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Das dicke Ende kommt noch

Die Inflationsrate für August 2022 beträgt voraussichtlich 9,1 Prozent, wie aus Berechnungen von Statistik Austria im Rahmen einer Schnellschätzung hervorgeht. Das heißt: Geringere Kaufkraft und damit Reallohnverlust - für alle. Wobei es die Top-Verdiener verschmerzen können.
Michael Neubauer
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© REMG

„Die Inflationsrate für August 2022 wird voraussichtlich 9,1 Prozent betragen. Damit bricht erstmals der seit mehr als einem Jahr anhaltende Trend stetig steigender Inflationsraten“, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Ein schwacher Trost. -0,2% zum Vormonat liegt bei vielen Konsumenten außerhalb der Wahrnehmungsschwelle.

Hier einmal die nackten Zahlen:

Verbraucherpreisindex (VPI), August 2022

• +9,1 % zum Vorjahresmonat (vorläufige Schnellschätzung)

• -0,2 % zum Vormonat (vorläufige Schnellschätzung)

Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI), August 2022

• +9,2 % zum Vorjahresmonat (vorläufige Schnellschätzung)

• -0,2 % zum Vormonat (vorläufige Schnellschätzung)

Die österreichische Wirtschaft befinde sich derzeit noch in einer "günstigen Position", so kommentierte Wifo-Ökonom Josef Baumgartner Mitte August das aktuelle Umfeld. In den kommenden Monaten rechne er jedoch mit einer "Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik", die bis zum nächsten Jahr anhalten werde. Es gebe auch ein "Risiko nach unten". Die Kaufkraft sei aufgrund der hohen Preise gesunken und auch die Einkommen gehen zurück, denn es gäbe einen deutlichen Reallohnverlust.

Und dieser wird es in sich haben. Selbst bei einer Bezahlung über Kollektivvertrag (KV) wird es 2022 unter Einrechnung der Inflation im Schnitt ein Einkommensminus von 4,2 Prozent geben, rechnet das deutsche gewerkschaftsnahe Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) vor. Im Vorjahr gab es noch plus 0,7 Prozent - wobei, wer nur nach KV bezahlt wurde, hatte 2021 bereits ein Reallohnminus von einem Prozent.

Österreich wird laut WSI damit heuer schlechter abschneiden als der EU-Schnitt, wo die Reallöhne (plus Überzahlung) um 2,9 Prozent sinken werden. Zum Vergleich zu den minus 4,2 Prozent in Österreich: In Ungarn wird das Minus bei 0,3 Prozent liegen, in Tschechien hingegen bei minus 8,3 Prozent. In Deutschland wird ein Minus von 2,9 Prozent erwartet, in Italien von 2,1 Prozent. Innerhalb der EU-27 wird Österreich den zweithöchsten Rückgang bei den Realeinkommen verzeichnen, geht aus den Daten des WSI hervor.

Ein Reallohnverlust den die Gewerkschaften in den kommenden Lohnverhandlungen auszugleichen versuchen werden. Was wiederrum den Unternehmen Kopfweh bereiten wird. Denn diese steigenden Personalausgaben werden viele Budgets durcheinanderwirbeln.

Im Juni hatte die Regierung mit Verweis auf eine möglicherweise drohende Lohn-Preis-Spirale angeregt, bei der bevorstehenden Herbstlohnrunde über einmalige Prämien, statt über prozentuelle Lohnerhöhungen nachzudenken - was für die Gewerkschaften im Normalfall ein No-Go ist, da dies nicht nachhaltig ist.

"KV-Verhandlungen werden ja mit dem Ziel geführt, nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhungen und den fairen Anteil der Beschäftigten an den Produktivitätszuwächsen zu sichern. Diese Nachhaltigkeit ist durch Einmalzahlungen nicht gegeben", so der Gewerkschaftsbund (ÖGB) damals zur APA.

Wie gesagt. Das dicke Ende kommt noch.