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Das nachhaltige Gründerzeithaus

ESG, EU-Taxonomie, Klimaneutralität, Energiekrise. Schlagworte, die in der Immobilienwirtschaft in den letzten Monaten kaum einen Stein auf dem anderen gelassen haben.
Michael Neubauer
GRIM-SCHLINK, Margot
GRIM-SCHLINK, Margot
© REMG

Neuentwicklungen, welche die geforderten Kriterien nicht einhalten, werden schlechter gehandelt. Bauträger und Projektentwickler haben darauf bereits reagiert.

Aber wie sieht es im Bestand aus? Vor allem dieser muss in den nächsten Jahren seinen Beitrag zum Klimaschutz und zur Ressourcenknappheit leisten, denn unsere Umwelt ist bereits gebaut. Aber insbesondere bei Gründerzeithäusern hört man immer wieder, dass man diese ja nicht thermisch ertüchtigen kann und dass alternative Energiesysteme für diese nicht möglich sind. Da halte ich dagegen: Doch, das geht!

Erster Schritt Energiebedarfsreduktion

Ohne Energiebedarfsreduktion wird die Energiewende nicht zu stemmen sein. Deshalb gilt als oberste Prämisse bei jeder Sanierung: Energiebedarf runter, erst dann Heizungstausch. Bei Gründerzeithäusern gibt es dabei aber kein Patentrezept. Abhängig vom Gebäude können Einzelmaßnahmen oft schon eine deutliche Reduktion bewirken. Mögliche Maßnahmen können sein: Dämmung der obersten Geschossdecke, Fenstertausch, Einbau einer mechanischen Be- und Entlüftung, Dämmung von nicht strukturierten Außenwänden, Dämmputze, Innendämmung, außenliegende Verschattung.

Die Reduktion des Energiebedarfs hat aber vor allem den Vorteil, dass dadurch gleich einmal die Energiekosten sinken, was bei einem reinen Heizungstausch nicht zwingend der Fall ist. Weiters reduzieren sich auch die Investitionskosten für den Heizungstausch, weil die Anlagen gleich wesentlich kleiner ausfallen können.

Zweiter Schritt Heizungstausch

Gerade Gründerzeitgebäude sind sehr oft mit dezentralen Gasetagenheizungen ausgestattet. Heißt die Devise „Raus aus Gas“, ist eine Zentralisierung zu empfehlen. Egal welcher erneuerbare Energieträger (Wärmepumpe, Pellets beziehungsweise früher oder später die Fernwärme), eine zentrale Anlage macht vieles leichter. Für einen ersten Schritt kann diese auch noch mit dem bestehenden Gassystem umgesetzt werden. So ist es möglich, nach und nach einzelne Wohnungen anzuschließen, um einen späteren Umstieg auf erneuerbare Wärme zu erleichtern.

Gibt es Fernwärme ums Eck, ist oft die leichteste Variante, sich an diese anzuschließen. Aber auch Wärmepumpentechnologien sind im Gründerzeitbau möglich. Bestehende Radiatoren können hier auch weiterverwendet werden. Abhängig von der zuvor gelungenen Energieverbrauchsreduktion können diese schon ausreichend für eine Beheizung sein, oder es braucht gegebenenfalls noch weitere Heizflächen, zum Beispiel etwas größere Radiatoren oder Heizsegel. Bestehende Parkettböden können so oft verschont bleiben. Bei thermisch völlig ungedämmten Gebäuden können auch Wärmepumpen in Reihe geschalten werden, um die notwendigen Temperaturen zu erreichen.

Sanierungsfahrplan/Förderungen

Gibt es nicht ausreichend Investitionen für eine gesamtheitliche Sanierung am Stück, so ist es dennoch sinnvoll, ein Gesamtkonzept vor Augen zu haben, welches in Teilschritten umgesetzt werden kann. Solche gesamtheitlichen Konzepte werden derzeit auch von der Stadt Wien gefördert. Die dafür zuständige Anlaufstelle ist die Hauskunft.