstenrot-Chefin und Ex-Politikerin (FPÖ) Susanne Riess-Hahn, Ex-Casinos-Austria-Chef Karl Stoss und Ex-RBI-Chef Karl Sevelda. Gusenbauer ist auch Aufsichtsratschef der Signa Prime Selection, der Signa Development Selection und der Signa RFR US Selection.
Die Signa Holding ist eine Beteiligungsholding, die in den Geschäftsbereichen Immobilien, Einzelhandel (Galeria Kaufhof, KaDeWe, Signa Sports United) und Medien (Minderheitsanteil an Krone und Kurier) aktiv ist. Die Beteiligungsstrukturen sind komplex und es existiert kein Konzernabschluss für die Firmengruppe. Die Signa Holding gehört laut Firmenbuch ("Wirtschafts-Compass") zu 77,5 Prozent direkt und indirekt Privatstiftungen rund um Benko. Die Anteile der Investoren-Familien Arduini und Eugster und damit deren Stimmrechte werden laut Medienberichten aber treuhänderisch von Benko vertreten. Laut Firmenbuch hält die Haselsteiner Familien-Privatstiftung 15 Prozent der Holding-Anteile und Fressnapf Luxembourg rund 4,5 Prozent sowie der Schweizer Manager Ernst Tanner rund 3 Prozent.
Die Signa-Gesellschafter fordern laut "Handelsblatt" und "Spiegel", dass der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz die komplette Kontrolle bei Signa als Generalbevollmächtigter übernehmen soll. Bevor neues Geld fließen könne, solle er völlige Transparenz über Benkos "verschlungenes und undurchsichtiges Reich schaffen". In ihrem Brief bemängeln die Gesellschafter laut "Handelsblatt", dass Fragen zur Bilanz und zu der "prekären Liquiditätssituation" seitens der Geschäftsführungen "bis heute entweder nicht oder nur unzureichend beantwortet wurden". Es lägen ihnen auch "keinerlei Informationen zum gegenwärtigen Krisenmanagement der Signa-Gruppe" vor, heißt es in dem Zeitungsbericht.
Bereits am Dienstag hatte die stets gut informierte deutsche "Lebensmittelzeitung" erstmals berichtet, dass Signa-Investoren den Rückzug von Benko fordern. Laut einem aktuellem Online-Bericht der Fachzeitung soll Benko nun erstmals signalisiert haben, "das Feld bei Signa zu räumen". (apa)