IMMOunited

Britische Immobilienpreise mit größtem Rückgang seit Finanzkrise 2009

Minus 5,3 Prozent im Jahresvergleich - Aufgrund steigender Zinsen
Patrick Baldia
UK
UK
© DERREN HODSON | Die Immobilienpreise in Großbritannien lagen im August um 5,3 Prozent unter dem Vorjahresmonat

Die Immobilienpreise in Großbritannien sind im August so stark gefallen wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr. Sie gaben um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nach, wie die führende Bausparkasse Nationwide am Freitag zu ihrer Untersuchung mitteilte. Das sei das größte Minus seit Juli 2009. Allein von Juli auf August gaben die Immobilienpreise um 0,8 Prozent nach.

Als Grund für die Entwicklung werden die steigenden Zinsen genannt. "Angesichts des Ausmaßes des Anstiegs der Kreditkosten in den vergangenen Monaten ist die Abschwächung nicht überraschend", sagte Nationwide-Chefökonom Robert Gardner. Die Bank of England (BoE) hat ihre Zinssätze seit Dezember 2021 insgesamt 14-mal angehoben - auf aktuell 5,25 Prozent. Damit dürfte das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht sein: An den Finanzmärkten wird noch in diesem Monat eine weitere Zinserhöhung auf dann 5,5 Prozent erwartet. Damit will die britische Zentralbank die hartnäckig hohe Inflation bekämpfen.

"Wir glauben, dass die August-Daten den Beginn eines erheblichen weiteren Rückgangs der Immobilienpreise markieren", sagte Analyst Andrew Wishart von Capital Economics. Ökonomen und Immobilienexperten gehen einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge davon aus, dass die Preise auch im Gesamtjahr fallen werden - und zwar um durchschnittlich vier Prozent. Die Pessimisten unter den Analysten halten sogar ein Minus von zehn Prozent für möglich. 2024 sollen sich demnach die Preise dann stabilisieren, ehe sie 2025 um etwas mehr als drei Prozent steigen sollen.

Bevor sie im September 2022 ihren Höhepunkt erreichten, waren die britischen Immobilienpreise seit Ausbruch der Coronapandemie um mehr als ein Viertel gestiegen. Dafür sorgten eine höhere Nachfrage nach Wohnraum, niedrige Zinsen und vorübergehende Steueranreize.

Die Zusagen für Hypothekenkredite lagen im abgelaufenen Monat um rund 20 Prozent unter dem Niveau von 2019, sagte Gardner. Dieser negative Trend werde sich voraussichtlich fortsetzen. Dennoch erwartet Nationwide eine "sanfte Landung" für den Immobilienmarkt. Die Arbeitslosenquote dürfte nicht über die Marke von fünf Prozent steigen, zudem dürften auch die Löhne spürbar zulegen, hieß es zur Begründung.

Auch in Deutschland geben die Preise für Wohnimmobilien nach: Einer Studie der DZ Bank zufolge dürften sie heuer angesichts schwieriger Rahmenbedingungen wie steigenden Zinskosten und teuren Materialien zwischen vier und sechs Prozent sinken. 2022 hatten sie noch um sieben Prozent zugelegt. "Gemessen an den erheblich schlechteren Finanzierungskonditionen und der Unsicherheit über zukünftige Investitionen in eine energetische Sanierung und neue Heiztechnik erscheint der Preisrückgang im einstelligen Prozentbereich moderat", heißt es in der Untersuchung. "Möglicherweise halten sich Verkäufer mit Preiszugeständnissen noch zurück, weil sie etwa auf sinkende Zinsen spekulieren." Es sei gut möglich, aber keineswegs sicher, dass die Preise zeitverzögert noch weiter fallen. (apa)