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Der Einsatz von Kork als Dämmmaterial

Günther Henrique Schiesser, Geschäftsführer von Korken Schiesser über den Einsatz des vielseitig verwendbaren Dämmstoffes Kork.
Lisa Grüner
Der Einsatz von Kork als Dämmmaterial
© ImmoFokus

Warum wird Kork zur Dämmung eingesetzt?

Im Laufe der Evolution hat die Natur perfekte Systeme entwickelt, die Pflanzenarten gegen die unterschiedlichsten Umwelteinflüsse schützen. Die Korkeiche ist mit einer Rinde ausgestattet, die den Baum gegen Hitze, Kälte, Nässe und Lärm isoliert. Diese dämmenden Eigenschaften der Rinde hat sich der Mensch seit vielen Jahrhunderten zu Nutze gemacht und vor allem in der Bauwirtschaft eingesetzt.

Von welcher Menge reden wir da?

Von sprechen von ca. 50.000m³ expandierten Kork pro Jahr in 50 Länder.

Wie und woraus wird das Dämmmaterial produziert?

Für Dämmkork wird in erster Linie das harzreiche Korkmaterial der Äste verwendet. Dieser Rohstoff wird im Fachjargon Falca genannt und ist ideal für den Dämmkork. Die gemahlende Falca wird unter Zufuhr von ca. 370° Grad heißem Wasserdampf und unter 1 bar Druck in einem Autoklav gebacken. Die Zellen vergrößern sich ("expandieren") und das eigene Harz Suberin wird durch die hohe Temperatur frei und die Zellen verbinden sich miteinander.

Kork als Dämmmaterial ist ja nicht neu, es wurde schon in älteren Gebäuden eingesetzt. Warum hat sich das nicht mehr durchgesetzt?

Schuld daran sind der Preis, die langen Transportwege, aber auch die Lieferzeit und Verfügbarkeit.

Preislich gesehen liegt es wo?

Der Preis beträgt das Doppelte verglichen mit Hanf- und Holzfaser-Fassadenplatten.

Umstritten ist die Innendämmung mit Kork. Gibt es immer noch Probleme mit dem typischen Eigengeruch?

Nein, die Voraussetzung dafür ist die richtige Verarbeitung.

Kommt Dämmkork in Österreich zum Einsatz?

Heute wird Dämmkork in Österreich vor allem als Wärme- und Schalldämmung in WDVS Wärmedämmverbundsystemen der Fassaden verwendet. Seine Wärmeleitfähigkeit von 0,040W/mK, sein  Gewicht von ca 100 kg /m³ , seine Diffusionsoffenheit und seine Festigkeit machen Ihn an der Fassade zur besten ökologischen Alternative gegenüber künstlich hergestellten Dämmstoffen.

Jährlich werden in Österreich ca 15.000 m³ Dämmkork an der Fassade verarbeitet, vor allem der private Bauherr schätzt diesen natürlichen langlebigen Dämmstoff. Für die nächsten 20 Jahre ist die gesamte Weltkorkernte mit 360.000m³/Jahr limitiert, wobei große Mengen dieser Ernte in den Bereich Schuhindustrie, Hightech Formenbau, Akustik - Lösungen und natürlich für den Weinkorken benötigt werden.

Bei der Korkproduktion wird ja sehr darauf geachtet, dass wirklich alles verwertet wird. So wurden beispielsweise bei der VieVinum 2022 die Korken eingesammelt. Was wurde damit gemacht?

Richtig, wir sammeln die Korken bei uns und schicken sie 2 x im Jahr nach Portugal zu den Fabriken retour. Bei unserer letzte Lieferung im Mai verluden wir ca. 600 kg Wein- & Sektkorken (ca. 100.000 Korken).  In Portugal werden diese Korken dann zerkleinert und granuliert und im Moment für Schuhsohlen wieder verwendet. Für Dämmkork werden diese Korken gar nicht verwendet, hier wird speziell Jungfernrinde genommen, das ist eine Korkrinde, die auf Grund Ihrer Dicke noch nicht für Weinkorken verwendet werden kann.

Dämmkork kann recycelt werden, die Entsorgung von reinem Dämmkork ist unbedenklich.

Was passiert mit dem Baum, wenn die Rinde entnommen wird?

Der Kork ist die Rinde der Korkeiche (lat. Quercus suber) und dieser Baum kann geschält werden. Zum ersten Mal wird eine Korkeiche nach 25 Lebensjahren geschält, danach etwa alle 9 bis 11 Jahre. Das wunderbare an der Korkeiche ist, dass Ihre Rinde wieder nachwächst und diese nach 9 Jahren eine Dicke von bis zu 6 cm erreicht und wieder geschält werden kann. Wir bezeichnen daher den Kork als nachwachsenden Rohstoff (NAWARO) und eines der wertvollsten Produkte der Natur.