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Dekarbonisierung von Gebäuden durch CO₂-Speicherzertifikate

Die Zertifikate können gehandelt oder von institutionellen Bauherren an der eigenen CO₂-Bilanz auf dem Weg zu Netto Null angerechnet werden.
Michael Neubauer
TF_Wald
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© David J. Engel

Das Zürcher PropTech Startup Timber Finance entwickelte weltweit erstmals eine anerkannte Methodologie, damit Bauherren und Immobilien-Investoren ihre Klimaleistung "in Holz zu bauen" durch CO₂-Zertifikate monetarisieren können. Unterstützt wird es dabei u.a. durch den Innovationspartner Migros-Pionierfonds.

Viele Industrien profitieren schon länger von Einnahmen aus dem Verkauf von CO₂-Zertifikaten. Nun wurde erstmals ein neues, Asset bildendes Instrument für die Immobilienwirtschaft zur Förderung des Holzbaus geschaffen. Seit 2022 ist der Holzbau von internationalen Organisationen wie die UNFCCC oder der EU wie auch in der Schweiz als CO₂-Speicherlösung anerkannt: CO₂ wird durch den Wald der Atmosphäre entzogen und kann ohne Zerfall durch Käfer, Sturm oder Feuer dauerhaft in der Tragkonstruktion des Holzbaus gespeichert werden. Gleichzeitig ersetzt Konstruktionsholz emissionsintensive Baumaterialien wie Stahl oder Beton, wirkt daher doppelt und kann als Dekarbonisierungsstrategie angewendet werden.

Timber Finance lanciert in diesen Tagen die Pilotphase und adaptiert die internationale Methodologie auf Schweizer Verhältnisse. Rund 20 innovative Holzbauprojekte können an der Pilotphase teilnehmen, um durch die CO₂-Speicherzertifikate zusätzlichen Wert für ihre Holzbauprojekte zu schaffen. Parallel dazu nehmen ein halbes Dutzend Schweizer Forstreviere an der Pilotphase teil und erhalten für eine nachhaltige, klimarelevante Waldbewirtschaftung Vergütungen aus den Zertifikatserlösen. Bauherren und Waldbewirtschafter sind eingeladen, sich mit Holzbauprojekten bei Timber Finance zu melden. Eine Ausweitung auf internationale Märkte ist für 2025 geplant.

"Wir haben es geschafft, ein Instrument zu entwickeln, das zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors beiträgt und durch die Monetarisierung der Klimaleistung neue Werte im Bausektor schafft. Die Erlöse kommen sowohl der Bau- wie auch der Waldseite zugute und schaffen somit einen Anreiz, vermehrt in Holz zu bauen und den Wald klimarelevant zu bewirtschaften."
—Frank Vasek, Carbon Solutions Timber Finance.

Die CO₂-Zertifikate können auf den CO₂-Märkten gehandelt (Offsetting) oder von institutionellen Bauherren an der eigenen CO₂-Bilanz auf dem Weg zu Netto Null angerechnet werden (Insetting). Die Entwicklung und Umsetzung der Methodologie wurde u.a. durch den Migros-Pionierfonds als Innovationspartner massgeblich unterstützt.

Projekt Pünt setzt neue Massstäbe

Der Ersatzneubau Pünt der Siedlungsgenossenschaft Eigengrund in der Gemeinde Egg, Kanton Zürich, ist ein herausragendes Beispiel nachhaltigen Bauens. Mit einer Hauptnutzfläche von 7.050 m² und der Verwendung von regionalem und zertifiziertem Holz speichert es 1.462t CO₂ in der Holztragkonstruktion und reduziert zusätzlich Emissionen um weitere 508t CO₂. Dieses Projekt zeigt, wie dank CO₂-Speicherzertifikaten klimafreundliches Bauen in Holz im Einklang mit wirtschaftlichen Vorteilen umgesetzt werden kann.

Forstreviere

Im Rahmen des Pilotprojekts beteiligen sich auch Forstreviere aus der ganzen Schweiz an der klimaoptimierten Bewirtschaftung von 15'000 Hektaren Waldflächen. Ziel ist es, die CO₂-Aufnahme zu steigern sowie die Ökosystemleistungen der Wälder zu entschädigen. Das jährliche Holzerntepotential soll optimal bewirtschaftet werden, sodass das Holz priorisiert dem Bau zur Verfügung gestellt wird, um das darin gespeicherte CO₂ langfristig zu binden und somit einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.