Meinen aktuellen Beitrag schicke ich Ihnen mitten aus den Nachhaltigkeitstagen im Burgenland, den „Illmitzer Gesprächen“, ins Leben gerufen von unserem geschätzten Kollegen Thomas Malloth.
Während ich mit offenen Augen und Ohren Experten aus allen Bereichen lauschen darf, wie massiv und trostlos unser schönes Land in den Klimawandel schlittert, während ich engagierten Brandreden zu mehr Klimaschutz in Österreich folge, während mir das Schaudern über den Rücken läuft, beim Gedanken, dass unsere Natur schon jetzt und nicht in Zukunft nicht mehr die ist, die wir kennen, werde ich gleichzeitig zum traurigen Zeitzeugen von Unfassbarem.
Ja, natürlich meine ich damit auch den voranschreitenden Klimawandel. Aber viel schlimmer ist für mich die vom Vorwahlkampf getriebene Populärpolitik unserer Regierenden in einer Zeit, in der wir ehrliche, unpopuläre Politik dringender brauchen denn je zuvor in unserer Republik.
Unser Land versinkt
Während unser Land versinkt, und das nicht nur im Starkregen, sondern in immer wieder aufkeimenden neuen Korruptionsvorwürfen – von all den Missständen, die jeder Einzelne vermutet und verspürt, einmal ganz abgesehen –, während unser Land also wie nie zuvor in der zweiten Republik regelrecht moralisch „Land unter“ geht, werden populärpolitische Maßnahmen verkündet, nicht um zu verändern, sondern um politische Macht wirklich um jeden Preis einzuzementieren.
Wer mir nicht glaubt, muss nur einmal die Kommentare in den Medien unter den Schlagzeilen lesen. Ich bin nicht der Einzige, dem es mittlerweile überkocht.
Gedeckelte Mieten, lieber Leserinnen und Leser, werden also zukünftig weiter gedeckelt. Altbauten, die den wohl höchsten Sanierungsbedarf haben, können also weiterhin vor sich hinschlummern, denn eine Instandsetzung ist nicht mehr finanziell zu schaffen.
Beliebteste Sündenböcke: Drittstaatsangehörige
Die beliebtesten Sündenböcke nach unserer Branche – ja, ich spreche dieses heiße Eisen jetzt bewusst an, Immohaie hier, Ausländer da – sind Drittstaatsangehörige, also alle Ausländer, die nicht aus der EU kommen. Menschen, die mittlerweile mehrheitlich die Niedrigstlohnjobs in unserem Land stemmen, werden zukünftig weiter von sozialem, günstigem Wohnraum ausgeschlossen und als Hauptkundinnen und Hauptkunden in den privaten Wohnungsmarkt umgeleitet. Schon jetzt wohnen mehr als 55 Prozent der Menschen mit wenig bis keinem Einkommen privat und damit in Relation zu ihren Gehältern gesehen viel zu teuer, die Wohnbeihilfenreformen, die jetzt im Eilzugstempo vor der Wahl von Land und Bund durchgepeitscht werden, schließen diese schwächsten Gruppen aber erneut geschickt aus.
Unter Bodenschutz verstehen alle – Länder wie Bund – derzeit keinen Baustopp auf grüner Wiese zum Beispiel für gemeinnützige Riesenhitzestaubauprojekte, sondern vielmehr die Entsiegelung wertvoller optionaler Wohnbauflächen und begrünte Straßenbahnhüttendächer oder Mikroparks in der Stadt – damit man Flächen für die Ersatzpflanzungen der zu Tausenden gerodeten Bäume übrig hat.
Straßenseitige Balkone, der möglicherweise einzige Luft- und Lichtpunkt für alte Bestandsbewohner im innerstädtischen Raum, werden dafür still und heimlich gestrichen.
Ich koche – nicht mehr wegen der unsäglichen Hitzewelle dieses Sommers, sondern weil ich in all meinen Jahren als aktiver Bürger noch nie eine derart maßlose Vorgehensweise der um Stimmen kämpfenden Parteien miterlebt habe.
Gefragt: Taten nicht Schlagworte
Wir brauchen keine Schlagworte mehr, sondern Taten: sanierungsfreundliche rechtliche Rahmenbedingungen, eine faire Vergabe von sozialem Wohnbau streng nach Einkommen gestaffelt und nicht nach Herkunft, innerstädtische Nachverdichtung und intelligente und rasch umsetzbare Begrünung.
Aber es kommt nichts, es kommen nur Worthülsen
Gestern konnte ich einem Vortrag der Nummer-1-Klimakleberin des Landes, Martha Krumpeck, zuhören. Ich war ehrlich gesagt nicht nur über ihre Körpergröße (Frau Krumpeck ist fast so groß wie ich, nämlich 190 Zentimeter) überrascht. Allen, die mir in meinen Überzeugungen und auch in diesem Kommentar zustimmen, kann ich nämlich sagen, dass uns von Frau Krumpeck nicht so viel trennt wie viele vermuten.
Uns allen reicht es und keiner weiß sich dazu zu helfen, wie das Ruder endlich zielführend herumgerissen werden könnte.
Martha Krumpeck klebt sich fest – ich hingegen finde, wir müssen uns gemeinsam und laut bewegen.