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Blackout

Wer kennt sie nicht, die Szene im Film „Die Hard/Stirb langsam“, in der Bruce Willis alias John McClane die Fahrstuhltür zwischen zwei Stockwerken aufdrückt und über enge Lüftungskanäle entkommt?
Michael Neubauer
SENGSTSCHMID, Christoph
SENGSTSCHMID, Christoph
© OTIS Harald Klemm

Vom Dach eines steckengebliebenen Lifts in die nächsthöhere Etage zu klettern, um die Tür zu öffnen und sich ins Freie zu retten, das bleibt Hollywood-Helden in Action-Blockbustern vorbehalten.

Allein schon auf das Dach der Liftkabine zu gelangen, ist ein Kunststück. In Österreich haben Aufzüge in der Regel keine Ausstiegsluken, wie Christoph Sengstschmid, Geschäftsführer Otis Österreich und Direktor Sales & Marketing Otis Zentraleuropa, dem ImmoFokus versichert. Aus Gründen der Sicherheit sollte man das Klettern in den Aufzugsschächten den Profis überlassen.

Jeder hat wahrscheinlich schon einmal den nicht nur für Menschen mit Klaustrophobie durchaus nervös machenden Gedanken gehabt, in einem Aufzug – auch über eine n längeren Zeitraum – stecken zu bleiben. Für solche Eventualitäten sind Aufzugshersteller bestens gerüstet. Ihre Telefonzentralen sind 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag besetzt, um Aufzugssysteme zu überwachen. Im Falle einer Störung oder eines Stromausfalls landen Anrufer in einem Servicecenter und erhalten Unterstützung, bis ein Servicetechniker am Ort des Geschehens eintrifft. „Notbefreiung“ heißt das im Fachvokabular.

Funktioniert die Kommunikationskette, sind die Personen im Fahrstuhl rasch befreit. Stromausfälle sind unangenehm. Die Lösung des Problems ist aber absehbar. 2022 musste jeder Verbraucher in Österreich eine durchschnittliche Unterbrechung der Stromversorgung von 24,17 Minuten hinnehmen. Zweifellos unangenehm.

Doch was passiert bei einem Blackout? Ohne Strom stehen alle Aufzüge still. „Aufzüge werden immer digitaler und damit stärker abhängig von einer stabilen Energieversorgung”, betont Sengstschmid. „Deshalb haben wir einen Notfall-Prozess erarbeitet, mit dem wir Fahrgäste sicher aus unseren Aufzügen evakuieren können – auch wenn es keinen Strom, kein Internet und kein Mobilfunknetz gibt.“ Otis will für das Worst-Case-Szenario vorbereitet sein. Wobei der Otis Österreich-Geschäftsführer Wert auf die Bezeichnung Fahrgäste legt. „Wir haben weltweit pro Tag rund zwei Milliarden Fahrgäste – da haben wir auch eine enorme Verantwortung.“

„Mit der Zertifizierung von Quality Austria nach ISO 22301 (Business Continuity Management) sind wir Vorreiter in der Branche“, betont Sengstschmid sichtlich stolz.

Die Zertifizierung bestätigt die Funktionsfähigkeit und Koordination kritischer Prozesse im Falle eines Blackouts. „Die Teams“, so Sengstschmid, „folgen während eines Notfalls einem klar definierten Prozess und arbeiten kontinuierlich aktualisierte, physisch vorgehaltene Listen nach Prioritäten ab.“ Das bedeutet in erster Linie, dass im Falle eines Blackouts kritische Infrastruktur Vorrang genießt. In vielen Fällen ist aber gerade kritische Infrastruktur – wie zum Beispiel Krankenhäuser – mit eigenen Notstromaggregaten und/oder eigenem Servicepersonal vor Ort abgesichert. „Das haben wir in unseren Plänen berücksichtigt.“ Im Fall der Fälle wissen alle Mitarbeiter, welche Gebäude in welcher Reihenfolge anzufahren sind. Damit die Servicetechniker auch anfahren können, dürfen sie bei ihren Einsätzen mittlerweile den Tank nicht mehr leer fahren. Der minimale Füllstand darf 30 Prozent nicht unterschreiten: „Gibt es keinen Strom mehr, funktionieren auch die Tankanlagen nicht mehr.“

In den Aufzügen jüngerer Generation sind serienmäßig batteriebetriebene Notbefreiungssysteme verbaut, die Fahrgäste bei einem Stromausfall sicher auf die nächstgelegene Etage bringen. In vielen Fällen kann auch bei bestehenden Anlagen nachgerüstet werden.

„Bei alten, traditionellen, herkömmlichen Aufzügen ist es ganz einfach, indem man in den Triebwerksraum geht und die Bremse lüftet: Dann bewegt sich der Aufzug automatisch in die nächste Haltestelle“, so Sengstschmid. „Das könnten auch gezielt geschulte Personen vor Ort übernehmen.“

Doch wie lange wird es tatsächlich dauern? Wie lange müssen die Fahrgäste auf ihre Befreiung warten? „Üblicherweise sind wir angehalten, innerhalb von 30 Minuten die Notbefreiung einzuleiten. Im Falle eines flächendeckenden Blackouts sind wir von so vielen unterschiedlichen äußeren Einflüssen abhängig, dass es sehr schwer ist, Garantien abzugeben. Wir wissen nicht, ob die Ampeln funktionieren. Wie schaut es mit dem Verkehr aus? All diese Dinge können wir nicht vorhersehen. Wichtig ist aber, dass wir eine priorisierte Liste haben, mit der wir sehr exakt und sehr rasch in die Gänge kommen und so schnell wie möglich die Fahrgäste aus ihrer misslichen Lage befreien. Wovon wir dringend abraten, ist, zur Selbsthilfe zu greifen und zu versuchen, irgendwie die Türen aufzumachen.“

Noch kurz zurück zum Film „Die Hard“: Drehort war das kurz vor Drehbeginn fertiggestellte 34 Stockwerke hohe Fox Plaza, das Verwaltungsgebäude von Fox in der Avenue of the Stars in Los Angeles. Entworfen wurde es von dem US-amerikanischen Architekten William Pereira, der für seine futuristischen Entwürfe bekannt ist. Gedreht wurde in der Firmenzentrale der 20th Century Fox. Auch in späteren 20th-Century-Fox-Filmen wie „Speed“, „Fight Club“ oder „Airheads“ wurde der Fox Plaza Tower immer wieder als Kulisse genutzt.

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Blackout

Von einem Blackout spricht man bei einem unvorhergesehenen großflächigen, längerfristigen Ausfall der Stromversorgung, etwa wenn große Teile des europäischen Verbundsystems betroffen sind. Das kann dann passieren, wenn Erzeugung und Verbrauch großräumig ungleich verteilt sind und zusätzlich schwere Störungen an wichtigen Knotenpunkten im Übertragungsnetz auftreten.

Zum Netzwiederaufbau und zur Wiederversorgung der betroffenen Regionen existieren bei allen Netzbetreibern Notfallpläne, um eine solche Situation bewältigen zu können. Im Rahmen von Schulungen werden bei Netzbetreibern die notwendigen Abläufe trainiert, damit das Wiederhochfahren des Systems möglichst reibungslos abläuft.

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Brownout

Ein Brownout ist genau das Gegenteil von einem Blackout – nämlich ein kontrollierter Stromausfall. Wenn der Strombedarf nicht gedeckt werden kann, muss der Verbrauch reduziert werden. Netzbetreiber müssten in diesem Fall Industriebetriebe oder ganze Stadtviertel abschalten, um einen solche Strommangel technisch zu beherrschen. Stromausfälle werden so lokal begrenzt. Damit kann ein großflächiger Blackout vermieden werden. Die Netzbetreiber sind zu diesen gezielten Lastabschaltungen nach Energiewirtschaftsgesetz verpflichtet.

In der Regel informieren die Netzbetreiber die betroffenen Kunden im Falle von Lastabschaltungen, bevor diese Letztmaßnahme zur Systemstabilisierung beginnt. Dieses kontrollierte Vorgehen unterscheidet den Brownout vom Blackout, bei dem unvorhergesehen und unkontrollierbar Netzelemente ausfallen.

Sollte es für einen längeren Zeitraum notwendig sein, gezielte Lastabschaltungen von Kunden vorzunehmen, werden diese rollierend durchgeführt. Das heißt, die Gebiete werden gewechselt, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.

www.otis.at