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Coronavirus bremst Neubauleistung

Trotz sinkender Tendenz bei den Wohnungsfertigstellungen wird es in der nächsten Zeit nicht zu Wohnungsknappheit in Wien kommen. Bleibt dennoch die Frage offen: Wird am Bedarf vorbeigebaut?
Michael Neubauer
Coronavirus bremst Neubauleistung
© ImmoFokus

Trotz des Rückgangs der Neubauleistung von ca. 19.000 Einheiten im Jahr 2020 auf heuer nur mehr 17.000 erwartet Bauernfeind keine Wohnungsknappheit. Für EHL Immobilienexpertin Sandra Bauernfeind war 2020 ein Ausreißer nach oben, mit dem der Rückstau aus den Vorjahren großteils abgebaut werden konnte, „und wir kommen jetzt auf ein Niveau zurück, auf dem Angebot und Nachfrage nachhaltig im Gleichgewicht sind.“ Zur Neubauleistung kommen noch 10.000 ehemalige Airbnb-Wohnungen, die den Markt entlasten sollen. Doch davon später.

Der Schwerpunkt der Nachfrage werde in Zukunft noch stärker im Bereich des leistbaren Wohnens liegen: „Man mietet oder kauft nicht die Traumwohnung, die man eigentlich haben möchte, sondern die Wohnung, die man sich leisten kann. Die durch COVID-19 beeinträchtigte wirtschaftliche Entwicklung schränkt die finanziellen Möglichkeiten vieler Mieter und Wohnungskäufer natürlich weiter ein“, hieß es dazu diese Woche bei der Präsentation des von der BUWOG und EHL Immobilien herausgegebenen Ersten Wiener Wohnungsmarktbericht 2021.

Denn die Preise steigen. Bei den Kaufpreisen rechnen die Autoren der Studie mit einem Plus von 4 Prozent in guten/sehr guten Lagen, während die Mieten mit +1,5 Prozent seitwärts gehen dürften. Bei Erstbezugs-Eigentumswohnungen gebe es in Wien keinen Bezirk mehr mit Preisen von unter 4.000 Euro pro Quadratmeter.

Ein stolzer Betrag. Ende Jänner 2021 waren mehr als 535.000 Menschen in Österreich als arbeitslos oder in Schulungen des AMS vorgemerkt. Zur Kurzarbeit angemeldet waren rund 470.000 Arbeitnehmer.

Auf der einen Seite machen niedrigen Zinsen günstige Finanzierungen möglich und die Verunsicherung über die weitere Wirtschafts- und Währungsentwicklung eine Veranlagung in Sachwerte noch attraktiver. Doch können diese dann auch vermietet werden? Schon jetzt stehen in vielen Projekten Wohnungen leer – vor allem aber nicht nur im höherpreisigen Segment.

Dass die 10.000 ehemaligen Airbnb-Wohnungen den Wohnungsmarkt entlasten können, daran glaube ich nicht. Viele Airbnb-Vermieter suchen verzweifelt nach Auswegen. Die Einnahmen fehlen seit Monaten. Die Kreditrückzahlungen dürften für viele, die mit Renditen aus Kurzzeitvermietung gerechnet haben, schon in ein paar Monaten zum Problem werden. In ihrer Not werfen die gescheiterten airbnb-Vermieter ihre möblierten Wohnungen auf den Markt – „Zwischenmiete“ heißt das neue Zauberwort. Doch gibt es eine so große Nachfrage nach möblierten Wohnungen? Das wage ich zu bezweifeln.