IKEA eröffnet 2021 in Wien das innovativste Einrichtungshaus, das es aktuell in der IKEA Welt gibt. Es wird einen positiven Beitrag zur Klimawandelanpassung leisten, autofrei sein und ein Ort, an dem sich Menschen gerne treffen. Der neue City-Store wurde für seine herausragende Performance in den Bereichen Klima, Wasser, Energie, Luft, Biodiversität und Kosten erstmals weltweit mit dem GREENPASS Platinum Zertifikat ausgezeichnet. Das Gebäude kühlt dabei mit seinen 160 Bäumen die Nachbarschaft des Wiener Westbahnhofs an einem Hitzetag um bis zu -1,5°C. Dabei stand am Anfang des Ideenwettbewerbsprozess die Frage, was sich die Menschen rund um den Standort wünschen würden, wenn sie denn die Wahl hätten? "Die Antwort war klar - einen innerstädtischen Park!"so Jakob Dunkel von querkraft architektur. Gemeinsam mit seinem Team und in der Gewissheit, dass man bei IKEA die Themen Nachhaltigkeit, Biodiversität und Nachbarschaft sehr ernst nimmt, entwickelte querkraft das visionäre Projekt eines vertikalen Parks, in dem gleichzeitig ein Möbelhaus und ein Hostel stecken.
Direkt angrenzend an den Wiener Westbahnhof entstehen inmitten einer dichten gründerzeitlichen Bebauung auf ca. 4.000 m2 Grundfläche bis zum Jahr 2021 ein siebengeschossiges Einrichtungshaus und Hostel mit insgesamt 160 Bäumen, begrünten Fassaden sowie öffentlich zugänglicher und begrünter Dachterrasse. Das vom Wiener Architekturbüro querkraft architekten entworfene Gebäude ist voll und ganz auf Fußgänger, Radfahrer und Benutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln ausgelegt. Der erste innerstädtische IKEA Store in Wien besticht mit einem zeitgemäßen und höchst innovativen Mobilitätskonzept – wo es keine PKW- Stellplätze, dafür erstmals viele Pflanzen gibt!
Wir sind einen weiten Weg gegangen von `blauen Boxen` auf der grünen Wiese hin zu einem Innenstadt-Einrichtungshaus, das seinesgleichen sucht. Wir wagen dieses Experiment, weil sich unser Leben, das Kundenverhalten und auch die Mobilitätsgewohnheiten rasant ändern. Um dem zu begegnen, braucht es neue Wege, so Maimuna Mosser, Business Development Managerin von IKEA Austria.
Die vielen Bäume und Sträucher an allen Fassaden prägen das Bild des Möbelhauses markant. Dabei wachsen sie aus überdimensionalen Pflanztöpfen und werden sensorgesteuert mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Die Wirkungen des Gebäudes sowie dessen Außenanlagen auf das Mikro- und Stadtklima erhielten von Beginn an einen sehr hohen Stellenwert. So wurde bereits in der Ideenwettbewerbsphase 2017 frühzeitig eine GREENPASS Pre-Certification angewendet, um die Auswirkungen der verschiedenen Planungsentwürfe und die Wirkungsleistung der Begrünung aufzuzeigen und zu argumentieren.
Die intensive Begrünung des Gebäudes wurde von Kräftner Landschaftsarchitektur mit Unterstützung der Begrünungsexperten von Green4Cities entwickelt. Mit Hilfe von GREENPASS konnten die Grünen Infrastrukturen in der Entwurfs- und Detailplanung optimal eingesetzt werden. Das Ziel: eine hohe Wirkungsleistung und thermischen Komfort für die zukünftigen Nutzer*innen und die Nachbarschaft sicherzustellen und dies mit dem 1. internationalen Zertifizierungsstandard für Klimaresilienz auch offiziell zu bestätigen.
Insgesamt wurden dabei 6 urbane Themenfelder mit Fokus auf den Freiraum analysiert, optimiert und bewertet: Klima, Wasser, Luft, Biodiversität, Energie und auch Kosten. Mit einer Gesamtpunkteanzahl von 328 Punkten und damit einem Gesamterfüllungsgrad von 91 % erhält das hochqualitative Projekt das weltweit erste GREENPASS PLATINUM Zertifikat. Der wissenschaftlich entwickelte Qualitätsnachweis von GREENPASS wurde in weiterer Folge auch beim BREEAM Bewertungssystem für relevante Indikatoren (Mikroklima und Biodiversität) adäquat angerechnet bzw. gutgeschrieben, wo das Projekt Excellent erreicht.
Das Neubauprojekt wurde zusätzlich mit dem früheren Gebäudebestand genau verglichen. Den Bewertungsrahmen für eine GREENPASS Zertifizierung bilden dabei standardisierte und unterschiedlich begrünte Referenzszenarien, von total versiegelt bis zu voll durchgrünt (Worst Case – Moderate Case – Best Case). Das markante grüne Design des Möbelhauses schneidet dabei in allen 5 Key Performance Scores besser ab als der frühere Gebäudebestand: Thermischer Abluftstrom, Thermischer Komfort, Thermische Speicherfähigkeit, Abflussbeiwert und CO2 Speicherung. Die Ergebnisse der GREENPASS Certification zeigen, basierend auf den Expertensimulationen mittels ENVI-met, dass das Projekt die Lufttemperatur vor Ort an einem typischen Hitzetag um bis zu 1.5 °C abkühlt.
Das grüne Möbelhaus trägt daher maßgeblich zur Verbesserung der Situation vor Ort, gegenüber dem früheren Bestand, bei. Aber nicht nur die Nachbarn profitieren direkt, sondern auch die künftigen Besucher*innen des Gebäudes. Die gefühlte Temperatur (PET) auf der Dachterrasse wird an einem Hitzetag um mehr als 12 °C kühler wahrgenommen. Die Analyse und Bewertung zeigen, dass die eingesetzte Vegetation inkl. Substratkörper mit mehr als 6 kg CO2 pro Hitzetag dabei dreimal mehr CO2 speichert als der Bestand zuvor. Die thermische Speicherfähigkeit, ein Maß für die Überhitzung eines Stadtteils, wird ebenso verbessert wie die erforderlichen Kühlgradstunden und der durchschnittliche Abflussbeiwert (von 0.9 auf 0.79). Durch das Projekt werden ca. 2.700 m2 Grünfläche und 160 Bäume neu gewonnen, die sich zusammen auf eine Blattfläche von über 2 ha summieren werden.
Darüber hinaus gewinnt das Projekt 15 (von 20) Bonuspunkte in den qualitativ bewerteten Bonusfeldern Biodiversität, Ressourcen und Soziales. Dabei liegt der Fokus des Projekts vor Allem auch auf der Förderung der Biodiversität durch Artenvielfalt in der Pflanzenauswahl, unterschiedlicher Vegetationsstrukturen, artenreicher Krautschicht, Habitatstrukturen, Bienen- und Vogelweiden sowie Nist- und Brutplätzen. Die Verwendung von recyklierten Baustoffen im Landschaftsbau sowie der Einsatz von smarten Beleuchtungs- und Bewässerungssystemen im Bonusfeld Ressourcen ergänzen die Liste. Zuletzt trägt das Projekt mit der Bereitstellung von privatem Freiraum, Gemeinschaftsbereichen sowie der Barrierefreiheit des Außenraums bzw. Gebäudes auch zum Bonusfeld Soziales positiv bei und komplettiert die hochwertigen Projektqualitäten für die zukünftigen Nutzer*innen und Anrainer*innen.
Fotos: IKEA Austria/Jakel