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Daheim im Burgenland

Leistbar. Das Burgenland kann abseits von Designer Outlets und dem Neusiedlersee noch mit anderen Attraktionen punkten.
Agnes Schmid

Leistbar. Das Burgenland kann abseits von Designer Outlets und dem Neusiedlersee noch mit anderen Attraktionen punkten.

Was vor allem im Norden Niederösterreichs an guten und schnellen Straßenverkehrsverbindungen als mangelhaft angesehen wird, kann in Österreichs jüngstem Bundesland nicht auftreten. „Das nördliche Burgenland, vor allem der Bezirk Neusiedl am See und Umgebung, kann vor allem mit der guten Verkehrsanbindung zu Wien durch Bahn und Autobahn und mit dem Neusiedlersee punkten“, erzählt Roswitha Knebelreiter, Geschäftsführerin von Remax P&I in Neusiedl am See.

Und Günter Buchinger, Geschäftsführer der Eisenstädter Immobilienkanzlei REAL2000 und Fachverbandsobmann im Burgenland ergänzt: „Der große Vorteil des nördlichen Burgenlandes, vor allem Eisenstadt bzw. Neusiedl am See, ist die zentrale Lage zwischen Wien, Bratislava und Budapest sowie die gute Erreichbarkeit über die Autobahnen A4 und A6 bzw. A3.“ Dadurch profitiert das Bundesland deutlich, ist Roswitha Knebelreiter überzeugt: „Durch die Nähe zu Ungarn und der Slowakei ist der Bezirk Neusiedl auch in wirtschaftlicher Hinsicht sehr interessant geworden.“ Die Drehscheibe zwischen den Ländern läuft offenbar nach wie vor wie geschmiert.

[caption id="attachment_1275" align="alignright" width="300"] © Fotolia / Ewald Fröch[/caption]

Was auch immer gut läuft: ein Besuch am Meer der Wiener. Der Neusiedler See, der seit jeher gerne von den Bundeshauptstädtern besucht wird, ist über die A4 in 30 Minuten erreichbar. In Wien fährt man sogar mit der U-Bahn zwischen einzelnen Bezirken oft länger… Im Süden des Landes, erzählt Immobilienexperte Buchinger weiter, wurde der Schwerpunkt auf den Ausbau des Thermentourismus gesetzt, „was auch sehr gut angenommen wird“.

Allerdings. „Die verkehrstechnische Erschließung kann mit dem Norden nicht mithalten.“ Aber auch an anderen Fronten bleibt das Burgenland nicht untätig: Landeshauptmann Hans Niessl will mit der eigens dafür ins Leben gerufenen Initiative „Wir bauen burgenländisch!“ für mehr Fairness am Arbeitsmarkt und in der Baubranche sorgen.

Durch diese Bauinitiative sollen heimische Betriebe noch stärker unterstützt, unlautere Konkurrenz eingedämmt sowie Lohn- und Sozialdumping unterbunden werden. Natürlich alles im Einklang mit EU- und Vergaberecht. Bei dieser Initiative will der Landesvater auch private Unternehmen als Partner gewinnen, frei nach dem Motto: Wertschöpfung, Arbeit und Geld sollen im Burgenland bleiben.

Attraktive Wohnbauförderung

Kommen oder vielmehr bleiben sollen auch die Einwohner des Burgenlandes. So rühmt sich die Verwaltung des Landes, österreichweit die beste Wohnbauförderung aller Bundesländer zu haben. Von 2010 bis 2014 wurden mit einem Budget von mehr als 655 Millionen Euro fast 20.000 Wohneinheiten im Land gefördert. 2015 stehen für die Wohnbauförderung mehr als 124 Millionen Euro zur Verfügung. Dabei punktet das Land der Burgen und Thermen ohnehin mit einem enormen Vorteil: die Preise. Das finden auch die Immobilienmakler. Remax-Lady Knebelreiter: „Letztendlich sind die Immobilienpreise im Burgenland noch immer im leistbaren Bereich und dadurch und auch aufgrund der sehr guten Wohnbauförderung für viele Wiener eine Entscheidung dafür, ihr Haus im nördlichen Burgenland zu bauen oder zu kaufen.“ Immer interessant seien natürlich Grundstücke und Häuser direkt am See oder in Seenähe. Nach wie vor sind Anlegerobjekte mit guten Renditen sehr gefragt, erzählt Knebelreiter weiter: Grundbuch statt Sparbuch eben. [caption id="attachment_1276" align="alignleft" width="300"] © Fotolia / Günter Menzl[/caption]

Immobilienpreise: starkes Nord-Süd-Gefälle

Im aktuellen Immobilienpreisspiegel der zuständigen Wirtschaftskammerorganisation sind zwar für Baugrundstücke (in Eisenstadt) leicht erhöhte Preise nachzulesen (plus 4,4 Prozent), Einfamilienhäuser sowie neue und gebrauchte Eigentumswohnungen sind in der Landeshauptstadt zu - im Österreich-Vergleich – günstigen Preisen zu haben. Dennoch, berichtet Günter Buchinger, hat sich heuer der bereits in den Vorjahren festgestellte Trend – steigende Preise in fast allen Kategorien – fortgesetzt, wobei die Preise im Norden des Landes wesentlich höher liegen als im Süden. Dennoch: „Im Allgemeinen ist jedoch anzumerken, dass das Preisniveau im Burgenland für die vorhandenen Gegebenheiten - Lebensqualität, Verkehrsanbindung, Landschaft, Wein, Kultur - durchaus als preiswert zu bezeichnen ist.“

Auch Remax P&I-Chefin Knebelreiter erwartet in der nächsten Zeit keine Steigerung der Preise sowohl bei Kauf als auch bei Miete: „In den Ballungszentren werden die Preise gleich bleiben. In den ländlichen Gebieten mit schlechter Infrastruktur und nicht so guter Verkehrsanbindung werden die Preise sogar etwas fallen.“ Herausragen werden nach wie vor Objekte direkt am See. Die Anmietung von Geschäftslokalen, Büros etc. ist deutlich zurückgegangen, stuft die Immobilienexpertin die Situation „im Moment als sehr schwierig“ ein.

Die öffentliche Hand ist vor allem in Eisenstadt in den vergangenen zwei Jahren bei größeren Bauvorhaben recht umtriebig gewesen, erzählt Buchinger. Die Aufzählung kann sich sehen lassen: Zubau und Modernisierung des Landes- und Bezirksgerichtes samt angeschlossener Justizanstalt Neuerrichtung der Burgenländischen Gebietskrankenkasse (Buchinger: „Leider auf der grünen Wiese“)

Um- und Zubau zu Gymnasium Kurzwiese

Um- und Neubau des Bundesschulzentrums (Handelsschule, Handelsakademie und Höhere Technische Lehranstalt). Aber auch von privater Seite werden laufend Investitionen vorgenommen, weiß der burgenländische Fachverbandsobmann: So wird zum Beispiel aktuell in der Nähe der BHAK/BHAS Eisenstadt ein neuer Burger King errichtet.

Neue Wohneinheiten

Die Siedlungsgenossenschaften errichten zudem ständig neue Wohnungen, um den anhaltenden Zuzug in die Ballungsräume abdecken zu können. So entsteht durch die Erste Burgenländische Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft (EBGS) mit dem Seepark in Kittsee (Bezirk Neusiedl am See) am Westufer eine exklusive freifinanzierte Architektenreihenhausanlage mit 16 Einheiten auf 4 Bauteilen. Besonderer Bonus: Liegewiese und Seezugang gibt es ausschließlich für Bewohner des Seeparks. Fertigstellung ist voraussichtlich heuer im Herbst.

Die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) hat in der Naturparkgemeinde Neuhaus am Klausenbach ein Wohnprojekt mit 14 Wohnungen sowie einem Altenwohn- und Pflegeheim entstehen lassen. Im Sommer erfolgte dann der Spatenstich für das neueste Wohnprojekt in der Gemeinde: betreubare Wohnungen für Senioren.

In Siegendorf setze die OSG ebenfalls ein Wohnungsprojekt um, jetzt befindet sich ein neues Reihenhausprojekt im Bau. Im Baugebiet „Seepark“ entstehen Niedrigenergie-Reihenhäuser, die Anfang 2016 bereits übergeben werden sollen. Unmittelbar neben dem Gemeindeamt ist in Siegendorf aber auch ein Geschäfts- und Bürogebäude ebenfalls durch die OSG errichtet worden. Der Ort scheint überhaupt für den Zuzug interessant zu sein. Die Genossenschaft plant dort bereits das nächste Wohnprojekt: An der Hauptstraße, direkt neben der Sportanlage, wird noch heuer mit dem Bau von 12 Wohnungen begonnen.


IMMOBILIENLAGE IM BURGENLAND

Der aktuelle Immobilienpreisspiegel von Remax für das 1. Halbjahr 2015 registrierte in den Grundbüchern 3.000 Immobilien-Verkäufe im Burgenland. Der Gegenwert dafür lag bei 205 Millionen Euro. Das sind also um 29 Prozent mehr Transaktionen, aber nur um 5 Prozent mehr Transaktionsvolumen in Euro.

Am stärksten, nämlich um rund die Hälfte, ist die Anzahl der Verkäufe in Güssing und Eisenstadt (Stadt, Umgebung, Rust) gestiegen, am schwächsten in Jennersdorf, Neusiedl und Oberpullendorf, nämlich knapp unter 20 Prozent. Die anderen Bezirke lagen dazwischen. Wie schon in den Vorjahren war das teuerste gehandelte Immobilienobjekt im Burgenland in Parndorf, diesmal um 17 Millionen Euro.