Was unterscheidet Sie von anderen Versicherungsmaklern? Wo ist der USP?
Johann Gross: Unsere ausschließliche Fokussierung als Unternehmen auf das Thema Gebäudeversicherung. Die übliche Form der Gebäudeversicherung ersetzt Schäden durch Feuer, Sturm, Hagel, Leitungswasser, Glasbruch und Haftpflicht. Aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung sind wir daran gegangen, die bestehenden Lücken beim üblichen Versicherungsschutz, den sie überall bekommen, auszumerzen. Wir bieten ausschließlich maßgeschneiderte Lösungen an, Deckungen die sie sonst nicht bekommen - das ist sicherlich unsere Stärke!
… auch im Bereich Bauwesen?
Johann Gross: Auch in der Bauwesen. Wir alle wissen, dass Unmögliches doch passieren kann. Dafür gibt es in erster Linie die „Kasko“ und „Haftpflicht“ für Bauprojekte. Nicht zu vergessen die Vermögensschadenhaftpflicht. In allen drei Bereichen versuchen wir, den bestmöglichen Versicherungsumfang anbieten zu können – was zugegeben nicht immer leicht ist. Bei uns gibt es keine Versicherungsprodukte von der Stange, das überlassen wir anderen. Bauherrn-Haftpflichtversicherung oder die Bauwesenversicherung sind für uns die ersten Bausteine, bei denen wir die Bauträger begleiten. Es gibt von Anfang an ein Full-Service bis hin zur Wohnungsübergabe. Die Gebäudeversicherung ist quasi der Schlussstein.
Wenn ich in der Immobilienbranche in unterschiedlichen Funktionen tätig bin, kommt es da nicht zu Doppelversicherungen?
Johann Gross: Sie sprechen hier ein ganz aktuelles Thema an. Wir sind von der Wirtschaftskammer, genauer gesagt von der Fachgruppe der Immobilientreuhänder, beauftragt worden, vernünftige, der Praxis nahe Rahmenverträge auszuarbeiten. Das greift auch in die Berufshaftpflichtversicherung ein. Sowohl die Immobilientreuhänder als auch die Bauträger denken hier eine Umgruppierung des Versicherungsschutzes an. Vor allem da vermehrt von Seiten der Bauträger der Vorwurf kommt, dass die Prämien extrem teuer sind. Das hat den Hintergrund, dass in den bestehenden Verträgen viel zu viel mitversichert wird, das für den Bauträger und seine Berufshaftplicht nicht wirklich relevant ist. Es sind derzeit sehr viele projektbezogene Deckungen mitversichert, die aber mit einer Berufshaftpflicht, an die der Gesetzgeber dachte, nichts zu tun haben. Das muss man trennen und an dem arbeiten wir gerade.
Schlägt der Klimawandel bereits auf das Versicherungsgeschäft durch? Sind hier schon erste Auswirkungen spürbar?
Susanne Gross: Wenn die Zunahme des verrückten Wetters auf den Klimawandel zurückzuführen ist, dann spürt man das schon. Die meisten Versicherer in Österreich berücksichtigen das bei den sogenannten Katastrophenschutzdeckungen, in die z.B. Überschwemmungen, Rückstau oder Ähnliches hineinfallen. Da haben sich die Schäden der Vergangenheit bereits niedergeschlagen. In diesen Bereichen werden oft nur noch geringe oder gar keine Deckungssummen mehr angeboten.
Gibt es regionale Unterschiede in der Schadensverteilung?
Johann Gross: Vor allem in Wien hat man immer noch das Problem der alten Bausubstanz. Deshalb lässt sich auch ein Gefälle feststellen. Die Prämien im Osten sind doppelt so hoch wie in Westösterreich.
Das heißt, Sie müssen sich jedes Gebäude anschauen, das sie versichern wollen?
Johann Gross: Wir haben seit kurzem eine Schwestergesellschaft, die in erster Linie die Gebäudeneubauwertschätzungen macht. Nicht nur, weil uns der Versicherungswert interessiert, sondern auch, weil wir dadurch eine gute Dokumentation vom Zustand des Objektes und der Risikosituation vor Ort bekommen.
Gibt es bei den Versicherungsnehmern regional gesehen Besonderheiten?
Patricia Gross: Mentalität spielt sicher mit hinein. Wobei wir uns auch ganz bewusst aus dem Gebiet Westösterreichs raushalten. Wir gehen bis Salzburg und dann mehr in den Süden hinunter – Steiermark und Kärnten. Von Seiten der Immobilientreuhänder und den Bauträgern ist das Interesse gleich gelagert wie in Wien und Niederösterreich. In den einzelnen Bundesländern gibt es jedoch sehr starke Landesversicherungen, die sind nicht zu unterschätzen.
Was ist der größte Umsatzbringer bei der Gebäudeversicherung?
Susanne Gross: Eindeutig die klassische Leitungswasserschadenversicherung, das ist die mit Abstand prämienintensivste. Aus der Haftpflichtversicherung gibt es primär den Schadensbereich der sogenannten Folgeschäden aus Witterungsniederschlag. Also aus dem Bereich des Klimawandels – wenn man jetzt so will. Deshalb gibt es hier auch einen Anstieg an Leistungen. Die klassischen Haftpflichtschäden halten sich eigentlich in Grenzen.
Gibt es eigentlich viele Streitfälle?
Johann Gross: Da kann und will ich jetzt nur über den Immobilienbereich sprechen. Was wir im Laufe der Jahre schon festgestellt haben, ist, dass in der Branche immer noch angenommen wird, egal ob vom Hausverwalter oder vom Bauträger, dass Wohngebäudeversicherungen von unterschiedlichen Anbietern alle dasselbe beinhalten und dass es egal ist, wo die Versicherung abgeschlossen wird. Das ist eine Fehleinschätzung. Es gibt jede Menge Deckungslücken. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, diese zu schließen und darüber hinaus auch Deckungen anzubieten, die man woanders nicht bekommt. Aus diesem Grund haben wir in der Schadensabwicklung relativ wenig Diskussionen mit den Versicherern, wenn es sich um einen unserer Verträge handelt.
… und bei „Fremdverträgen“?
Susanne Gross: Da stellen wir schon öfter Ablehnungen aufgrund von Deckungslücken fest. Wir sind dann gefordert solche Verträge zeitnah auf einen adäquaten Versicherungsumfang umzustellen. Auf der anderen Seite gibt es das Thema Sachverständige, die bei einem namhaften Schaden zur Begutachtung hingeschickt werden. Diese treffen in ihren Gutachten oft versicherungstechnische Entscheidungen. Das wäre eigentlich nicht ihre Aufgabe, weil der Versicherungsvertrag im Detail mit sämtlichen Sondervereinbarungen dem SV nicht bekannt ist. Da müssen wir immer hinter den Gutachten nacharbeiten und kontrollieren, weil diese zu einem Drittel nicht stimmen.
Ihr bisher größter Schaden?
Johann Gross: Wir versichern auch einige Sägewerke. Kurz vor Weihnachten ist in Deutschland eines davon abgebrannt. Das wird jetzt mit Abstand unser größter Schaden. Zum Glück hat uns in der Gebäudeversicherung noch nichts Größeres getroffen. Die „großen“ Fälle kommen eher aus dem Bereich Leitungswasser – geplatzte Druckleitung, Kanalgebrechen. Solche Fälle haben wir täglich.
Eine Frage zum Volkssport „kleiner Versicherungsbetrug“: „Jetzt habe ich zehn Jahre einbezahlt, die Prämie hol’ ich mir wieder zurück.“
Susanne Gross: Das geht bei uns nicht, weil wir dabei eng mit den Hausverwaltern kooperieren. Solch Ansinnen hatten wir in der Art noch nicht. Es gibt ja auch kaum ein Objekt, dass in zehn Jahren keinen Schaden vorzuweisen hat. Das bringt schon der normale Lauf mit sich. Den meisten Eigentümer ist gar nicht bewusst, wie viele Schäden im Laufe der Zeit von der Versicherung übernommen wurden, da gibt es oft einen echten Aha-Effekt.
Patricia Gross: Früher hat man gern das Wort Kulanz verwendet, heute sagen wir, wenn etwas gut versichert ist, braucht man keine Kulanz. Wenn ich ordentlich versichert bin, zahlt mir der Versicherer das, was mir zusteht. Bei unseren Klienten weit mehr als anderswo.
Versicherungen beteiligen sich aber auch an voraussehbaren „Sanierungen“. Der Zugang ist der, dass die Versicherung davon ausgeht, dass nach einer Sanierung die Schäden geringer sind, sie also in Summe weniger wird leisten müssen.
Wo werden aus Ihrer Sicht beim Abschluss von Versicherungsverträgen die gröbsten Fehler gemacht?
Patricia Gross: Oft werden Reihenhäuser gekauft, die zu einer Wohnungseigentumsgemeinschaft gehören und deshalb nicht separat zu versichern wären. Viele wollen aber „ihr“ Eigentum selbst versichern. Im Falle eines Schadens zieht das einen Rattenschwanz an Problemen nach sich, weil jeder dieser Reihenhausbesitzer einen anderen Versicherer, ein anderes Produkt und einen anderen Deckungsumfang hat. Eine weitere Konsequenz: Die Hausverwalter können dies dann auch verwaltungstechnisch nicht mehr handhaben.
Susanne Gross: Vor allem gibt es dann ja auch Allgemeinflächen, die sind manchmal gar nicht versichert. Viele Leute sind da einfach nicht aufgeklärt, sie setzen die eigene Existenz aufs Spiel.
Johann Gross: Wenn ich hier einhaken darf. Wir hatten auch schon Fälle, bei denen sich ein Eigentümer querlegt, wenn es um Vertragsverbesserungen geht, weil er bei seinem Versicherer selbst versichern will. Da kann es im Ernstfall soweit kommen, dass sich die anderen Eigentümer an ihm schadlos halten können, weil mangels Fachwissen etwas nicht versichert wurde.
Man hört immer wieder den Vorwurf, dass Hausverwaltungen Rabatte, die ihnen die Versicherungen gewähren, nicht an die Mieter weitergeben und sich die Rabatte in die eigene Tasche stecken.
Johann Gross: Solche Gerüchte kenne ich auch. Das mag auch vor über 20, 30 Jahren ein Thema gewesen sein, ist es heute aber aus meiner Sicht nicht mehr. Die Versicherer unterliegen einer derartig srengen Aufsicht und die FMA führt unangemeldete Kontrollen durch. Ich glaube, dieses Thema ist vom Tisch.
Ist der Wettbewerb härter geworden bei den Versicherungen? Ist es ein Prämienwettbewerb?
Susanne Gross: Zum Teil. In den letzten zwei bis drei Jahren hat es sich ein bisschen zu Gunsten besserer Deckungen gedreht. Das bedeutet, dass nach und nach die großen Versicherungen neue Tarife herausbringen, die immer umfassender werden. Heute weiß jeder, wenn man billig anfängt, muss man in spätestens zwei Jahren die Prämie anheben oder den Kunden rausschmeißen. Beides kommt nicht gut an. Deshalb bringt es nichts, sich zu Dumping- Preisen Risiken ein zu kaufen.
Wo kommt das meiste Neugeschäft her? Empfehlungen?
Patricia Gross: Ja, mittlerweile schon, würde ich sagen. Wir sind auf vielen Veranstaltungen unserer Zielklientel als Sponsor aktiv. Man kennt uns, man sieht uns bei den Veranstaltungen. Auf der anderen Seite steht man unter Beobachtung. Daher sollten wir tunlichst keine Fehler machen.
Johann Gross: Offensichtlich hat sich unser Ruf jetzt schon soweit etabliert, dass wir mittlerweile von Bauträgern und Hausverwaltern angesprochen werden. Es ist das Beste, wenn du angesprochen wirst, ob du z.B. in einem Schadensfall unterstützend zur Seite stehen würdest, auch wenn teilweise noch gar keine Kundenbeziehung vorhanden ist. Wenn du das positiv abwickelst, hast du das Vertrauen gewonnen und dann bleibt einem der Kunde. Und das hat bis jetzt sehr gut funktioniert.
Wie ist die Rollenverteilung im Familienunternehmen?
Susanne Gross: Sehr spannend, es ist immer anders. Also ich bin eher für das Organisatorische zuständig und arbeite lieber im Hintergrund. Das hat sich mit der Zeit auch geändert.
Johann Gross: Zum Netzwerken hat mich vor Jahren meine Gattin getrieben. Die ist eine klassische Netzwerkerin, das war in Wahrheit nicht meins.
… und was macht Ihnen am meisten Spaß?
Patricia Gross: Das Netzwerken. Ohne dem geht es heute nicht mehr.
Versicherungsmakler - für Sie ein Traumberuf oder familiär bedingter Traumberuf?
Patricia Gross: Das ist schwer zu beantworten. Ich habe bei meiner Ausbildung an einer HTL eine ganz andere Richtung eingeschlagen, bin aber anscheinend erblich vorbelastet. Das Interesse hat mit der Zeit einfach zugenommen. Mittlerweile sind wir drei ein gutes Team wo jeder seinen Platz gefunden hat.
Keine Generationenkonflikte?
Susanne Gross: Die gibt es bei uns nicht. Diskussionen ja, aber die sind befruchtend. Anfangs waren die Anforderungen ganz anders, als sie derzeit sind. Es hat sich einiges anders entwickelt, weil wir sehr schnell gewachsen sind. Dadurch sind die Grenzen ein bisschen verschwommen.
Wohin man in ihrem Büro schaut, an allen Wänden hängen Bilder.
Johann Gross: Ich bin vor zwei, drei Jahren auf den Geschmack gekommen. Seither könnte ich nur noch Kunst einkaufen. Das ist eine richtige Sucht geworden. Oft sehe ich wo ein Bild und denke mir „Das muss ich haben“ – da bin ich schon auch ein bisschen anstrengend.
Susanne Gross: Besonders angetan haben es uns die Maler Martin Kellner und Josef Stromberger.
Johann Gross: Kunst wurde zur Leidenschaft, wie auch Golf. Die einen probieren es und kommen nie wieder, die anderen werden süchtig. Ich bin süchtig.