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Der Fortschritt ist grün

„Grün“ beim Häusl bauen und in der Bauwirtschaft insgesamt ist nicht mehr aufzuhalten. Was vor mehreren Jahrzehnten noch unvorstellbar war, ist heute allerorten Realität - und der Trend zeigt, dass Bauen in Zukunft noch grüner werden wird.
Reinhard Krémer

„Grün“ beim Häusl bauen und in der Bauwirtschaft insgesamt ist nicht mehr aufzuhalten. Was vor mehreren Jahrzehnten noch unvorstellbar war, ist heute allerorten Realität - und der Trend zeigt, dass Bauen in Zukunft noch grüner werden wird. Der Einsatz von Holz als Baumaterial - vor mehreren Jahrzehnten nur wenig geliebt - ist heute gang und gäbe. Dabei wird in Wirklichkeit einfach nur dort fortgesetzt, wo man schon im Mittelalter mit dem Bau von Fachwerkhäusern war.

Dass heute aber ein ganzes Hochhaus aus Holz gebaut wird, kann man wahrlich als spektakulär bezeichnen. Was in Dornbirn mit dem achtstöckigen LifeCycle Tower begann - dort hat die Vorarlberger CREE GmbH, die zur Rhomberg-Gruppe gehört, mit einem Hybrid-Bausystem für Hochhäuser, das überwiegend aus Holz besteht, den Tower entwickelt - ,setzt sich in der Bundeshauptstadt fort: Hier soll bis 2018 in der Seestadt Aspern das „HoHo Wien“, das weltweit einzige 24-geschoßige Hochhaus in Holzbauweise, entstehen. Bei dieser Geschoßhöhe wird’s wahrscheinlich nicht lange bleiben: Bis zu hundert Meter hohe Mehrgeschoßer aus Holz mit Fertigteilcharakter sind schon heute technisch machbar.

Wenn der Zug in diese Richtung weiterfährt, stehen massive Veränderungen im Städtebau bevor. Eine der sicherlich erwünschten Nebenwirkungen: Das Klima in den Städten wird deutlich besser werden, weil Holz wärmeregulierend wirkt.

Wenn es um das Recycling von Baumaterialien geht, ist die Bauwirtschaft heute ohnehin schon dort, wovon Idealisten vor mehreren Jahrzehnten nur geträumt haben. Kaum ein Unternehmen, das nicht gebrauchte Materialien in großem Stil verarbeitet und sie wieder dem Wirtschaftskreislauf zuführt. Immerhin geht es dabei um wertvolle Ressourcen und mit etwas Glück kann man dabei natürlich auch Geld machen - Stichwort „Urban Mining“.

Mit diesen Maßnahmen ist man am besten Weg, das Cradle to Cradle (C2C; „von der Wiege zur Wiege“) - Prinzip des Chemikers Michael Braungart und des Architekten William McDonough umzusetzen. Dieses Prinzip sieht vor, die gesamte Industrieproduktion so umzustrukturieren, dass praktisch geschlossene Materialkreisläufe entstehen. Dabei wird der Materialstrom „von der Wiege zur Bahre” nicht verringert oder verzögert (also weniger Wasser, weniger Energie oder weniger mineralische Rohstoffe eingesetzt), sondern es sollen vielmehr Stoffwechselkreisläufe erzeugt werden, die eine naturnahe Produktionsweise ermöglichen und Materialien immer wieder neu nutzen.

Gebäude sollen zum Beispiel in Zukunft einen positiven Beitrag für die Umwelt leisten, anstatt sie zu belasten. Wie Bäume sollen sie Sauerstoff produzieren, die Luft reinigen, Regenwasser sammeln und die biologische Vielfalt unterstützen. In einer nach C2C-Prinzipien strukturierten Industrie gehört jedes Material und jedes Bauteil eines Produkts oder Gebäudes einem von zwei Kreisläufen an: Dem natürlichen, in dem Materialien biologisch restlos abgebaut werden können, oder dem technischen, wo sich Materialien und Produkte endlos wieder verwenden lassen.

Wer sich die rasante Entwicklung der Bauindustrie in den vergangenen 40 Jahren ansieht, ahnt, dass wir die Umsetzung dieser Utopien noch erleben werden.