Graz ist nach Wien mit über 950 Geschäften die zweitgrößte Einzelhandelsstadt für Einheimische und Touristen. Besonders die Herrengasse, als zentrale Fußgängerzone zwischen Jakominiplatz und Hauptplatz, zieht Kunden aus der ganzen Region an.
Im Jahr 2024 konnte Graz neue Mieter wie Motel a Miio und MeiShi gewinnen. Douglas und sehen!wutscher eröffneten neue Filialen in der Herrengasse, während im Citypark Peek & Cloppenburg neu eröffnet wurde. Im Frühjahr 2025 wird Müller im Murpark vertreten sein. Gleichzeitig mussten einige Unternehmen wie Deichmann und H&M Filialen schließen, und auch Café Sacher und Manner beenden ihre Präsenz in Graz.
Dennoch gibt es großes Interesse an den freien Flächen. Laut Sigrid Filzmoser von CBRE Graz sind keine längeren Leerstände zu erwarten, da zeitnah neue Mieter gefunden werden. Außerdem wird die Fertigstellung der Straßenbahn zur Entlastung der Innenstadt neue Impulse bringen. Während der Bauarbeiten gab es viele Mieterwechsel und Schließungen, aber nach Abschluss der Bauphase werden positive Effekte erwartet. Die Mieten in den A-Lagen bleiben stabil bei bis zu 80 Euro pro Quadratmeter und Monat, mit vereinzelten Höchstmieten bei kleineren Flächen.
Graz hat in den letzten zehn Jahren ein Wachstum von 27 Prozent verzeichnet und bleibt damit die am stärksten wachsende Großstadt. Mit einer hohen Kaufkraft von 30.100 Euro pro Person und einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen von 59.000 Euro ist die Stadt wirtschaftlich stark. Das Einzugsgebiet reicht auch über die Grenze nach Slowenien.
In Österreich ist der Einzelhandel 2024 inflationsbereinigt um 0,5 Prozent gewachsen. Während Lohnkosten gestiegen sind, ist die Nachfrage gedämpft, was zu Insolvenzen und rückläufigen Beschäftigungszahlen, insbesondere im Mode-, Schuh- und Möbelhandel, führt. Gewinner sind die Gastronomie, Dienstleistungsangebote und Lebensmittel. Die Gastronomie wächst um 4,3 Prozent, und Supermärkte verzeichnen ein inflationsbereinigtes Wachstum von 1,7 Prozent. Diskonter profitieren von den wirtschaftlichen Unsicherheiten.
Nachhaltigkeit gewinnt auch im Einzelhandel an Bedeutung. ESG-Zertifikate wie ÖGNI, DGNB und LEED sind etabliert, und Unternehmen ohne diese Kriterien müssen mit Finanzierungsschwierigkeiten rechnen.
Der Einzelhandelsinvestmentmarkt in Österreich war 2024 von einem Angebotsmangel und einem Rückgang des Transaktionsvolumens geprägt. Es wird jedoch erwartet, dass der Markt 2025 wieder an Dynamik gewinnt, da mehrere große Transaktionen von Einkaufs- und Fachmarktzentren in Vorbereitung sind und auch internationale Investoren ansprechen dürften.