Wie optimistisch, wie pessimistisch gehen Sie in das neue Jahr?
Ich bin sowohl optimistisch als auch pessimistisch.
Pessimistisch deshalb, weil ich glaube, dass die Zinsrally noch nicht zu Ende ist und die Zinsen weiter steigen werden. Die Inflation wird uns noch länger begleiten, als die meisten glauben und vor allem die Energiekosten werden nach einer kurzen Entlastung auf einem hohen Niveau bleiben. Gleichzeitig bin ich auch optimistisch, weil ich davon ausgehe, dass viele, die ihre Immobilien mit Fremdkapital gekauft haben, in budgetäre Schwierigkeiten geraten werden. Das schafft Opportunitäten für unser Engagement am Markt und für gute Einkäufe. Allerdings verlangen diese Einkäufe das richtige Timing und man braucht auch das notwendige Eigenkapital. Über das verfügen wir und deswegen bin ich optimistisch, dass wir im nächsten Jahr, vor allem im nächsten zweiten Halbjahr gute Opportunitäten vorfinden und nutzen können.
Welche Assetklasse wird 2023 Investors Liebling?
Unser Liebling bleibt weiterhin Hospitality, also der Hotelsektor. Covid ist zwar vorbei, aber Inflation, steigende Zinsen, hohe Energiekosten und der Mangel an Mitarbeitern sind Brandbeschleuniger für die Hotellerie. Das bedeutet für uns, dass wir Opportunitäten vorfinden. Wir werden wie bisher schon fokussiert leerstehende Hotels erwerben, sie redesignen, rebranden und refurbishen, um sie dann an einen Top-Betreiber zu übergeben.
Auch das Zinshaus bleibt unser Liebling. Wir haben in den jüngsten Krisenzeiten gesehen, dass gute Zinshäuser in bester Lage absolute Bluechip-Immobilien sind und hohe Werte erzielen. Die Krise hat uns aber eindrücklich gelehrt, dass wir keine Kompromisse eingehen dürfen, sondern ausschließlich Immobilien, seien es Eigentumswohnungen, Zinshäuser oder Hotels in Top-Lagen in den Fokus nehmen. Sie haben auch in Krisenzeiten eine hohe Wertstabilität.
Was sind Ihres Erachtens die größten Herausforderungen in diesem Jahr?
Wir werden weiter den ESG-Motor vorantreiben und darauf achten, dass alle bestehenden und neuen Projekte den ESG-Vorgaben und der EU-Taxonomie entsprechen, um unseren Beitrag zu den notwendigen Umweltzielen zu leisten.
Wir sind in einem herausfordernden Kapitalmarkt unterwegs, das heißt es geht um hohe Kapitalkosten. Daher sollte man über das benötigte Eigenkapital verfügen, wenn sich Opportunitäten auftun.
Wie weit werden die Zinsen noch steigen? Wie geht es mit der Inflation weiter? Wie verhalten sich die Energiekosten? Und wie sehr lassen sich Investoren von den Unsicherheitsfaktoren beeinflussen?
Wir glauben, dass der Euribor durchaus noch auf 400 Basispunkte steigen kann, und kalkulieren für die nächsten fünf Jahre mit 350 Basispunkten im Schnitt. Bei der Inflation gehen wir davon aus, dass sie sich zwar kurzfristig einbremsen wird, aber wir doch für die nächsten fünf Jahre mit einer durchschnittlichen Inflation von fünf Prozent rechnen müssen.
Was die Energiekosten angeht, glauben wir, dass sie im Wesentlichen auf dem doppelten bis dreifachen Niveau bleiben werden, wie vor dem rasanten Anstieg. Diese Unsicherheitsfaktoren lassen sich beeinflussen, indem man diverse Derivative abschließt und die Zinsen durch Hedging absichert.
Bei den Energiekosten müssen wir schauen, welche Maßnahmen wir im Einklang mit ESG setzen können, um diese Kosten ein wenig einzufangen. Ganz bekommt man dieses Problem nicht beiseitegeschoben, auch weil wir es nicht zu 100% auf die Kunden überwälzen können und wollen.
Steigende Zinsen und Baukosten und nahezu explodierende Energiekosten, begleitet von einer verschärften Kreditvergaben - die Party am Immobilienmarkt ist vorerst vorbei. Welche Parameter müssten sich wie ändern, damit die Party wieder losgeht?
Die Party wird es so schnell nicht wieder geben. Aber der Markt wird dynamischer werden, wenn einige Parameter sich positiv entwickeln. Dazu sollte sich der Euribor auf ein erträgliches Niveau, sagen wir bei 200 Basispunkten einpendeln. Die Inflation müsste auf das EU-Ziel von 250 Basispunkten sinken und die Energiekosten dürften nicht höher sein als das Doppelte des Vorkrisenniveaus.
Dann wird es wieder eine positive Stimmung am Markt geben und das ist letztendlich ein ganz wesentlicher Parameter für eine gute wirtschaftliche Entwicklung.
Welche drei Themen werden die Immobilienwirtschaft 2023 am stärksten beeinflussen?
Das sind die Zinsen, dann Inflation und Energiepreise sowie schließlich die vorhandene Liquidität der Käufer.
Ihre Pläne und Ziele für Ihr Unternehmen 2023?
Wir werden weiter konsequent unseren Weg gehen. Das bedeutet flexibel auf den Markt reagieren und darauf achten, dass wir genügend Eigenkapital “in der Portokassa“ haben, um zum richtigen Zeitpunkt die Opportunitäten, die sich uns bieten, zu nutzen.