Wien bereitet sich auf zunehmende Extremwetterereignisse vor. Bis Ende 2026 werden die Rückhaltebecken in Auhof, die den Westen der Stadt vor Hochwasser schützen, umfassend saniert und ausgebaut – vorwiegend mit dem Baustoff Beton.
Der Klimawandel führt auch in Österreich zu einer steigenden Zahl extremer Wetterlagen. Beim Hochwasser im September 2024 füllten sich die Rückhaltebecken in Auhof innerhalb von zwei Stunden mit rund einer Million Kubikmeter Wasser.
Die bereits im Jänner 2024 gestartete Sanierung der denkmalgeschützten Bauwerke an der Grenze zwischen Hietzing und Penzing wurde nach dem Hochwasser zur Priorität. Die sechs Retentionsbecken halten bei Hochwasser große Wassermengen zurück, bis der Pegel des Wienflusses sinkt. „Der Retentionsraum in Auhof bildet mit seinen sechs Rückhaltebecken und einer Kapazität von fast 1,2 Millionen Kubikmeter einen zentralen Schutzwall für die Stadt“, sagt Gerald Loew, Leiter der Magistratsabteilung 45 – Wiener Gewässer.
Schon beim Bau der 8,5 Meter hohen Mauern Ende des 19. Jahrhunderts kam Beton zum Einsatz.
„Beton bewährt sich seit vielen Jahrzehnten als verlässlicher und wartungsarmer Baustoff. Er eignet sich nicht nur für Rückhaltebecken wie hier in Auhof, sondern kommt auch bei Entlastungskanälen, Dämmen und Staumauern zum Einsatz.“—Anton Glasmaier, Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich.
„Eine seiner Stärken ist, dass er wasserundurchlässig ausgeführt werden kann. Damit bietet Beton Schutz vor Feuchtigkeit und drückendem Wasser – und das für mindestens 50 Jahre.“ Die lange Haltbarkeit zeigt sich daran, dass die Mauern seit über 120 Jahren kaum saniert werden mussten.—Heimo Primas, Präsident der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie.
Nach dem Hochwasser 2024 entschied die Stadt, die Struktur der Anlage grundlegend zu sichern. Schäden wie Risse und Abplatzungen wurden behoben, die bestehenden Becken erhielten eine neue, wasserundurchlässige Stahlbeton-Vorsatzschale mit einem Volumen von rund 11.000 Kubikmetern.
Damit bleibt die historische Substanz erhalten, und die Lebensdauer der Bauwerke wird deutlich verlängert. Die Becken werden zusätzlich vertieft, die Wehre und Trennmauern um bis zu 50 Zentimeter erhöht. „Grundlage dafür bildeten 2D-hydraulische Abflussmodellierungen, die das maximal verfügbare Retentionsvolumen ermitteln“, erklärt Stefan Pagger, Ausführungsplaner bei PULSE Engineering, dem mit der Sanierung beauftragten Unternehmen.
Auch die sechs Wehrschwellen sowie die 1,2 Kilometer lange Trennmauer zwischen Retentionsraum und Wienfluss werden um 25 bis 75 Zentimeter erhöht. Nach Abschluss der Arbeiten soll das Gebiet ein Hochwasserereignis bewältigen können, das statistisch nur alle 5.000 Jahre auftritt.
Das Investitionsvolumen beträgt rund 30 Millionen Euro, die Sanierung soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein.
Beton spielt auch bei anderen Infrastrukturprojekten eine wichtige Rolle, etwa beim Ausbau des Wientalkanals. Bis Mitte 2026 sollen 43.000 Stahlbetonsegmente den 8,6 Kilometer langen Kanal verstärken und das Netz bei Starkregen entlasten.
Neben seiner technischen Funktion hat das Gebiet in Auhof auch ökologische Bedeutung. Bei Niedrigwasser bildet es das größte Feuchtgebiet im Westen Wiens. Der Wechsel von Trocken- und Hochwasserphasen schafft Lebensräume für Biber, Fischotter, Bisamratten und rund 120 Vogelarten – darunter Eisvögel, Schwarzstörche sowie Schilf- und Drosselrohrsänger.
Im Zuge der Sanierung entstehen außerdem neue Lebensräume: 250 Kubikmeter Amphibientümpel und 24 Fledermauskästen werden errichtet.