Am Freitagnachmittag hat eine deutsche Tochter der Signa Prime Selection laut den Magazinen "Der Spiegel" und "News" (online) Insolvenz angemeldet. Demnach stellte die Signa Real Estate Management Germany beim Amtsgericht Charlottenburg einen offiziellen Antrag auf Konkurs. Es trifft damit eine Deutschlandtochter der Signa Prime Selection, in der Firmengründer Rene Benko seine wertvollen Bestandsimmobilien gesammelt hat.
Die APA hat bei der Signa und beim Büro des Signa-Sanierers Arndt Geiwitz um Stellungnahmen angefragt. Vorerst gab es keine Reaktionen darauf.
In dem Insolvenzantrag, aus dem "News" und "Spiegel" zitieren, heißt es unter anderem: "Sehr geehrte Damen und Herren, in unserer Eigenschaft als Geschäftsführer der Signa Real Estate Germany GmbH (...) beantragen wir ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Antragstellerin wegen Zahlungsunfähigkeit zu eröffnen (...)."
Schon zuvor zeigte sich anhand von Medienberichten, dass sich die Finanzlage der Signa-Gruppe des Tiroler Investors René Benko offenbar weiter zuspitzt. Das deutsche Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet online unter Verweis auf Insider, dass die Situation bei der Signa Holding sowie den Töchtern Prime und Development "so kritisch" sei, dass "Insolvenzanträge vorbereitet" würden - einen ersten Antrag gab es dann eben auch noch am Freitagnachmittag, schreibt das Magazin.
Ein Signa-Sprecher hatte noch vor Bekanntwerden der noch nicht offiziell bestätigten ersten Insolvenz im Signa-Reich gegenüber "Spiegel" und "News" gesagt, dass es keine neue Sachlage gebe und man Gespräche mit potenziellen Finanzierungspartnern führe.
Laut Nachrichtenmagazin "News" (Online-Ausgabe) soll sich die Motivation der aktuellen Signa-Mitgesellschafter und -Investoren in engen Grenzen halten, der verschachtelten Firmengruppe noch frisches Geld zur Verfügung zu stellen. Vielen sei missfallen, dass Firmengründer Benko nicht auf ihre Forderung eingegangen sei, sich komplett aus der Signa zurückzuziehen und seine Stimmrechte an den deutschen Sanierer Arndt Geiwitz zu übergeben. Über die nächsten Schritte berate nun der Aufsichtsrat der Signa Prime Selection, berichtet die deutsche "WirtschaftsWoche" (online). Signa reagierte vorerst nicht auf eine schriftliche APA-Anfrage.
"Der Standard" (online) schreibt, dass in der Signa für Dienstag eine Art Mitarbeiterversammlung geplant sei, in der über die Finanzlage und weitere Schritte informiert werde.
Wie bereits berichtet ist Ende November laut "Handelsblatt" eine 200 Mio. Euro schwere Signa-Anleihe fällig. Laut "News" und "Spiegel" muss die Signa-Gruppe bis Jahresende 500 Mio. Euro aufstellen, um nicht zahlungsunfähig zu werden.
Ältere Beraterkosten der Signa sind nun medial auch ein Thema geworden. Der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler und seit 2010 amtierende Signa-Prime-Aufsichtsratschef, Alfred Gusenbauer, soll der Signa Holding laut dem Wochenmagazin "News" für die Jahre 2020 bis Frühjahr 2022 Beraterhonorare in Höhe von über 7 Mio. Euro in Rechnung gestellt haben. In einer Rechnungs-Leistungsbeschreibung heißt es laut Magazinbericht wörtlich, dass man "bei der Restrukturierung und bei der Finanzierung des D18-Pakets der Galleria Kaufhof Karstadt-Gruppe und bei der Beantragung eines Nachrangdarlehens beim WST für GKK" (Galeria Kaufhof Karstadt, Anm.) beratend mitgewirkt habe. Zusätzlich erhält Gusenbauer eine Vergütung als Beiratsmitglied der Signa Holding und als Aufsichtsratschef und Chefkontrolleur der Signa Prime Selection, der Signa Development Selection und der SIGNA RFR US Selection.
Seit einem Monat steht wegen nicht gezahlten Rechnungen die Baustelle beim Signa-Großprojekt Elbtower in Hamburg still. "Die Bauarbeiten am Elbtower sind nach wie vor eingestellt. Wir gehen derzeit davon aus, dass diese auch in der nächsten Woche noch nicht wieder aufgenommen werden", hieß es von der betroffenen Baufirma Lupp auf APA-Anfrage. Man warte auf "Informationen der Investoren zum weiteren Vorgehen".
Signa-Firmengründer Benko versucht derzeit weitere Finanzmittel zu lukrieren. Laut "Spiegel" und "News" stellt er auch millionenschwere Kunstwerke zum Verkauf. Das Bild "L'Étreinte" von Pablo Picasso und ein Selbstporträt aus dem Jahr 1988 des Künstlers Jean-Michel Basquiat sollen nach Aussagen mehrerer Insider zu Geld gemacht werden. (apa)