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Catella Research: Ende der Niedrigzinspolitik setzt Preisbildung an den europäischen Wohnungsmärkten unter Druck

Die Abkehr der EZB von ihrer Nullzinspolitik führt dazu, dass der zehn Jahre bestehende Mechanismus aus Preissteigerungen und Renditekompression zunehmend unter Druck gerät, so eine aktuelle Analyse von Catella Research
Patrick Baldia
Wohnungsmarkt
Wohnungsmarkt
© Andrey Popov

Die Wohnungsnachfrage in den europäischen Metropolen und Ballungsgebieten steigt nach dem Ende der Coronapandemie wieder spürbar an. Gleichzeitig stagnieren jedoch die Kaufpreise am Wohnimmobilienmarkt. Grund dafür ist die Abkehr der EZB von ihrer Nullzinspolitik, was dazu führt, dass der zehn Jahre bestehende Mechanismus aus Preissteigerungen und Renditekompression zunehmend unter Druck gerät. Gleichzeitig rücken Anlagealternativen wie Staats- und Unternehmensanleihen in den Fokus klassischer Kapitalanleger. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Wohnungsmärkte von 63 Städten in 20 europäischen Ländern, deren Ergebnisse Catella Research im Catella Residential Market Overview zusammengefasst hat.                 

„Die Phase der Neubewertung auf den europäischen Wohnungsmärkten ist noch nicht abgeschlossen und könnte auch noch einige Monate dauern, bis Käufer und Verkäufer preislich wieder zusammenfinden, auch wenn es gerade kürzlich wieder die ersten größeren Transaktionen gegeben hat", kommentiert Thomas Beyerle, Head of Research der Catella Group, kommentiert. 

„Die fundamentalen Rahmenbedingungen in den europäischen Wohnimmobilienmärkten sind weiterhin intakt. Die erschwerten Finanzierungsbedingungen führen allerdings zu stark rückläufigen Neubaugenehmigungen und damit wird das Angebot an Wohnungen in den nächsten Monaten spürbar sinken. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage auf hohem Niveau, was die Mieten und Vermietungsquoten nach oben treibt. Der soziale Aspekt der Bezahlbarkeit wird damit weiter in den Vordergrund rücken. Wir erwarten, dass die Renditen sich in der zweiten Jahreshälfte stabilisieren könnten“, ergänzt Lars Vandrei, Senior Research Manager.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

  • Die durchschnittliche Wohnungsmiete (alle Baujahre) der 63 untersuchten europäischen Städte liegt derzeit bei 17,25 €/m² pro Monat und damit 2,5 % höher als noch im 3. Quartal 2022.
  • Die niedrigsten Mietpreise finden sich im belgischen Lüttich mit 9,50 €/m², gefolgt von Brünn in Tschechien mit durchschnittlich 10,00 €/m².
  • In London werden mit durchschnittlich 33,10 €/m² die höchsten Mieten aufgerufen. Die britische Hauptstadt liegt damit vor dem schweizerischen Genf, das mit 31,00 €/m² auf dem zweiten Platz rangiert. Luxemburg folgt auf Rang drei mit 30,00 €/m².
  • Der durchschnittliche Kaufpreis für eine Eigentumswohnung in Europa (alle Baujahre) im 1. Quartal 2023 beträgt 5.235 €/m². Die Spanne reicht von 1.720 €/m² in Lahti bis 15.250 €/m² in Genf.
  • Die durchschnittliche europäische Spitzenrendite für Mehrfamilienhäuser beträgt 3,97 %. Im Vergleich zum 3. Quartal 2022 stieg diese somit um 37 Basispunkte.
  • Die niedrigste Rendite aller europäischen Wohnungsmärkte ist in Stockholm mit 1,75 % (+40 Basispunkte zu Q3 2022) zu finden, gefolgt von Zürich mit 2,00 % (+60 Basispunkte zu Q3 2022).
  • Die attraktivsten Spitzenrenditen können in den baltischen Städten Vilnius mit 5,50 % (+10 Basispunkte zu Q3 2022) und Riga mit 5,40 % (+5 Basispunkte zu Q3 2022) sowie in den polnischen Städten Krakau mit 5,40 % (+15 Basispunkte zu Q3 2022) und Breslau mit ebenfalls 5,40 % (+15 Basispunkte zu Q3 2022) erzielt werden.
  • Gemessen an den aktuellen Marktpreisen für Wohnungen zur Miete und einer unterstellten Ausgabe von 25 % des lokalen verfügbaren Haushaltseinkommens für die Kaltmiete, können sich Haushalte in Graz die größten Wohnungen leisten. Aufgrund der vergleichsweisen geringen Einkommen sind die leistbaren Wohnungen in polnischen Städten rechnerisch am kleinsten.