Der Spatenstich im Wirtschaftspark ecoplus an der Ostautobahn A4 soll 2023 erfolgen, wie Österreich-Chef Philipp von Lattorff am Freitag in einer Pressekonferenz in Wien sagte.
In der BioNex genannten biopharmazeutischen Anlage sollen Medikamente gegen Krebs, Herzinfarkte und Schlaganfälle hergestellt werden. Im Grunde handelt es sich um eine ähnliche Anlage wie jene, die Boehringer Ingelheim zwischen 2015 und 2021 in Wien baute. Nach den 700 Mio. Euro in Wien seien die 1,2 Mrd. Euro in Bruck die zweite Großinvestition in Österreich binnen weniger Jahre. Wegen höherer Preise und höherer Standards für die Ökologie falle das Investitionsvolumen nun höher als in Wien aus, sagte von Lattorff.
Das Unternehmen betonte, dass die nahe gelegenen Windräder eine Rolle bei der Standortentscheidung gespielt hätten. Die Anlage soll möglichst wenig CO2 ausstoßen, die Rede war von einer klimaneutralen "Green Factory". Geplant sind auch Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern, der Großteil der benötigten Energie soll aus einer Hackschnitzelanlage am Werksgelände kommen. Das Grundstück, derzeit noch ein Acker, ist, wie es zur APA hieß, bereits als Industriegebiet gewidmet.
Der für die Biotech-Anlagen zuständige Manager Torsten Mau sagte, das Ziel sei nicht, die Treibhausgas-Emissionen durch Geldzahlungen auszugleichen, sondern die Emissionen durch das Design der Prozessabläufe tatsächlich zu vermeiden. Der hohe prozessbedingte Energiebedarf in der Produktion - die Anlage braucht unter anderem Dampf - soll hauptsächlich über das Biomassekraftwerk laufen. Die CO2-Neutralität sei das erklärte Ziel, so Mau. Details soll eine Machbarkeitsstudie zeigen.
Bruck an der Leitha liegt 40 Kilometer östlich von Wien und ist auch von Bratislava und Ungarn mit dem Auto gut erreichbar. Arbeitskräfte will Boehringer Ingelheim an HTL und Universitäten suchen. Für das Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind für die rund drei Kilometer zwischen der Fabrik und dem Brucker Bahnhof ein Shuttlebus und ein Radweg geplant. Auch die Anbindung an den nahen Flughafen Wien-Schwechat hat laut dem gezeigten Präsentationsvideo für den Standort gesprochen.
Groß war die Freude in der Politik. An der Pressekonferenz nahmen sowohl Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) als auch Brucks Bürgermeister Gerhard Weil (SPÖ) teil. "Meine Enttäuschung war damals sehr groß 2015", sagte Mikl-Leitner zu der Anlage, die der Pharmakonzern in Wien errichtete. Wenn es um Ökologie gehe, könne man auf Niederösterreich nicht vergessen, freute sich die Landeshauptfrau nun über die größte Betriebsansiedelung seit jeher in Niederösterreich.
Laut Schramböck werden bis zu 40 Mio. Euro an Steuergeld in Form von Förderungen zugeschossen. Dass sich Bruck an der Leitha gegen Deutschland, die USA und Spanien durchgesetzt habe, sei einem Schulterschluss von Wirtschaftsministerium, Land Niederösterreich und der Gemeinde und den sinkenden Unternehmenssteuern in Österreich zu verdanken, so Schramböck. Bürgermeister Weil sagte, er habe eine "Riesenfreude". Dem Gemeinderat und den Bürgerinnen und Bürgern der 8.000-Einwohner-Stadt soll das Projekt demnächst noch genauer vorstellt werden. (apa)