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China stützt wankenden Immobilienmarkt

Gelockerte Regeln für Vergabe von Hypotheken - Hauskäufer könnten nun unabhängig von ihrer bisherigen Kreditwürdigkeit in den Genuss von Vorzugsdarlehen kommen.
Michael Neubauer
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China stützt den angeschlagenen Immobilienmarkt mit einer Reihe von Maßnahmen. Als erste Metropole kündigte das etwa 15 Millionen Einwohner zählende Guangzhou am Mittwoch an, die bisher geltenden Regeln für die Vergabe von Hypotheken zu lockern. Hauskäufer könnten nun unabhängig von ihrer bisherigen Kreditwürdigkeit in den Genuss von Vorzugsdarlehen kommen, wie die Stadtregierung mitteilte.

Peking, Shanghai und Shenzhen könnten diesem Beispiel folgen, ebenso wie ein Dutzend kleinerer Großstädte. An der Börse sorgte die Maßnahme für Begeisterung. Der Immobilienfirmenindex Hang Seng Mainland Property Index von Hongkong stieg nach der Ankündigung um bis zu 3,3 Prozent.

Die Volksrepublik will auch mit anderen Maßnahmen den ins Wanken geratenen Immobiliensektor stützen und damit auch die Konjunktur anschieben. Mehrere Staatsbanken wollen die Zinsen für bereits bestehende Hypotheken senken, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Das wäre die erste Senkung seit der weltweiten Finanzkrise 2008/09. Peking hofft, damit die Nachfrage der Verbraucher nach Immobilien anzukurbeln. Die Branche war jahrelang ein wichtiger Motor des Wirtschaftswachstums, doch jetzt wird sie durch schwache Hausverkäufe und Zahlungsausfälle bei Bauunternehmen gebremst.

Chinas Hypothekenkredite summierten sich Ende Juni auf insgesamt 38,6 Billionen Yuan (knapp 5 Bill. Euro). Das entspricht rund 17 Prozent des gesamten Kreditbestands der Banken. Die Senkung der Zinsen dürfte den Druck auf die Gewinnmargen der Banken erhöhen. Drei der größten chinesischen Geldhäuser gaben in ihren Zwischenbilanzen bekannt, dass ihre Nettozinsmargen - ein wichtiger Maßstab für die Rentabilität - bereits im zurückliegenden zweiten Quartal gesunken sind.

Vivian Xue von der Ratingagentur Fitch erwartet, dass der Ertragsdruck auf den Bankensektor in der zweiten Jahreshälfte und bis ins Jahr 2024 anhalten dürfte, da die Margen schrumpfen und die Nachfrage nach Privatkundenkrediten nachlasse. Anleger sehen das ähnlich: Chinas Index für den Bankensektor fiel nach der Bekanntgabe der Pläne von Guangzhou gegen den leicht positiven Gesamttrend um 1,04 Prozent.

Fachleute bezweifeln zudem, ob sich mit den bis jetzt bekanntgewordenen Maßnahmen der Immobiliensektor stabilisieren lässt - auch weil sie zu spät kämen. "Die Auswirkungen auf die Verkäufe der Bauträger könnten viel größer sein, wenn die Regulierungsbehörden die Politik vor sechs bis neun Monaten umgesetzt hätten", sagte Analyst Raymond Cheng vom Finanzhaus CGS-CIMB Securities in Hongkong.