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Chance, nicht Bedrohung

Veränderung. „Einzelkämpfer werden es meines Erachtens nach in Zukunft immer schwerer haben, sich am Markt zu behaupten, wenn sie nicht die Vorteile der Effizienz durch Gemeinschaftsgeschäfte erkennen und nutzen“, meint IMMOunited Gründer Roland Schmid.
Michael Neubauer

Veränderung. „Einzelkämpfer werden es meines Erachtens nach in Zukunft immer schwerer haben, sich am Markt zu behaupten, wenn sie nicht die Vorteile der Effizienz durch Gemeinschaftsgeschäfte erkennen und nutzen“, meint IMMOunited Gründer Roland Schmid.

Wie verändert die Digitalisierung die Immobilienwirtschaft? Was macht sie mit uns Menschen? Und wie müssen wir ihr begegnen?

Roland Schmid: Schenkt man aktuellen - hauptsächlich aus Amerika kommenden - Trends Glauben, so ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die durch die Digitalisierung entstehenden Onlinedienstleister und -plattformen die Arbeit von Immobilienmaklern und -bewertern übernehmen und sie möglicherweise ersetzen. Ich persönlich teile diese Art der Zukunftsvisionen nicht. Wir alle - und damit natürlich auch die Immobiliendienstleister - sollten die Digitalisierung als große Chance und nicht als Bedrohung sehen. Wenn wir uns die neuen Möglichkeiten und Technologien zunutze machen, profitieren letztendlich alle von diesen Entwicklungen. Zudem bin ich fest davon überzeugt, dass Onlineplattformen niemals einen Makler mit seiner Expertise und seinem persönlichen Gespür für Kunden ersetzen können. Werden die neuen digitalen Technologien gekonnt eingesetzt, kann mitunter das bisher fehlende Vertrauen von Endkonsumenten durch mehr Wissen, schnellere Reaktionszeiten und geschickte Verknüpfung neuer Möglich­keiten gewonnen werden. 

Wie entwickeln sich Arbeitsprozesse und Dienstleistungen?

Die fortschreitende Digitalisierung führt vor allem dazu, dass große Datenmengen in kurzer Zeit bereitstehen und verarbeitet werden müssen. Zu diesem Zweck entstehen neue Onlineprodukte, die Arbeitsprozesse an diese Entwicklungen anpassen und damit eine deutliche Effizienzsteigerung ermöglichen. Informationen werden für alle schneller, einfacher und überall zugänglich. Die Erwartungshaltung an schnelle Reaktionszeiten und ständige Erreichbarkeit erhöht den Druck auf die eigentliche Dienstleistung. Diese Umstände haben unmittelbar Auswirkung auf die Zusammenarbeit zwischen Dienstleistern und Endkonsumenten hinsichtlich Schaffung neuer Arbeitsweisen und Kommunikationskanäle.

Welche Anforderungen werden an Wartung und Netzwerke gestellt?

Eine Folge des rasanten digitalen Fortschrittes sind natürlich auch die immer größer werdenden Datenmengen, die es zu bearbeiten gilt. Data-Mining, also die zielgerichtete Weiterverarbeitung dieser großen Datenmengen (Big Data) zu sinnvollen Datenprodukten und -lösungen, gehört zu unseren täglichen Aufgaben. Die Verarbeitung dieser Datenmengen erfordert große Bandbreiten für Datentransporte und Unsummen an Wartungsstunden, um die Systeme am Laufen zu halten.

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Hat der Makler als Einzelkämpfer noch eine Überlebenschance?

Einzelkämpfer werden es meines Erachtens nach in Zukunft immer schwerer haben, sich am Markt zu behaupten, wenn sie nicht die Vorteile der Effizienz durch Gemeinschaftsgeschäfte erkennen und nutzen. Noch geht es der Maklerlandschaft in Europa ausreichend gut. Politische, technische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen werden sich aber auch hier bald ändern. Andere Länder beweisen eindrucksvoll, wie gut ein Miteinander anstatt ein Gegeneinander funktionieren kann. Beispielhaft dafür ist der nordamerikanische Immobilienmarkt, der seit Jahren sehr erfolgreich mit dem sogenannten Multiple Listing System (MLS) arbeitet, bei dem die Makler durch die Zentralisierung der Angebote auf einer Plattform deutlich effizienter arbeiten und im Verkaufsprozess kooperieren können. Den Maklern hierzulande die Zusammenarbeit zu erleichtern und Gemeinschaftsgeschäfte zu ermöglichen war daher auch eine meiner Visionen bei der Gründung von Imabis, an der ich weiterhin festhalte. Ich denke, mit der Abbildung des gesamten Online-Immobilienangebotsmarktes in Österreich und Deutschland auf einer Meta-Plattform sind wir hier bereits auf einem sehr guten Weg.

Digitalisierung gilt als Megatrend der Immobilienwirtschaft. Besserer Service, mehr Effizienz und neue Geschäftsfelder. Aber rechnet sich das?

Ich halte es für zu kurz gegriffen, die Digitalisierung als einen Trend zu bezeichnen, denn meines Erachtens ist die Digitalisierung gleichermaßen bereits Gegenwart und Zukunft der gesamten Wirtschaft und keine vorübergehende Erscheinung, der man sich entziehen kann. Bezogen auf die Immobilienwirtschaft muss man festhalten, dass die Endkonsumenten bereits digital sind und digital nach Immobilien nachfragen - das erwarten sie dann verständlicher Weise auch von ihren Geschäftspartnern. Für die traditionelle Immobilienwirtschaft rechnet sich die Anpassung an die Gegebenheiten der Digitalisierung also ganz gewiss, da sie sonst, auf längere Sicht gesehen, schlicht und ergreifend nicht mehr Schritt halten und den Kundenbedürfnissen in ausreichendem Maße gerecht werden wird und dann möglicherweise neue Technologien deren Dienstleistungen ablösen werden.