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Blickpunkt Immobilien: Alles hat einmal ein Ende

Die sorglose Schönwetterperiode ist somit zu Ende gegangen. Nach dem steilen Steigflug der letzten Jahre wird ein Sturzflug aber ausbleiben.
Michael Neubauer
Preise sinken
Preise sinken
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Alles hat einmal ein Ende. Und das gilt auch für den österreichischen Immobilienzyklus, dem längsten derzeit noch laufenden Immobilienzyklus der Welt. Denn die Phase steigender Immobilienpreise begann in Österreich bereits 2005. Damit blickt man hierzulande auf 18 Jahren ununterbrochener Preisanstiege zurück, was global seinesgleichen sucht.

Zwar dürften aus den 18 keine 19 Jahre mehr werden, für 2023 und 2024 erwarten die Immobilien-Experten Matthias Reith und Gunter Deuber von Raiffeisen Research nominale Preisrückgänge von jeweils etwa 5 % p.a.

Der heimische Immobilienzyklus solle sich somit in die Reihe der beendeten Zyklen einreihen und in der „ewigen Bestenliste“ den 3. Platz einnehmen.

Das Ende des mitunter steilen Steigfluges muss jedoch nicht den Beginn eines ebenso steilen Sturzfluges bedeuten. Dagegen spricht erstens der detaillierte Blick auf die Kreditbelastung der Immobilienbesitzer, zweitens das fundamentale Zusammenspiel aus Angebot und Nachfrage und drittens die Anlegerperspektive. Zudem gilt: Der vorangegangene Preisanstieg wurde – anders als in vielen „Immo-Boomländern“ der frühen Nullerjahre – nicht mit strukturellen Fehlentwicklungen (z.B. Verschuldungsniveaus) „erkauft“. Die lange Party ist vorbei, eine zu lange Katerstimmung dürfte aber ausbleiben.

Da jüngste fühlbare Preisrücksetzer auch eine regulatorische Komponente haben, gilt es deren (Detail-)Regelungen im Lichte aktueller Markt- und Umfeldentwicklungen (die so nicht abzusehen waren) und im Hinblick auf die Gesamtmarktstabiliät genau zu prüfen. Immerhin wurden die regulatorischen Maßnahmen unter gänzlich anderen zinsseitigen Rahmenbedingungen ins Leben gerufen und ausgestaltet, als wir sie derzeit vorfinden bzw. sich für die nächsten Monate abzeichnen. An eine merklich restriktive EZB-Geldpolitik war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht zu denken. Weiters gilt zu beachten, dass die von uns erwarteten nominalen und realen Preisrückgänge die für manche Bevölkerungskreise angespannte Leistbarkeit von Wohnimmobilien nicht deutlich entschärfen sollten.